neumarktonline Dokumentation

Verleihung der Silbernen Stadtmedaille an Johannes Göstl


Meine sehr geehrten Damen und Herren des Stadtrates,
sehr geehrter Herr Göstl,
lieber Hans!

Die Stadt Neumarkt ehrt auch heuer, wie in den vergangenen Jahren zu ihrer Weihnachtssitzung in einer ganz besonders feierlichen und festlichen Form Persönlichkeiten, die sich um unsere Stadt Neumarkt in einer ganz besonderen Weise verdient gemacht haben, sich durch Tätigkeiten und Leistungen in besonderer Weise herausgehoben haben.

Diese Verdienste, so führt es unsere Satzung über die Verleihung der Stadtmedaille aus, können die zu ehrenden Persönlichkeiten auf den verschiedensten Gebieten erlangt haben. Angesprochen sind Leistungen im Bereich der Politik, der Kultur, der Wirtschaft oder des geistigen oder sozialen Lebens. Wichtig ist alleine immer, dass der oft jahrzehntelange Einsatz des heute Ausgezeichneten geradezu vorbildlich für die Allgemeinheit gewesen ist und er dem allgemeinen Wohl in besonderer Weise gedient hat.

Du, lieber Hans, hast Dir besonders auf dem sozialen Feld in der Behindertenarbeit größte Verdienste erworben.

Hierfür möchte ich Dir, hierfür möchten wir Dir heute alle öffentlich Dank sagen und Dein verdienstvolles Wirken in besonderer Weise nach außen sichtbar machen.

Gewiss ist es richtig, wenn ich feststelle, dass unser Staat, unsere Gesellschaft, gerade auch unsere Stadt Neumarkt den ehrenvollen Einsatz Vieler braucht, um auch weiterhin ein blühendes Gemeinwesen zu sein.

Wenn unsere Stadt Neumarkt in den letzten Wochen in verschiedensten Veröffentlichungen der Zeitungen und Zeitschriften, aber auch des Fernsehens in einem positiven Licht dargestellt worden ist, so habe ich immer auch davon gesprochen, dass der eigentliche Reichtum unserer Stadt gerade auch darin begründet liegt, dass wir viele Bürgerinnen und Bürger haben, die weit mehr als bloß ihre Pflicht tun, die sich in großartiger Weise um das Gemeinwohl unserer Stadt einsetzen.

Dieser hervorragende Einsatz lässt sich bei Dir, lieber Hans Göstl, in besonderer Weise attestieren.

Sehr geehrter Herr Göstl,
lieber Hans!

Unsere gegenwärtige Zeit wird häufig schlecht geredet, vielfach spricht man von der "guten alten Zeit". Dabei wird man den Realitäten und Tatsachen aber oft nicht gerecht.

Wenn man die alten Zeiten etwas näher beleuchtet, erkennt man sehr bald, dass sie so gut oft gar nicht waren.

Man braucht bloß an Kinderarbeit zurück zu denken,
an heute unvorstellbare Bedingungen in der Welt der Arbeit ohne jegliche Tarifverträge,
an Kolonialismus, an Ausbeutung oder Weltenkriege,
es sei zudem an die ungebremste Ausbeutung der Natur erinnert,
an das Wirtschaften ohne Rücksicht auf die Umwelt oder die Zukunftschanchen der nächsten Generationen.

Ein Blick in die noch nicht lange zurückliegende Vergangenheit lässt auch einen oftmals geradezu unmenschlichen Umgang mit Behinderten erkennen. Ich glaube, dass sich deren Stellung in der Gesellschaft in der Gegenwart gravierend verbessert hat, dass sich die Gegenwart in diesem Aspekt deutlich positiv gegenüber der Vergangenheit absetzt, gewiss eine Humanisierung der Lebensverhältnisse für Tausende und Abertausende unserer Mitbürger.

Das Jahr 2003 ist von der Europäischen Union zum Jahr der Behinderten ausgewählt worden.

Wir wollen dieses Jahr nicht vorübergehen lassen, ohne auf die Behinderten und ihre Stellung in unserer Stadt besonders einzugehen und gerade jene ins Blickfeld rücken, die sich um Behinderte besonders annehmen.

In diesem Zusammenhang war es richtig, dass die Fraktionsvorsitzenden einen der exponiertesten Vertreter der Behindertenarbeit in unserer Stadt, nämlich Dich,

lieber Hans Göstl,

mit einer besonderen Ehrung auszeichnen wollten.

An der vorbeschriebenen geänderten Geisteshaltung, gerade auch in unserer Stadt, hast Du, lieber Hans Göstl, in besonderer Weise mitgewirkt als Lehrer an unseren Sonderschulen und auch jetzt, da Du im Ruhestand bist.

