400 „Mini-Jobs“ weg
Bei Reinigungsfirmen im Landkreis hatten Ende vergangenen Jahres rund
280 Beschäftigte einen Minijob als alleiniges Einkommen
Foto: Gewerkschaft
NEUMARKT. Im Landkreis Neumarkt sind im vergangenen Jahr rund 400 geringfügig entlohnte Arbeitsverhältnisse - sogenannte „Mini-Jobs“ - weggefallen.
Nach Angaben der Gewerkschaft sank ihre Zahl innerhalb von zwölf Monaten auf zuletzt 12.300. Das beweise, wie wenig krisenfest solche 450-Euro-Stellen sind - die Betroffenen hätten weder Anspruch auf Kurzarbeiter- noch Arbeitslosengeld.
„In unsicheren Zeiten kürzen Firmen zuerst bei den 450-Euro-
Kräften“, sagte Manfred Götz, der stellvertretende Bezirksvorsitzende
der IG Bau. Minijobs müssten ab dem ersten Euro sozialversicherungspflichtig werden.
In der Gebäudereinigung seien prekäre Arbeitsverhältnisse besonders stark verbreitet und
würden insbesondere für Frauen zum Karriere- und Armutsrisiko. Laut Arbeitsamt
zählten die Reinigungsfirmen im Landkreis Neumarkt Ende vergangenen Jahres rund
280 Beschäftigte, die einen Minijob als alleiniges Einkommen haben. Das sind 49 Prozent
aller Arbeitnehmer in der Branche.
Die Politik setze mit den abgabenfreien Minijobs schon seit Jahren falsche Anreize, sagte Götz. Die
Corona-Krise habe klargemacht, dass diese Stellen eine „arbeitsmarktpolitische Sackgasse“ seien
Nur wenn für die Beschäftigten künftig Beiträge zur Arbeitslosen-, Kranken-,
Pflege- und Rentenversicherung gezahlt würden, könnten sie wirksam geschützt werden.
Es sei zu begrüßen, dass sich auch SPD, Grüne und Linke für eine grundlegende Reform
der Minijobs einsetzten. Die nächste Bundesregierung müsse das Thema dringend
anpacken. Die von der Union geforderte Anhebung der Verdienstgrenze auf 550 Euro sei
hingegen der falsche Weg und würde die prekäre Beschäftigung ausbauen, statt sie
einzudämmen, hieß es von der Gewerkschaft.
Nach einer Studie der Bertelsmann-Stiftung sind im Zuge der Corona-Pandemie
bundesweit 870.000 Minijobs verloren gegangen. Die Autoren plädieren dafür, solche
Stellen in die Sozialversicherungspflicht einzubeziehen und gleichzeitig niedrige
Einkommen deutlich geringer zu besteuern. Damit könnten bis zum Jahr 2030 knapp
170.000 zusätzliche Teilzeit-Jobs entstehen.
13.07.21
Neumarkt: 400 „Mini-Jobs“ weg