„Meilenweit entfernt“


Hellrote Insel auf der Corona-Karte: der Landkreis Neumarkt weist als einziger unter allen Nachbarlandkreisen eine offizielle Inzidenz von unter 100 auf
Grafik: RKI
NEUMARKT. Der Landkreis Neumarkt nähert sich bei der offiziellen Sieben-Tage-Inzidenz scheinbar unaufhaltsam der 100er-Grenze, die inzwischen ausnahmslos alle Nachbar-Kreise überschritten haben.

Gleichzeitig ist man von den für die zweite März-Hälfte erwarteten Impf-Zahlen „meilenweit“ entfernt. Und es wird zumindest in allernächster Zeit nicht besser.

Mit Stichtag Donnerstag waren im Landkreis Neumarkt 18.290 Impfungen verabreicht worden: rund 12.100 Menschen erhielten bisher ihre Erst-Impfung, knapp 6200 die Zweit-Impfung. Von den ab Mitte März geplanten etwa 1000 Impfungen täglich ist der Landkreis aber wegen der Lieferschwierigkeiten weit entfernt, bestätigte das Landratsamt.

In dieser Woche hat man rund 3000 Impf-Dosen erhalten und in der nächsten Woche werden es nur etwa 2000 sein, sagte Pressesprecher Michael Gottschalk gegenüber neumarktonline. Die geringe Lieferung in der nächsten Woche ist darauf zurückzuführen, daß der Freistaat einen gewissen Teil der Impfdosen zugunsten der mit einer Inzidenz von bis zu über 400 belasteten Grenzlandkreise in Bayern umlenkt.

Doch es gibt auch einen Lichtblick für den Landkreis Neumarkt: bis Mitte April erwartet man etwa 1100 Impfdosen täglich, von denen dann etwa die Hälfte von niedergelassenen Ärzten verimpft werden soll. Die andere Hälfte wird von mobilen Teams in den Landkreis-Gemeinden und im Neumarkter Impfzentrum verabreicht.


Bereits jetzt laufen die Impfungen durch die mobilen Teams, die vor allem Lehrer und Kindergarten-Personal impfen: am Freitag sind Pyrbaum, Deining und Berngau dran, am Samstag Freystadt und die Lebenshilfe in Neumarkt. Von Sonntag bis Mittwoch sind die mobilen Teams in Berg, Seubersdorf, an der Theo-Betz-Schule in Neumarkt, in der Bräugassen-Schule und in der Hasenheide unterwegs.

Die Impfung der Senioren über 80 Jahre ist weitgehend abgeschlossen - allerdings gibt es dabei auch „Ausreißer“: nachdem sich ein Leser bei neumarktonline beklagt hatte, daß aus seinem direkten Umfeld mehrere Menschen über 80 Jahre und teilweise mit erheblichen Vorerkrankungen „bis heute weder geimpft sind noch einen Impftermin haben“, wurden noch einmal die Listen durchforstet - und man fand tatsächlich „eine sehr überschaubare Zahl“ von Senioren, die bislang umsonst gewartet hatten. Sie sind jetzt in allernächster Zeit dran.

„Impf-Verweigerungen“ kommen im Landkreis Neumarkt übrigens äußerst selten vor, hieß es aus dem Landratsamt. Das Negativ-Image von „Astrazeneca“ habe nur in ganz wenigen Fällen dazu geführt, daß jemand nicht geimpft werden wollte.

Während die Impfungen laufen was die Impfstoff-Lieferungen hergeben nähert sich der Landkreis Neumarkt scheinbar unausweichlich der Grenze zur 100er Sieben-Tage-Inzidenz. Sie liegt nach den ofiziellen - von vielen als deutlich zu niedrig eingeschätzten - Angaben des Robert Koch-Instituts am Donnerstag bei 79,5. Allerdings wird aus den tagesaktuellen Zahlen des Neumarkter Gesundheitsamtes schon seit Tagen eine Inzidenz von deutlich über 100 errechnet - am Donnerstag lag dieser Wert nach 35 Neuinfektionen bei 115,9. Sogar das Bayerische Landesamt für Gesundheit meldete am Donnerstag 106,26.

Auf der Grafik des Robert-Koch-Instituts stellt sich der Landkreis Neumarkt als „hellrote Insel“ inmitten von teils viel dunkleren Nachbar-Landkreisen dar - die inzwischen allesamt die 100er Grenze übersprungen haben. Sogar der Landkreis Eichstätt, der bis vor kurzer Zeit mit Werten unter 25 als bayerisches und bundesweites Vorzeige-Gebiet galt, kletterte am Donnerstag auf 118,2. Der Landkreis Regensburg wird am Donnerstag mit 118,5 angegeben, Nürnberger Land mit 119,4, Roth mit 146,7 und Kelheim mit 191,8. Über 200 liegen die Nachbarlandkreis Amberg-Sulzbach (222,2) und Schwandorf (282,0).
25.03.21
Neumarkt: „Meilenweit entfernt“
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