Die "Arbeitsgemeinschaft Ärzte-Apotheken-Krankenkassen" stellte
sich beim Landrat vor.
NEUMARKT. Reden bringt d`Leut zsamm ! Dieses Motto haben sich auch die Mitglieder der Neumarkter "Arbeitsgemeinschaft Ärzte-Apotheken-Krankenkassen" an die Fahnen geheftet. Am Montag wurde das Projekt im Amtszimmer von Landrat Albert Löhner der Öffentlichkeit vorgestellt.
Ärzte, Apotheker und Vertreter der Krankenkassen aus dem Raum Neumarkt haben sich zu einem lockeren Kreis zusammengeschlossen, um die Problemstellungen im Umgang untereinander und dem Patienten zu beseitigen bzw. zumindest zu minimieren, wie es bei der Vorstellung des Projekts hieß.
Im Dialog zwischen niedergelassenen Ärzten und Klinik-Ärzten, Ärzten und Krankenkassen oder Apothekern kann es nämlich zu zeitraubenden Fehlern und Mißverständnissen kommen, wenn der Kontakt nicht direkt sondern über den Patienten als Überbringer der Botschaften erfolgt. Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft haben einige typische Beispiele aufgeführt, die immer wieder passieren (siehe unten)
Mitglieder des Arbeitskreises sind
Christian Bauer
(Inhaber der St.-Vitus-Apotheke, Berg, und Sprecher der Apotheker im Landkreis Neumarkt),
Dr. Jürgen Gruber
(niedergelassener Chirurg, Neumarkt, und
Vorsitzender des ärztlichen Kreisverbandes im Landkreis Neumarkt),
Dr. Manfred Kastei
(Chefarzt der Allgemeinchirurgie im Klinikum Neumarkt und Sprecher der Chefärzte am Klinikum Neumarkt),
Norbert Krauser
(Direktor der AOK Bayern, Direktion Neumarkt),
Dr. Barbara Schutt
(Niedergelassene Hausärztin, Neumarkt),
Dr. Josef Wopperer
(Internist, Nephrologe am Kuratorium für Heimdialyse, Neumarkt) und
Günther Wurm
(Bezirksgeschäftsführer der Barmer Ersatzkasse, Neumarkt).
Die Probleme sind durch das Gesundheitsmodernisierungsgesetz sowie vieler anderer, ständig wechselnder Gesetze und vertraglicher Vorgaben in den letzten Jahren entstanden, hieß es bei dem Presse-Gespräch am Montag.
Eigenanteilsbefreiungen, OTC-Präparate und Fahrkostenbeförderungsrichtlinien auf der einen Seite, haftungsrechtliche und abrechnungstechnische Fallstricke auf der anderen - selbst für den jeweiligen Fachmann sei es schwierig geworden, alle Detailkenntnisse zu beherrschen. Täglich sei in vielen Gesprächen die daraus resultierende Unsicherheit zu spüren und die finanzielle Belastung für die Patienten erkennbar.
"Wir sind uns darüber im klaren, dass wir diese Gesetze nicht verändern können, wollen uns aber für eine vernünftige Umsetzung mit klaren Strukturen innerhalb des Landkreises Neumarkt einsetzen", sagte Günther Wurm.
Die Arbeitsgemeinschaft basiere auf einer freiwilligen Vernetzung und nicht auf zusätzlicher starrer Verbandspolitik: "Wir versuchen Rahmenbedingungen zu schaffen, um die kollegiale Zusammenarbeit zwischen niedergelassenen Haus- und Fachärzten, Krankenhausärzten, Apotheken und Krankenkassen effektiver und zielgerichteter zu gestalten. Das Klima aller Vertragspartner soll zum Wohle der Patientinnen und Patienten verbessert werden".
Es sei den Mitgliedern der Arbeitsgemeinschaft bewusst, "dass wir hierbei niemanden Vorschriften machen können; dies auch nicht wollen". Man wolle deshalb Informationen sammeln, die allen zugute kommen und keine großen Einschnitte in die tägliche Arbeit bedeuten. Oft seien es aber nur Kleinigkeiten, die unbewusst oder ungewollt weitergegeben werden, aber beim Partner im Gesundheitswesen große Probleme verursachen.
Vor einigen Tagen wurden alle Ärzte, Apotheken und Krankenkassen im Landkreis über diese Arbeitsgemeinschaft und die ersten daraus gewonnenen Erkenntnisse informiert. Die bisherigen Reaktionen von den verschiedensten Seiten waren sehr positiv, hieß es. Man hoffe auf einen kontinuierlichen Dialog im Rahmen einer „Partnerschaft pro Patient."
Klinikentlassung zum Wochenende:
Die Entlassung aus dem Klinikum erfolgt zum Wochenende; die benötigte Dosis an Medikamenten ist bekannt. Der weiterbehandelnde Arzt erstellt das Rezept zur weiteren Arzneimittelversorgung. Das entsprechende Medikament, ein spezielles Antibiotika ist aber in der Apotheke nicht vorhanden, der Großhandel am Wochenende nicht erreichbar. Es muss auf ein anderes Präparat ausgewichen werden, das möglicherweise nicht exakt den Behandlungserfolg ermöglicht.
Bei bekannt werden der Entlassung wird von Seiten der Klinik frühzeitig (ein bis zwei Tage vorher) auf diese speziellen Arzneimittel aufmerksam gemacht, so dass die Apotheke sich -echtzeitig mit dem Großhandel zur Lieferung in Verbindung setzen kann. Es kann somit problemlos zur Verfügung gestellt werden, die Versorgung ist gewährleistet. Die identische Problematik taucht häufig auch bei einer Versorgung mit Hilfsmitteln, z.B. Krankenbetten, auf und wird durch die rechtzeitige Information der Beteiligten ebenfalls vermieden.
Wochenend- bzw. Nachtdienst:
Der Arzt stellt beim Eintreffen fest, dass der Patient erst aus dem Klinikum entlassen wurde. Auskünfte über diesen Krankenhausaufenthalt, die entsprechende Behandlung und Vledikamentation wären notwendig, um einen durchgehenden Behandlungserfolg zu gewährleisten. Die Auskünfte des Patienten sind erfahrungsgemäß nicht exakt genug.
Die entsprechenden Ärzte können nun über eine spezielle Telefonnummer die für sie wichtigen Daten rund um die Uhr abrufen. Er schafft sich dadurch ein klareres Bild und kann die weiteren Schritte in Diagnostik und Therapie gezielter gestalten. Dem Patienten wird schneller und effizienter geholfen.
Verordnung einer speziellen Therapie:
Der Arzt verweist den Patienten zur Abklärung der Kostenübernahme einer speziellen Therapie an seine Krankenkasse. Nachdem das notwendige medizinische Fachwissen durch den Patienten nicht mehr exakt wiedergegeben wird, entstehen Missverständnisse, die zu einer falschen Leistungsbewilligung bzw. -ablehnung führen können. Dieser Kommunikationsverlust löst automatisch Reibungspunkte zwischen Arzt und Kasse aus, die dann in langwierigen Gesprächen oder Schriftwechsel klarzustellen sind.
Die Ärzte haben von allen Neumarkter Krankenkassen eine spezielle Telefonliste erhalten, die es ihnen ermöglicht, den direkten Draht zu einem kompetenten Gesprächspartner zu suchen. Eine schnelle Entscheidungsfindung wird ermöglicht. Der Umweg Patient ist nicht notwendig, es entsteht kein Verlust an Information.