neumarktonline - die Internet-Tageszeitung. Aktuelle Berichte, Meldungen und News aus Neumarkt in der Oberpfalz im Internet
neumarktonline - die Internet-Tageszeitung. Aktuelle Berichte, Meldungen und News aus Neumarkt in der Oberpfalz im Internet neumarktonline - die Internet-Tages-Zeitung. Aktuelle Berichte, Meldungen und News aus Neumarkt in der Oberpfalz im Internet Neumarktonline - die Internet-Tages-Zeitung. Aktuelle Berichte, Meldungen und News aus Neumarkt in der Oberpfalz im Internet
ISSN 1614-2853
5. Jahrgang

"Lebende Zeitbombe entschärft !


Neumarkts Polizei-Chef Helmut Lukas, Kripo-Chef Albert Stürzer,
Polizeidirektor Wolfgang Mache und Oberstaatsanwalt Reinhard
Lubitz (von links) bei der Pressekonferenz in Neumarkt
NEUMARKT. Mit der raschen Festnahme des mysteriösen Messerstechers (wir berichteten bereits am Dienstag-Mittag) hat die Polizei ganz offenbar eine "lebende Zeitbombe" entschärft ! Der verhaftete 17jährige Jugendliche war wochenlang durch die Straßen Neumarkt gestreift - auf der Suche nach willkürlichen Opfern. Sein einziges Ziel: "Töten ! Frauen Männer, Kinder !"

Wie ausführlich berichtet, hatte der junge Mann am Donnerstag letzter Woche in der Hermann-Stehr-Straße eine 19jährige Frau niedergestochen und schwer verletzt, als sie gerade die Scheiben ihres geparkten Autos vom Eis befreien wollte. Wie jetzt bekannt wurde, kaufte der 17jährige Täter bereits am nächsten Tag ein neues Messer und setzte seine Streifzüge auf der Suche nach weiteren Opfern in Neumarkt fort!

Die heimtückische Attacke auf die junge Frau sorgte in Neumarkt für erhebliche Beunruhigung: Neumarkts Polizei-Chef Helmut Lukas berichtete von zahlreichen Anrufen besorgter Bürger, die sich kaum mehr auf die Straße trauten. Wie sich jetzt herausstellte, bestanden die Ängste völlig zurecht: "Es hätte jeden treffen können - Sie oder mich oder irgend jemand anders", sagte am Dienstagabend der Regensburger Polizeidirektor Wolfgang Mache bei einer kurzfristig organisierten Pressekonferenz in den Räumen der Neumarkter Polizei.

Die Schilderung der Begleitumstände der Tat hörten sich dann tatsächlich fast wie aus einem Horror-Film an. Wäre die Festnahme erst einige Zeit später erfolgt hätte es durchaus einen oder gar mehrere Tote geben können", sagte Mache auf Fragen von Journalisten. Der junge Mann war mit dem festen Entschluß herumgezogen, Menschen zu töten !

Anfang Februar hat sich der gebürtige Neumarkter in einem Geschäft seiner Heimatstadt das 22 Zentimeter lange Küchenmesser gekauft - schon mit dem festen Vorsatz zu töten ! Wie der junge Mann im Laufe seiner Vernehmung angab, faßte er das Messer von Anfang an nur mit Handschuhen an, die er ebenfalls extra gekauft hatte.

In den folgenden Wochen strich der Jugendliche mindestens "einige Male" durch die Neumarkter Straßen auf der Suche nach einem Opfer. Er wollte töten, sagte der von der Kripo als intelligent und sprachgewandt bezeichnete junge Mann bei der Vernehmung. Bei all diesen brandgefährlichen Touren hatte er das Messer dabei und die Handschuhe angezogen. Glücklicherweise fand er kein "passendes Opfer, oder die Gelegenheit war nicht da, oder die Gesamtumstände stimmten nicht", sagte bei der Pressekonferenz der Regensburger Kripo-Chef, Kriminaldirektor Albert Stürzer.

Als Motiv für seine Tat und die weiteren Tatversuche gab der 17jährige "Menschenhaß" an. Schon als Kinder habe er sich manchmal gewünscht, daß Klassenkameraden tödlich verunglücken würden. Bei der Wohnungsdurchsuchung fanden die Polizisten (seriöse) Fachliteratur über Serienmorde: "Lexikon der Serienmörder", "Mörder aus Besessenheit" "Profiler: Phänomen Serienkiller".

Am Donnerstag war der Druck auf den jungen Mann offenbar so groß, daß er tatsächlich zur Tat schritt. Dies habe er sich schon morgens beim Aufstehen fest vorgenommen, erzählte er später der Kripo.

Zuerst fuhr er aber am Morgen mit dem Fahrrad zu seiner Lehrstelle als Bürokaufmann in Neumarkt. Zum Feierabend um 17 Uhr kehrte er ins Eltenrhaus zurück, das er gegen 18.15 Uhr für seinen nächsten Horror-Streifzug verließ. Das 22 Zentimeter lange Messer hatte er in die Jackeninnentasche gesteckt. An den Händen trug er die Handschuhe.

Eine gute Stunde später hatte er sich ein Opfer ausersehen: In der Hermann-Stehr-Straße verfolgte er auf der gegenüberliegenden Straßenseite eine 30- bis 35jährige Frau etwa 50 Meter weit. Als die Frau stehen blieb und einen Schlüssel herausholte, trat der 17jährige an sie heran und fragte nach der Uhrzeit. Die Frau hatte aber keine Uhr und konnte seinen Wunsch nicht erfüllen.

