"Klassischer Werkstoff"


Blick in die Sonderausstellung: Klaus Hack – Lothar-Fischer-
Preisträger 2005
Foto: Andreas Pauly
NEUMARKT. Mit dem Kunsthistoriker Dr. Birk Ohnesorge konnte ein Kenner bildhauerischer Entwicklungen des 20. Jahrhunderts für einen Vortrag im Rahmen der aktuellen Sonderausstellung "Klaus Hack - Lothar Fischer - Preisträger 2005" gewonnen werden.

Er wird am Sonntag um 11 Uhr in seinem Diavortrag im Museum Lothar Fischer zentrale Tendenzen und Strömungen der Holzbildhauerei darlegen und einige markante Positionen vorstellen.

Anhand einiger Beispiele von Ernst Ludwig Kirchner, Ernst Barlach und dem deutschen Expressionismus untersucht Ohnesorge einen veränderten Begriff von Holzskulptur, der Schule machte und innerhalb des 20. Jahrhunderts seine Bedeutung nicht mehr verliert. Holz als klassischer Bildhauerwerkstoff wurde inzwischen durch andere Materialien verdrängt und auch der Umgang mit diesem Material hat sich stark verändert.

Zunehmend weniger figürlich arbeitende Bildhauer in Europa nutzen das Material nach 1940. Es scheint abgenutzt bzw. durch kunsthandwerkliche Verwendung diskreditiert, nicht nur durch eine volkstümelnde Favorisierung der traditionellen Holzschnitzkunst im Dritten Reich. Junge Künstler, die sich heute mit dem Material Holz als Werkstoff beschäftigen stehen einer erdrückenden Tradition gegenüber, die die für einen jungen Künstler notwendige Erarbeitung einer individuellen künstlerischen Formensprache beinahe unmöglich macht.

Nicht zuletzt auch deshalb wird Holz in der zweiten Jahrhunderthälfte in einer konzeptuellen, nicht figürlich arbeitenden Kunst aufgrund seiner Materialeigenschaften weit mehr genutzt und geschätzt. Daher gibt es in den letzten 50 Jahren nur noch wenige künstlerisch ansprechende Beispiele einer Holzbildhauerei, die noch im eigentlichen Wortsinne "bild-hauert". Noch geringer ist die Zahl derer, die ausschließlich in Holz arbeiten. Ein in sich geschlossenes skulpturales Werk wie das von Klaus Hack ist in der Gegenwartskunst eine Ausnahme.

Verstärkt sind es abstrakt oder weitgehend abstrakt arbeitende Künstler, wie Erwin Wortelkamp, Karl M. Rennertz oder Rudolf Wachter, die Holz favorisieren. Zumeist finden sich Mischformen, das heißt Materialkompositionen wie bei Franz Bernhard oder es wird in Holz "modelliert" und anschließend in haltbare Bronze gegossen.

Dieser Vortrag findet im Rahmen des Ergänzungsprogramms anlässlich des 25jährigen Jubiläums der Neumarkter Konzertfreunde statt. Er soll nicht nur einen ausgezeichneten Überblick über die Positionen der deutschen Holzbildhauerei bieten, sondern verspricht ein ganz besonderes Erlebnis zu werden, findet er doch direkt im Wechselausstellungsraum inmitten der eindrucksvollen Plastiken Klaus Hacks statt.
11.10.06
Neumarkt: "Klassischer Werkstoff"
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