„Win-Win-Situation für alle“


Die winzigen Kreuzkröten - im Steinbruch Bärnreuther fotografiert - haben künftig wohl bessere Chancen
Fotos: LBV
NEUMARKT. Steinbruch-Betreiber im Landkreis Neumarkt und Naturschützer wollen an einem Strang ziehen. Jetzt wurden sogar Verträge unterzeichnet.

Zwei Neumarkter Firmen nehmen damit an einem bayernweiten Projekt zum Schutz von bedrohten Amphibienarten in Rohstoffgewinnungsstätten teil. „Das ist eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten“, sagte der LBV-Landesfachbeauftragte Dr. Andreas von Lindeiner.

Die Firmen Hermann Trollius Kalk & Dolomit und Bärnreuther + Deuerlein Schotterwerke unterzeichneten gemeinsam mit dem bayerischen Landesbund für Vogelschutz, der unteren Naturschutzbehörde des Neumarkter Landratsamtes und der höheren Naturschutzbehörde in der Regierung der Oberpfalz vor Ort in den Steinbrüchen entsprechende Verträge.

Mit der engen und vertraglich geregelten Zusammenarbeit könnten gemeinsam Schutz- und Entwicklungsmöglichkeiten für Amphibien in Kies-, Sand- oder Lehmgruben beziehungsweise Steinbrüchen geschaffen werden, hieß es. „Rohstoffgewinnung und Naturschutz müssen heute keine Gegensätze mehr sein. So gewährleisten die Gewinnungsstätten doch Lebensbedingungen, wie sie in der Landschaft heute kaum noch existieren“, sagte von Lindeiner.

Sowohl im Steinbruch bei Hörmannsdorf der Firma Trollius wie auch in Velburg bei der Firma Bärnreuther + Deuerlein werden ab sofort fördernde Maßnahmen im Rahmen der vertraglichen Partnerschaft umgesetzt. Der Amphibienexperte der Neumarkter LBV-Kreisgruppe, Georg Knipfer, kennt die Standorte gut und konnte an beiden schon seltene Gelbbauchunken, Kreuzkröten und Wechselkröten entdecken.


„Dass die Lebensräume dieser Arten vor Ort gesichert und im Rahmen des Projektes sogar vergrößert werden, ist ein großer Gewinn für die Biodiversität im Landkreis Neumarkt“, sagte Knipfer. Durch einfache Schutzmaßnahmen wie den Erhalt und die Anlage von Laichgewässern und Kleinstrukturen wie Totholz, Wurzelstöcken, und Geröllhaufen könnten die Lebensräume der Amphibien optimiert werden.

Wolfgang Nerb von der Regierung der Oberpfalz begrüßt die beiden Vertragsabschlüsse im Landkreis Neumarkt ebenfalls: „Durch diese Projekte können diese seltenen Arten aktiv gefördert werden, und zugleich besteht rechtliche Sicherheit sowohl für die Behörden wie auch die Abbauunternehmen“. Nachdem in der Oberpfalz bereits in den Landkreisen Schwandorf, Cham und Amberg solche Verträge abgeschlossen wurden, zeigte sich Joachim Falk von der Unteren Naturschutzbehörde erfreut, dass nun auch der Landkreis Neumarkt mit seinen wertvollen Populationen Teil des Artenschutzprojektes ist.

Herbert Bärnreuther betont die Wichtigkeit der Lebensräume in den Abbauflächen: „Unsere Steinbrüche sind an vielen Ecken bereits wahre Biotope mit einer hohen Artenvielfalt“. Künftig könne man die seltenen Amphibien durch den Rat der Experten vor Ort „noch besser schützen und fördern“.

„Als Rohstoffförderer ist das nachhaltige Denken und Handeln für nachfolgende Generationen für uns selbstverständlich“, sagte Hermann Trollius . Mit dem Kooperationsvertrag gewinne man auch mehr Rechtssicherheit im Umgang mit den geschützten Arten, mit denen man die Tagebaue teile.

Seit 2017 führt der LBV zusammen mit dem Bayerischen Industrieverband Baustoffe, Steine und Erden (BIV) und der Arbeitsgemeinschaft Bayerischer Bergbau- und Mineralgewinnungsbetriebe (ABBM) das Pilotprojekt durch. „Die Rohstoffgewinnung ist eine der wenigen Industrien, die durch ihre natürlichen Gegebenheiten, sozusagen vor der Haustür, einen wichtigen Beitrag zur Artenvielfalt leistet und Überlebensräume schafft“, sagte Dr. Stephanie Gillhuber vom BIV, die für die Unterzeichnungen aus München angereist war.

Über die gesamte Laufzeit bis Ende 2022 wird das Projekt vom bayerischen Naturschutzfonds gefördert. Die Ausarbeitung der rechtlichen Grundlage für den Vertragstext nahm auch wegen der Einarbeitung zwischenzeitlich ergangener Urteile des Europäischen Gerichtshof viel Zeit in Anspruch. Nun soll auf der neuen Vertragsgrundlage die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Abbauunternehmen und Naturschutz fortgesetzt werden.


Die Verträge wurden gleich vor Ort in den Steinbrüchen unterzeichnet - hier von der Firma Trollius in Hörmannsdorf
10.09.21
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