Das Corona-Virus respektiert keine Regeln - „da können noch so viele Verbotsschilder stehen“, hieß es von der Gewerkschaft
Foto: IG Bau
NEUMARKT. Oft kein Händewaschen, keine Masken, kein Abstand: die „Corona-Disziplin“ auf dem Bau im Landkreis Neumarkt sinkt.
Darauf wies jetzt die Bau-Gewerkschaft hin. Wie auf den Neumarkter Straßen oder in den Supermärkten würden auch auf den Baustellen der Region die Sicherheitsmaßnahmen inzwischen sträflich vernachlässigt.
„Viele Baufirmen nehmen die
Ansteckungsgefahr mit dem Corona-Virus auf die leichte Schulter. Das ist fatal“, sagt
der Bezirks-Vorsitzende Christian Lang. Auf immer mehr Baustellen im Landkreis
Neumarkt werde gegen Abstands- und Hygieneregeln verstoßen.
Die Arbeiten wurden inzwischen „im alten Trott“ laufen – wie vor der Corona-
Pandemie, hieß es. Viele Bauunternehmen blendeten die Gefahr einer Infektion mit dem
Covid-19-Virus inzwischen einfach aus.
Bei ihren Baustellen-Visiten
stoße die Gewerkschaft auf „grobe Corona-Sünden“. Oft sei nicht einmal das
Händewaschen möglich. „Ein Waschbecken mit Seife und fließendem Wasser –
Fehlanzeige. Von Desinfektionsmittel-Spendern ganz zu schweigen“, sagte Lang. Aber auch
Sammeltransporte in Bullis seien schon längst wieder an der Tagesordnung - genauso wie
„Frühstücks- und Mittagspausen dicht an dicht im Bauwagen“.
Corona-Schutz auf dem Bau koste – wie in anderen Bereichen der Wirtschaft auch –
Geld. Das seien allerdings notwendige Kosten, die die Bauunternehmen im Landkreis
Neumarkt nicht scheuen dürften, fordert die Gewerkschaft. In der
Corona-Pandemie zeigten Baubeschäftigte im Landkreis volle
Leistung. Dafür hätten sie auch „vollen Gesundheitsschutz“ verdient.
Der Bezirksvorsitzende appelliert an die Baubeschäftigten im Landkreis
Neumarkt, strikt darauf zu achten, sich zu schützen: „Regelmäßiges
Händewaschen, Schutzmasken und das Arbeiten mit Abstand gehören zu den To-dos
auf dem Bau. Denn Corona-Schutz ist Arbeitsschutz. Und den müssen Beschäftigte
notfalls selbstbewusst einfordern“, sagte Lang.
Dass das Arbeiten unter freiem Himmel das Infektionsrisiko reduziere, sei nur die
halbe Wahrheit. Spätestens beim Innenausbau
und beim Sanieren sehe das dann schon ganz anders aus. Zudem lauere bei
gemeinsamen Pausen eine hohe Infektionsgefahr.
Das gelte auch für den Weg zur Baustelle
im Sammeltransporter: „Hier müssen Arbeitgeber Einzelfahrten möglich machen – und
den Bauarbeitern dafür auch etwas bieten“, sagte Christian Lang. An- und Abfahrten
zwischen Wohnort und Baustelle würden bislang in der Regel nicht entschädigt.
„Dabei legen Bauarbeiter oft enorme Strecken zurück. Das ist verlorene Zeit für sie“,
kritisiert der Bezirksvorsitzende. Für diese Wegezeit nichts zu bekommen,
sorge für immer mehr Unmut und Ärger unter den Bauarbeitern. Immerhin diktiere der
Chef, wer wann zu welcher Baustelle fahren müsse.
Die Wegezeit ist für einen Großteil der Baubeschäftigten im Landkreis Neumarkt längst zu einem „wunden Punkt“ geworden, so die IG Bau. Trotzdem hätten
die Arbeitgeber bei den Tarifverhandlungen für das Bauhauptgewerbe zur Wegezeit
kein Angebot auf den Tisch gelegt. „Auch in puncto Lohn und Gehalt kam nichts von
den Arbeitgebern. Sie gehen stattdessen auf Konfrontationskurs“, so Christian Lang.
Die IG BAU werde jedoch nicht lockerlassen: „Gerade auch nach den Erfahrungen, die
viele Baubeschäftigte in der Corona-Pandemie gemacht haben und nach wie vor
machen müssen, wird die IG BAU die Wegezeit in der bevorstehenden Schlichtung
wieder auf den Verhandlungstisch packen.“ Dies wird, so die Erwartung der IG Bau, in
der letzten Augustwoche - voraussichtlich am 26. August - der Fall sein.
Im Fokus der Verhandlungen steht dann auch die Lohnforderung der IG BAU: ein Plus
von 6,8 Prozent, mindestens jedoch 230 Euro pro Monat mehr für die
Baubeschäftigten. Darüber hinaus sollen Azubis aller Ausbildungsjahre 100 Euro
zusätzlich im Monat erhalten.