"Teufelskreis durchbrechen"

NEUMARKT. Eine gemeinsame Wertediskussion um alte Menschen war eine der großen Forderungen von Vertretern der Grünen mit ihrer Landesvorsitzenden Theresa Schopper und Caritasvertretern aus dem Landkreis bei einem gemeinsamen Gespräch.

Die Diskussion um Gesundheit und Altersvorsorge werde zu defensiv geführt, auf Skandale im Pflegebereich werde mit teilweise falschen Maßnahmen reagiert, so der Tenor.

Eingeladen zum Treffen hatte Stephan Spies, Heimleiter des Caritas-Altenheims St. Johannes in Neumarkt, der auch als Sprecher der Heimleitungen des Landkreises agiert. Er stellte zunächst grobe Entwicklungslinien in der stationären Altenpflege dar. Er plädierte für eine Beibehaltung der Fachkraftquote bei 50 Prozent des Pflegepersonals. Die Grünen teilten diese Auffassung. Nur so könne eine bedarfsgerechte und qualifizierte Pflege gewährleistet werden.

Als weiteres Problem wurde die Finanzierung erkannt. Pflegesätze durch die Pflegeversicherung wurden nicht erhöht und Investitionszuschüsse durch den Freistaat gekürzt, so dass durch Kostensteigerungen im Bereich Einkauf und Löhne Erhöhungen der Beiträge für die alten Menschen unumgänglich seien. Weiter habe das zum Abbau qualifizierter Kräfte beigetragen und damit auch zum Abbau der Pflegequalität.

Grünen-Kreisvorsitzende Gabi Bayer: "Dieser Teufelskreis kann nur durchbrochen werden, wenn wir zu einer bedarfsgerechten, und an die Kostensteigerungen angepasste Finanzierung finden."

Langfristig müsse hier ein Umdenken in der Gesellschaft stattfinden, so dass private Vorsorge für das Alter eine viel größere Rolle spiele, so Gerhard Binder, Leiter des Berchinger Caritas-Heims. Grünen-Bezirksrätin Ingeborg Hubert betonte, dass die Diskussion um den Wert der Pflege alter Menschen nicht gegeneinander geführt werden dürfe. Vielmehr müssten Bürger und Politik, Einrichtungsträger und Pflegekräfte an einem Strang ziehen.

Als weiterer Kritikpunkt an der derzeitigen Situation erkannten beide Gesprächsseiten den hohen bürokratischen Aufwand in der Pflege. Immer neue Papiere müssten erstellt werden und würden als Qualitätsmerkmale der Heime gelten. Dies betreffe, so Richard Theil von der Sozialstation, besonders auch die ambulanten Dienste. In Wirklichkeit sei Papier aber geduldig und führe im Zweifelsfall zu Einbußen in der Pflege, für die kontinuierlich weniger Zeit bestünde.

Schopper erklärte hierzu, dass die Pflege viel stärker prozessorientiert sein müsse. Vermeintliche Sicherheiten, wie sie der Medizinische Dienst oder die Heimaufsicht forderten, würden Skandale nicht vermeiden. Mit gesundem Menschenverstand und Fachkenntnis der Prüfer sei häufig leichter erkennbar, welches Klima in einem Heim herrsche, so Spies.
10.11.06
Neumarkt: "Teufelskreis durchbrechen"
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