Gentechnikfreier Landkreis ?

NEUMARKT. Die UPW-Kreistagsfraktion prüft derzeit, einen Antrag für einen Agro-Gentechnik-freien Landkreis Neumarkt zu stellen.

In dieser Absicht wurden sie jetzt auch bei einer Betriebsbesichtigung in der Neumarkter Lammsbräu bestätigt. Die Bundes- und Bayernpolitik der großen Parteien ziele immer deutlicher auf das Ausbringen von Agro-gentechnisch behandelten Lebensmitteln hin, hieß es. Die Konzerne als Patentinhaber dieser ausgebrachten Pflanzen als rechtliche Eigentümer könnten entweder den Verkauf oder die Benutzung verbieten oder aber Lizenzen dafür verlangen.

Gerade für die mittelständischen Lebensmittelhersteller wie auch für alle Konsumenten in Deutschland seien diese Strategien der Konzerne jedoch nicht akzeptabel. Diese Einschätzung teilen auch die Mitglieder der UPW-Fraktion und sie befürchten, dass bei Freisetzung von gentechnisch behandelten Pflanzen eine Begrenzung nicht möglich ist und demnach diese Entwicklung später einmal unumkehrbar sei. Die Freien Wähler wollen sich daher dieses Themas verstärkt annehmen und weitere Informationen einholen.

Im Rahmen der Betriebsbesichtigung in der Lammsbrauerei wurde den Freien Wählern von Dr. Franz Ehrnsperger und Thomas Weiß die dortigen Betriebsabläufe aufgezeigt. Vom Eingang der ökologisch angebauten Produkte bis über die Veredelungsvorgänge zum fertigen Endprodukt hin wurden die Kreisräte detailliert informiert. Im Rahmen der vielfältigen Diskussion war die Gentechnik, und hier besonders die Agro-Gentechnik, ein großes Thema. Die Lammsbrauerei lege großen Wert darauf, dass nur Produkte verwendet werden, die nicht gentechnisch verändert sind. Auch wenn dies personell und finanziell einen großen Aufwand bedeute.

Dabei wies der Brauereiinhaber darauf hin, dass sich die bisher von den Erzeugern von gentechnisch veränderten Pflanzen angepriesenen Vorteile in der Praxis nicht dauerhaft nachweisen haben lassen. Die Argumente pro Agro-Gentechnik wie mehr Ertrag, geringere Krankheitsanfälligkeit oder die Einsparungen von chemischen Spritzmitteln hätten sich ebenfalls nicht betätigt.

Fütterungsversuche an Tieren seien wegen ungewöhnlicher Krankheitserscheinungen häufig sogar vorzeitig abgebrochen worden und es gebe fundierte Vermutungen, dass durch die Übertragung bestimmter Gensequenzen auch die menschliche Gesundheit in Mitleidenschaft gezogen wird. Außerdem sagte der Leiter der Neumarkter Lammsbräu, dass auch das Argument der Schaffung von Arbeitsplätzen nicht ziehe, da die Agro-Gentechnik in den letzten zehn Jahren nur etwa 400 bis 600 Arbeitsplätze in ganz Deutschland neu geschaffen habe. Im Gegensatz hierzu habe der Bio-Lebensmittel-Bereich bereits 160.000 neue Arbeitsplätze gebracht.

Seiner Ansicht nach sei die Agro-Gentechnik ausschließlich im Interesse der fünf oder sechs multinationalen Konzerne, die die Patente auf gentechnisch veränderten Pflanzen haben. Bei Umfragen unter den einzelnen Konsumenten würden zwar gentechnisch veränderte Lebensmittel größtenteils abgelehnt, aber nur durch das eigene Konsumverhalten könne die Nachfrage diesbezüglich gesteuert werden.

Die UPW-Kreistagsfraktion zeigte sich aufgeschlossen und wird dieses Thema weiter im Auge behalten. Schließlich stelle es einen für die Menschen lebenswichtigen Bereich dar. In der nächsten Zeit soll geklärt werden, ob die Kreistagsfraktion hierzu einen Antrag auf einen "Agro-Gentechnik-freien Landkreis Neumarkt" im Kreistag stellen wird.
01.03.07
Neumarkt: Gentechnikfreier Landkreis ?
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