Staatsanwalt zollte Zeuginnen Respekt
Diese hohe Anerkennung - ganz und gar nicht alltäglich in einem Gerichtsverfahren - zollte Staatsanwalt Reinhard Lubitz, der Leiter der Jugendabteilung, den beiden Neumarkter Zeuginnen Birgitt Hoffmann (36) und Bettina (Tina) Naubert (40), die am Dienstag in dem Prozess gegen vier Sandler gehört wurden. Eine Frau und drei Männer - darunter ein 30 Jahre alter gebürtiger Neumarkter - hatten im November 2002 einen schlafenden Obdachlosen auf einer Parkbank am Altdorfer Ankerweiher angezündet und damit getötet (über den ersten Verhandlungstag berichtete neumarktonline aktuell am 24. Juni).
Wie sie erzählten, als aus einem abendlichen Gassigehen mit einem Vierbeiner ein Horrortrip wurde, an dessen Ende ihre eigene Ohnmacht stand. Sie waren zufällig hinzugekommen, als auf der hintersten Parkbank zwei vermeintliche Fackeln ihr gesteigertes Interesse weckten. Beim näheren Hinsehen erwiesen sich die "Fackeln" als ausgestreckte Arme eines Menschen, der mit nach hinten hängendem Kopf auf der Parkbank hilflos den Flammen ausgesetzt war. Ihren ersten Plan, das Feuer mit der Schutzjacke der Zeugin Tina zu löschen, verwarfen sie, weil sie befürchteten, das Polyestermaterial könnte die mörderischen Flammen nur noch mehr entfachen. Blitzschnell holten sie aus einem Papierkorb den darin befindlichen Plastiksack heraus, rannten zum etwa 20 Meter entfernten Weiher und befüllten ihn - mindestens sieben Mal - mit Wasser, das sie über die noch lebende Fackel gossen.
Die Zuhörer, unter ihnen wohl auch eine Freundin der Angeklagten, die dieser wie zum Hohn fröhlich zuwinkte, litten förmlich mit den beiden engagierten Zeuginnen noch einmal mit. Bettina Naubert: "Das war das schrecklichste Erlebnis meines Lebens" und Birgitt Hoffmann pflichtet ihr bei: "Das war der schlimmste Geruch, den ich jemals in meiner Nase hatte." Die Verhandlung wird fortgesetzt. Erich Zwick
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