Bauleute verbringen oft mehrere Stunden täglich im Auto, um zur Arbeit zu kommen
Foto: IG Bau
NEUMARKT. „Verfahrene Lebenszeit“: Bauarbeiter im Landkreis Neumarkt verbringen oft mehrere Stunden täglich im Auto, um zur Arbeit zu kommen.
Und diese Zeit bleibt meist unbezahlt, heißt es von der Gewerkschaft. Ein Großteil der rund 4300 Bauarbeiter im Raum Neumarkt müsse jeden Tag enorme Pendelstrecken in Kauf nehmen.
Sie sitzen morgens um sechs im Auto und sind oft erst abends um acht zu Hause: Bauarbeiter gehören im Landkreis nach Angaben der IG Bau sicherlich zu den Rekord-Pendlern – ohne die Zeit für die Fahrerei bezahlt zu bekommen. Um zur Baustelle zu kommen, haben sie nicht nur besonders weite Wege, sondern die.
Einsatzorte würden sich auch ständig ändern.
„Darunter leiden Familie, Freunde und Freizeit“,
sagte Gewerkschafts-Bezirksvorsitzender Christian Lang. Erstmals soll es nun eine
Entschädigung der sogenannten „Wegezeiten am Bau“ geben. Das fordert die
Gewerkschaft in der laufenden Tarifrunde, die am 25. Juni in Wiesbaden fortgesetzt wird.
Nach einer aktuellen Untersuchung des Pestel-Instituts legen Bauarbeiter in Deutschland
im Schnitt 64 Kilometer für die einfache Strecke zur Arbeit zurück. In der repräsentativen
Umfrage unter 4800 Bau-Beschäftigten gab jeder Vierte an, mehr als eine Stunde zur
Einsatzstelle unterwegs zu sein – plus Rückfahrt. Zum Vergleich: Unter allen
Arbeitnehmern betrifft das nur fünf Prozent.
Lang spricht von „verlorener Lebenszeit“ und fordert die
Baufirmen dazu auf, den Einsatz ihrer Mitarbeiter anzuerkennen. „Mobiles Arbeiten gehört
natürlich zum Bau dazu. Es wird immer woanders gebaut. Aber dann müssen Bauarbeiter
für die Fahrerei immerhin eine Entschädigung bekommen – entweder durch Geld oder
Zeit-Guthaben“, so der Gewerkschafter.
Damit könne die Bauwirtschaft auch einen
wichtigen Beitrag gegen den Fachkräftemangel leisten. „Berufsstarter überlegen sich
dreimal, ob sie in einer Branche anfangen, in der sie mehr Zeit im Bulli als zu Hause
verbringen.“