Sinnvoll oder umstritten
NEUMARKT. Selbsttests können nach Meinung der Neumarkter Apotheker sinnvoll sein - viele sind aber auch umstritten.
Wie Michael Popp in seiner Eigenschaft als Pressesprecher der Apotheker im Landkreis mitteilte, können Selbsttest aus der Apotheke hilfreich sein, wenn sie leicht zu handhaben sind und eine eindeutige Aussage haben. Im Hinterkopf sollte man dabei aber immer haben, dass auch der beste Test keine ärztliche Diagnose ersetzen kann.
Die gängigsten Untersuchungen, die in der Apotheke durchgeführt werden, sind die Bestimmung des Blutzuckerwertes und des Blutdruckes. Sie liefern schnell eine Aussage über aktuelle Werte und können, bei mehrmaliger Durchführung über einen bestimmten Zeitraum, als Screening-Methode nützliche Hinweise auf Grunderkrankungen geben.
Ebenso dient die Kontrolle des (Gesamt-)Cholesterins der eventuellen Entdeckung einer Fettstoffwechselstörung und der Patient kann so rechtzeitig zum Arztbesuch animiert werden. Die Bestimmung der einzelnen Bestandteile des Cholesterins liefert zwar wesentlich genauere Aussagen, ist jedoch aufwändiger und teurer.
Tests, die zu Hause durchgeführt werden, sollen einfach zu handhaben sein und eindeutige Ergebnisse liefern. Bewährt haben sich zum Beispiel Analysen von Nierenwerten, bei denen man schnell auf Blut im Urin oder eventuelle Blaseninfektionen aufmerksam wird. Der Urintest ist schnell durchführbar und es lassen sich eine Vielzahl von Parametern bestimmen. Auch die Bestimmung des pH-Wertes des Urins läßt sich schnell und einfach durchführen. Hiermit werden häufig Diäten kontrolliert oder Hinweise auf eine chronische Entzündung erhalten.
Nicht jeder Selbsttest, den man kaufen kann, ist auch sinnvoll und empfehlenswert. Viele sind umstritten, etwa weil der Rückschluss vom Messergebnis auf eine Krankheit schwer fällt. Hier vier Beispiele für umstrittene Tests:
- Abzuraten ist von Selbsttests auf lebenswichtige Funktionen bzw. auf lebensbedrohliche Erkrankungen. Der Nachweis von PSA als Hinweis auf einen Tumor der Prostata ist zu ungenau und liefert in den meisten Fällen positive Ergebnisse, obwohl keine Erkrankung vorliegt. Die daraus resultierende teure Anschlußuntersuchung und die psychische Belastung lassen den Test als nicht sinnvoll erscheinen.
- Auch der Atem- bzw. Bluttest auf H. pylori, den Keim, der Magengeschwüre auslöst, führt zu keinem sinnvollen Ergebnis, da über die Hälfte der Bevölkerung den Keim in sich trägt, ohne jemals zu erkranken.
- Vollkommen abzuraten ist vom Selbsttest auf erfolgten Herzinfarkt. Ein Verdacht auf einen Infarkt ist immer eine Indikation für den Notarzt und die Zeit bis zum Aufsuchen eines Arztes sollte nicht durch zweifelhafte Tests vergeudet werden.
- Leicht durchzuführen ist der Test auf Eintreten der Menopause. Das nachzuweisende Hormon liegt in ausreichend hoher Konzentration vor, um ein sicheres Ergebnis zu erhalten. Ob dieser Test jedoch sinnvoll ist, liegt im Auge des Betrachters.
09.08.06
Neumarkt: Sinnvoll oder umstritten