Ziel unserer Ehrungen ist es, aufzuzeigen, dass es auch in unserer kleinen Welt von Neumarkt hervorragende Personen und Persönlichkeiten gibt, die ihre Stadt und die Gesellschaft hier mit zu verändern wissen.

Gewiss kommen uns großartige Persönlichkeiten wie Mutter Teresa, Albert Schweitzer oder andere wie selbstverständlich in den Sinn, wenn es darum geht, besondere Exponenten der mitmenschlichen Zuwendung aufzuzählen.

Neben diesen markanten Personen der Welt, gibt es aber auch unendlich viel Bemühung, Zuwendung, Arbeit und Leistung vieler guter Menschen hier bei uns.

Hans Göstl ist solch ein guter Mensch.

Seit 40 Jahren hast Du, lieber Hans, Kontakt mit behinderten Menschen, und leistet konkrete Hilfestellung.

Ab 1964 war Hans Göstl Lehrer an den Sonderschulen in Neumarkt und Helena, ab 1970 hat Hans Göstl die Leitung der Sonderschule für geistig Behinderte in Helena übernommen, wurde 1974 zum Rektor ernannt und leitete die Schule bis zu seinem Ausscheiden aus dem aktiven Lehrdienst, also bis zum Jahr 2000.

Ehrenamtlich bist Du als Nachfolger von Theo Betz 1984 in dessen große Fußstapfen getreten, leitest seit 20 Jahren als Erster Vorsitzender die Lebenshilfe mit der Frühförderung, mit der schulvorbereitenden Einrichtung und mit der Schule für die individuelle Lernbewältigung.

Dies ist eine ausgezeichnete Leistung, die nicht immer im Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit präsentiert wird.

Hans Göstl betreut zudem ehrenamtlich Ferienfreizeiten für behinderte Menschen und hatte das Glück, schon 1970 die schulvorbereitende Einrichtung und die Heilpädagogische Tagesstätte in Helena mitgestalten zu können, 1972 konnte er die beschützende Werkstätte eröffnen, 1973 war die Grundsteinlegung zum Schulhausneubau in Helena 1977 konnte durch den Einsatz von Hans Göstl die pädagogische Frühförderung in Neumarkt an der Gießereistraße beginnen, 1979 konnte er zusammen mit Theo Betz den Grundstein zum Neubau unserer weithin bekannten Jura-Werkstätten legen und 1980 die schulvorbereitende Einrichtung für entwicklungsauffällige Kinder in Neumarkt eröffnen. Sofort danach legte er mit tüchtigen Behindertenvertretern den Grundstein für ein Wohnheim der Lebenshilfe, dort sind heute 26 Behinderte untergebracht. 1989 wurde durch den Einsatz von Hans Göstl die Jura-Werkstätte erweitert, sie bietet nun für 150 Behinderte Platz.

Mit Dir, lieber Hans Göstl, freuen wir uns, dass der Grundstein für den Bau einer Zweigstätte der Jura-Werkstätten am Winnberger Weg gestern gelegt werden konnte und in Kürze soll der erste Spatenstich für eine neue Tagesstätte in Höhenberg erfolgen.

Vieles könnte ich mehr aufzählen, was in der 40jährigen segensreichen Tätigkeit von Johannes Göstl in Neumarkt in der Behindertenarbeit geschehen ist, der aufgelistete Ausschnitt soll jedoch genügen.

In Neumarkt hat die Behindertenarbeit einen großen Stellenwert. Theo Betz und Willi Gebhard wurden mit höchsten Ehrungen ausgezeichnet, Hans Göstl ist in ihre Fußstapfen getreten.

Du, lieber Hans, reihst Dich in die Reihe großer Vergänger hervorragend ein, bist 15. Nothelfer in unendlich vielen kleinen, oft unspektakulären Dingen gewesen.

Ich bitte Dich darum, auch in Zukunft unserer Stadt und mir persönlich zur Verfügung zu stehen, wenn es um eine Verbesserung der Behindertenarbeit geht.

Wenn wir heute in Neumarkt einen Behindertenbeirat haben, mit Dr. Sperber einen Referenten für die Behindertenarbeit im Neumarkter Stadtrat, dann ist dies auch darauf zurück zu führen, dass sich in unserer Gesellschaft in den letzten 40 Jahren das Bewusstsein für behinderte Menschen gravierend geändert und verbessert hat.

Daran, lieber Hans Göstl, hast Du für den Bereich der Stadt Neumarkt einen vornehmen Anteil.

Hierfür bedanken wir uns ganz herzlich und aus diesem Grunde war es richtig, Dich mit einstimmigen Beschluss des Stadtrates vom 11. Dezember 2003 mit der

Stadtmedaille in Silber

auszuzeichnen.

Ich gratuliere Dir persönlich und im Namen des Stadtrates ganz herzlich und darf Dir die Auszeichnung überreichen.

Neumarkt i.d.OPf., den 18.12.2003

(A. K a r l)
Oberbürgermeister

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