Fahrt wird bezahlt


Für die 3940 Bauarbeiter im Landkreis Neumarkt gibt es jetzt Geld für die Fahrt zur Baustelle
Foto: IG Bau
NEUMARKT. Bauarbeiter bekommen im Februar erstmals eine Lohnabrechnung, auf der die Kilometer auf dem Weg zur Baustelle eine Rolle spielen.

Das ist nach Angaben der Gewerkschaft eine Premiere für die im Landkreis Neumarkt besonders stark vertretene Baubranche: „Endlich gibt es eine Entschädigung für die Fahrstrecken“.

Damit würden vor allem die vielen Stunden ausgeglichen, die Maurer, Betonbauer, Kranführer Monat für Monat auf der Straße unterwegs sind. Denn bislang habe ein Großteil der Bauarbeiter „zum Null-Tarif“ Zeit und Nerven investiert, um zu den Baustellen zu kommen. „Denn die meisten Bauarbeiter haben ihre Zeit für die Fahrten zur Baustelle dem Chef einfach geschenkt“, sagt Manfred Götz. Für den stellvertretenden Bezirksvorsitzenden der IG Bau ist die Entschädigung der Wegezeit „ein wichtiger Schritt nach vorn, um die Arbeit auf dem Bau vom Lohn her attraktiver und gleichzeitig auch gerechter zu machen“.

Immerhin seien die Strecken, die Bauarbeiter auf ihrem Weg zu den Baustellen zurücklegen, enorm. Die Bau-Gewerkschaft hat die Fahrstrecken beim Pestel-Institut untersuchen lassen. Demnach sind rund 3940 Bauarbeiter – und damit neun von zehn Beschäftigten der Baubranche – im Landkreis Neumarkt an 200 Arbeitstagen unterwegs, um zu den Gebäuden, Straßen und Brücken zu kommen, die sie bauen und sanieren sollen.


Für die einfache Fahrt legen sie dabei im Schnitt 58 Kilometer zurück. Die Wissenschaftler kommen dabei auf rund 91,7 Millionen „Baustellen-Kilometer“ im Jahr. „Rein rechnerisch fahren die Bauarbeiter aus dem Landkreis Neumarkt damit rund 2288 Mal um die Erde.

Das Ergebnis mache deutlich, dass die, die auf dem Bau arbeiten, viel Extra-Zeit am Steuer vom Auto oder im Baubulli verlieren. Dabei sei die Wegezeit nichts anderes als für den Bau-Job investierte Lebenszeit, sagt Carsten Burckhardt. Die Fahrten zu den Baustellen seien „echte Zeitfresser“. Trotzdem sei es ein „hartes Stück Arbeit“ gewesen, die Entschädigung der Wegezeit am Tariftisch durchzusetzen. „Die Arbeitgeber haben sich jahrelang dagegen gesträubt“, so Burckhardt.

Die Zeiten, in denen Fahrstrecken von Bauarbeitern einfach unter den Teppich gekehrt wurden, seien jetzt allerdings endgültig vorbei: Für die Strecken zwischen dem Betrieb und der Baustelle bekommen Bauarbeiter, die Tag für Tag von zu Hause aus anfahren, jetzt – je nach Kilometern – zwischen 6 und 8 Euro pro Tag. Wer nicht mit dem Baubulli fährt, sondern das eigene Auto nimmt, bekommt zusätzlich Kilometergeld. Auch für Fahrten mit Bussen und Bahnen gibt es eine Erstattung. Wer auf Montage sei und nicht jeden Tag nach Hause fahren könne, bekomme – abhängig von der Strecke – zwischen 18 und 78 Euro pro Woche.
19.02.23
Neumarkt: Fahrt wird bezahlt
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