Die Sonne Italiens fehlte -
aber Frau Luna ließ grüßen

Blick vom Schauturm auf die Arena. Die bunten Schirme brauchten weder gegen Sonne noch gegen Regen ihren Zweck zu erfüllen. Fotos: Erich Zwick
NEUMARKT. In Neumarkt leben zwar 144 Italiener, aber wären nur sie gekommen, hätte die "Italienische Nacht" im Biergarten des "Oberen Ganskeller" stattfinden können. So aber drängelten sich mehr als eineinhalbtausend frohgestimmter Ballbesucher in und um die festlich illuminierte Arena auf dem ehemaligen Landesgartenschaugelände.

Allein 1.200 Eintrittskarten (Preis 12 Euro) waren im Vorverkauf an den Mann/die Frau gebracht worden. Und da drängelten sie am Samstag Abend, gewandet in festlichen oder gewagten Ballkleidern oder im legeren Freizeitlook vorbei an "Signorina Carla Carbonara", die zur Gitarre neapolitanische Lieder schmetterte.

Eigentlich hätte der Chronist den rückblickenden Bericht über das "Ballereignis des Jahres" ganz anders beginnen müssen: mit dem Philosophieren über das Wetter. Hatte es doch den ganzen Tag über so
Oberbürgermeister Alois Karl begrüßt die gutgelaunten Gäste zur Italienischen Nacht auf dem weitläufigen LGS-Gelände.
ausgesehen, als würde das festliche Event buchstäblich ins Wasser fallen und die sorgenvolle Miene der Kulturamtsleiterin und Festorganisatorin Dr. Gabriele Moritz eine halbe Stunde vor der musikalischen Begrüßung durch die nimmermüde Italo Popband "I Dolci Signori" ließ nichts Gutes ahnen. Doch der Wettergott ließ seine Neumarkter nicht im Regen stehen; zwar bahnte sich die Abendsonne keinen Weg mehr durch das Wolkenband, aber zu vorgerückter Stunde lächelte Frau Luna vom Firmament.

"Der nächste Regen kommt von der Küste, und bis der bei uns ist, sind wir längst wieder zu Hause", sollte Oberbürgermeister Alois Karl mit seiner brillanten Begrüßungs-Prognose Recht behalten, mit der er "cosi tante venuti" zu einem italienisch-deutschen Willkomm ausholte. Seine weiteren Ausführungen, denen auch die längst zu Neumarktern gewordenen Italiener - hier erwähnte das Stadtoberhaupt die Familie Lentini, die Besitzer der in den 70er Jahren als Jugendtreff beliebten "Mafia" - mühelos folgen konnten, hielt der OB in deutscher Sprache, eingefärbt mit dem unverwechselbaren Neumarkter Dialekt.

Die südländischen Klänge der Italo-Popband "I Dolci Signori" lockten auf die Tanzfläche.
So spannte Alois Karl den Bogen ganz weit, um die enge Verbundenheit zwischen Deutschen und Italienern plastisch darzustellen: angefangen von den unseligen historischen Verbindungen zweier Weltkriege ("wollen wir nicht weiter erwähnen", aber g'sagt hat er's trotzdem) über die Italiener als Gastarbeiter (die ersten waren beim Bau des Ludwig-Donau-Main-Kanals vor 168 Jahren dabei) bis hin zu italienischer Mode (Armani, Cerruti, Bulgari etc.), zu italienischen Autos (Ferrari, Lambourgini, Alfa Romeo usw.) und zu "Amore". So erzählte der OB, dass dieser Leidenschaft das Neumarkter Krankenhaus zu "verdanken" sei. Jene erwähnten Kanal-Gastarbeiter hätten nämlich beim Bau der Wasserstraße nicht nur Knochenbrüche und Quetschungen erlitten, die behandelt werden mußten, sondern sich bei ihrer "Freizeitbetätigung" auch die Syphilis geholt. Weil das Klinikum justament in Sichtweite war, mußte auch dies schließlich einmal gesagt werden...

Nach diesen dezenten Hinweisen auf die Wechselfälle des Lebens zurück zum quicklebendigen Ballgeschehen, das in diesem Jahr zum siebten Mal über die Arena-Bühne ging. Nach der Rocknacht mit "Converted" im Vorjahr diesmal ganz im Zeichen von Grün-Weiß-Rot, womit an die Veranstaltungen beim italienischen Sommer im Park am 7. Juli und an die Open-Air-Oper "Nabucco" mit 1.500 Zuschauern angeknüpft wurde.

Atemberaubende Dessous - willkommener Anlass zum Brillengläserputzen.
Einer der unbestrittenen Höhepunkte des Samstag Abend: die profimäßig von Ingrid Loichinger und ihren routinierten Models präsentierte Damen-, Herren-, Kinder- und Dessousmodenschau, die sich wohltuend von den üblichen Laufsteg-Repräsentationen abhob. Besonders die putzigen Nachwuchs-Mannequins und -dressmen ernteten "standing ovations", während die verführerischen Dessousträgerinnen zu einem Brillengläserputzen besonders bei der reiferen Männerwelt animierten.

Ein weiteres Highlight der ganz anderen Art: das aufwändige Barockfeuerwerk an den Wassergärten, stilvoll untermalt von italienischen Opern-Arien. Da kamen selbst die Zaungäste, die sich zu vorgerückter Stunde in Scharen auf der König-Ludwig-Brücke versammelt hatten, voll auf ihre "Kosten"

Das wiederum konnten nicht alle von sich behaupten, die einen großen Hunger mit aufs Fest gebracht hatten und auf eine harte Geduldsprobe gestellt wurden. Naja, wer des Anstehens überdrüssig war, hatte vielleicht nach einer langen Nacht noch einen Zapfen Wurst vom Krauß, Bögerl, Walk oder sonst einem Neumarkter Premium-Metzger im häuslichen Kühlschrank.

Vielleicht klappt's dann beim Juravolksfest besser mit Antipasti, Scampi, Pizza oder wenn wieder nicht, dann kann man ja immer noch auf die traditionellen Bratwürst, Hax'n und Goggerl zurückgreifen.
Erich Zwick


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