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ISSN 1614-2853
5. Jahrgang

Bischof warnt vor „kriminellem Kapitalismus“


Bischof Dr. Walter Mixa zusammen mit dem Vizepräsidenten
des Europa-Parlaments, Dr. Ingo Friedrich, im Anschluß an seine
Ansprache beim Rundgang durch die Ungarn-Ausstellung im
Rahmen des Neudrossenfelder Europa-Tages.
Fotos: Erich Zwick
NEUMARKT. Vor einem „kriminellen Kapitalismus“ warnte Bischof Dr. Walter Mixa beim wirtschaftspolitischen Kolloquium der „Fördergesellschaft für Europäische Kommunikation“ (FEK) am Wochenende auf Schloss Neudrossenfeld. „Ethik und der Mensch in der globalisierten Wirtschaft“ hatte er sich zum Thema gesetzt. Dabei mahnte er die „Verantwortung des Menschen für den Menschen“ an, weil er „mit großer Sorge“ betrachte, wie die Schere zwischen „sehr reich“ und „sehr arm“ immer mehr auseinander gehe.

Mit Wehmut erinnerte der Bischof an die Zeiten des „Wirtschaftswunders“, zu denen dank der sozialen Marktwirtschaft der Wohlstand gleichmäßig auf die Bevölkerung verteilt wurde. Heutzutage würden sich Manager aus einem „extremen Egoismus“ nach Gutdünken bereichern und dabei einen kriminellen Kapitalismus betreiben. „Hier muß ein Umdenken einsetzen“, forderte der Kirchenmann unter dem Beifall des hochkarätig besetzten Auditoriums.

Der Mensch in seiner Würde dürfe nie zu einem Mittel reduziert werden, das man als Werkzeug betrachten und manipulieren darf, bekräftigte der Eichstätter Gastredner und verteidigte dabei das

Drei Persönlichkeiten wurden auf dem „wirtschaftspolitischen
Kolloquium“ der FEK mit der Europamedaille Karl IV. geehrt,
weil sie sich Verdienste um die europäische Union erworben ha-
ben: der ungarische Ministerpräsident zur Zeit des Mauerfalls,
Gyula Horn (rechts), Otto von Habsburg und Außenminister a. D.
Dr. Hans-Dietrich Genscher. Dieser konnte wegen eines Autoun-
falls nicht persönlich erscheinen. Lutz Backes half mit einer
eiligst angefertigten Karikatur des Geehrten aus, die FEK-Präsi-
dent Peter Verbata hochhält.
Recht auf Privateigentum. Allerdings müsse der Mensch „Herr und nicht Sklave“ seines Eigentums sein. Privateigentum schließe allerdings auch eine soziale Verantwortung ein, wie es im II. Vatikanischen Konzil formuliert wurde.

Zum „Wert der Arbeit“ meinte der Bischof, Arbeit sei ein Instrument, um durch einen möglichst guten Verdienst einen möglichst hohen Lebensstandard zu erlangen. Natürlich habe gutes Leben seine Berechtigung, aber auch hier gelte es, „den Menschen vor seiner Selbstversklavung zu bewahren.“ Stünde der Erwerb des Lebensstandards im Vordergrund, so erniedrige sich der Mensch selber zum „Produktionsfaktor“.

Der Mensch müsse im Mittelpunkt von Politik und Wirtschaft stehen. Dies seine eine Aufgabe, an der jeder und jede Einzelne an seinem und an ihrem Platz mitarbeiten müsse. „Jede konkrete Entscheidung muss an den Folgen für die Humanität im globalen Maßstab gemessen werden“, erklärte der Geistliche, der mit den Worten des verstorbenen Papstes Johannes Paul II einräumte: „Die Kirche hat keine eigenen Modelle vorzulegen. Die konkreten und erfolgreichen Modelle können nur im Rahmen der jeweils verschiedenen historischen Situationen durch das Bemühen aller Verantwortlichen gefunden werden, die sich den konkreten Problemen mit allen ihren eng miteinander verflochtenen gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Aspekten stellen. Diesem Bemühen bietet die Kirche als unerlässliche geistliche Orientierung ihre Soziallehre an.“

Und Bischof Dr. Walter Mixa war überzeugt, „dass sich auch Papst Benedikt XVI. diesem Problem in besonderer Weise stellen wird.“
Erich Zwick