In diesem Moment näherte sich ein Radfahrer den beiden Personen - und rettete mit seinem bloßen Erscheinen der Frau möglicherweise das Leben ! Der Täter ließ jedenfalls von seinem Plan ab und ging weiter.

Ein kleines Stück weiter - noch immer in der Hermann Steh-Straße- traf er dann auf sein tatsächliches Opfer ! Die 19jährige Frau säuberte gerade die Scheibe ihres geparkten Autos vom Eis, als der Täter von hinten an sie herantrat und nach der Uhrzeit fragte. Die junge Frau gab ihm die gewünschte Antwort, der 17jährige dreht sich um und entfernte sich scheinbar.

Plötzlich dreht er aber um, zückte das Messer, trat von hinten an die junge Frau heran - und stach zu. Er wollte sein Opfer am Hals treffen, sagte er später den Polizisten. Die Frau dreht sich aber in einer Abwehrbewegung weg, so daß das Messer in den Rücken traf. Die Frau sank zu Boden, wo der Täter noch zwei weitere Male auf sie einstach !

Trotz ihrer schweren Verletzungen konnte die Frau noch lauthals um Hilfe schreiben - was ihr möglicherweise das Leben rettete. Der Täter flüchtete und steckte die Tatwaffe in der Nähe des Tatorts in eine an einem Gartenzaun befestigten Zeitungsrolle. Die Handschuhe vergrub er in einem Schneehaufen. Die Mütze, die er zur Tatzeit trug, warf er in einen Bach.

Die schwerverletzte Frau wurde ins Krankenhaus gebracht, schwebte aber nicht ins Lebensgefahr. Einzig positive Meldung bei der Presse-Konferenz am Dienstag-Abend: die junge Frau konnte am Dienstag das Krankenhaus schon wieder verlassen.

Die Polizei stand nach der Tat vor einem Rätsel: Ganz offensichtlich war das Opfer völlig willkürlich ausgewählt worden. Eine fremdenfeindliche Tat - die junge Frau ist türkisch-stämmig - konnte ebenfalls sehr schnell ausgeschlossen werden. Dazu kam die Beunruhigung in der Bevölkerung - eine hundertprozentig begründete Sorge, wie sich später herausstellte.

Denn der Täter hatte seinen Blutdurst noch nicht gestillt: Schon am Tag nach der Tat kaufte der 17jährige ein neues Messer und nahm wieder seine gefährlichen Streifzüge durch Neumarkt auf ! Gleichzeitig setzte die Neumarkter Polizei starke Kräfte in Zivil ein, die die Bevölkerung schützen sollten. Man setzte auf Zivilkräfte, da man - wohl zu recht - befürchtete, grüne Streifenwagen würden den Täter nur kurzfristig verscheuchen.

Nachdem neumarktonline ausführlich über die unfaßbare Tat berichtete und ein Foto des Messers veröffentlicht hatte und am nächsten Tag die Berichte in den Druck-Zeitungen erschienen, gab es verschiedene Hinweise aus der Bevölkerung, die sich aber alle als falsch herausstellten.

Der Volltreffer zeichnete sich am Montagabend ab, als der Vater des Täters mit seinem Sohn im Schlepptau bei der Polizei auftauchte und meldete, daß er bei seinem Junior ein ähnliches Messer gesehen habe. Der sehr wortgewandte junge Mann versuchte aber die Polizisten zu überzeugen, daß er sehr wohl noch im Besitz dieses Messer sei. Um dies zu beweisen wolle er es holen.

Als er aber nicht sofort zurückkam schrillten in der Neumarkter Inspektion die Alarmglocken. Eine Streife suchte den Mann im Elternhaus auf und durchsuchte die Wohnung. Als dort etliche Bücher über Serienkiller aber nicht das vermißte Messer - es befand sich ja seit der Tat bei der Polizei - gefunden wurde, nahmen die Beamten den jungen Mann fest. Nach anfänglichem Leugnen räumte er schließlich die Messer-Attacke ein und gab gleichzeitig zu, daß er töten wollte.

"Es fällt schwer, so etwas bei einem 17jährigen Jugendlichen zu sagen", erklärte Oberstaatsanwalt Reinhard Lubitz bei der Pressekonferenz, "aber die Polizei hat hier eine lebende Zeitbombe entschärft !" Der Täter wurde am Dienstag der Untersuchungsrichterin vorgeführt, die erwartungsgemäß Haftbefehl erließ. Wie schon Polizei-Chef Mache nannte Lubitzt die Tat "beispiellos" - der junge Mann wollte "wahllos, ziellos töten, Kind oder Erwachsenen !"

Bei seiner Vernehmung gab der junge Mann an, es sei ihm ganz egal gewesen, wen er töte: "Frauen, Männer, Kinder" - nur "älteren Leuten über 70 Jahren" hätte er nichts getan.

Wenn der Täter voll schuldfähig ist, wird er zweifellos wegen versuchten Mordes angeklagt, sagte Oberstaatsanwalt Lubitz. Diese Schuldfähigkeit zu prüfen wird jetzt Aufgabe von Ärzten sein.

Lubitzt gratulierte der Neumarkter und Regensburger Polizei zu dem schnellen Fahndungserfolg. In einem Punkt waren sich alle Sprecher einig: "Dadurch wurde Schlimmeres verhindert !
zurück

Link zu Neumarkter Lammsbräu