Vor einer Zeitenwende ?


Groß war das Interesse der Landwirte am Agrarforum
NEUMARKT. Riesiges Interesse herrschte am Dienstagabend beim Agrarforum der Sparkasse Neumarkt-Parsberg in Herrnried.

Das Gasthaus Neugebauer war bis auf den letzten Platz gefüllt. Das zeigt das Interesse der Landwirte am Thema "Perspektiven der Oberpfälzer Lanwirtschaft". Nach dem Vortrag von Christian Stockinger vom Institut für Agrarökonomie der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft kam es noch zu einer ausführlichen Diskussion.

Steht die Landwirtschaft vor einer Zeitenwende? Die Weltbevölkerung wächst rasant, wird immer hungriger und auch kaufkräftiger, sagte Stockinger. Die Endlichkeit fossiler Energievorräte und die Problematik der Treibhausgase führten zu wachsendem Einsatz von Bioenergie. Ernährung, Fütterung und Energieerzeugung konkurrierten zunehmend um Agrarrohstoffe. Die Welt-Agrarproduktion scheine mit dem Nachfragezuwachs kaum noch mithalten zu können, was sich bereits am kontinuierlichen Rückgang der Weltgetreidevorräte beispielhaft zeige. Der Welt-Agrarmarkt wandele sich offensichtlich vom Überschussmarkt zum Nachfragemarkt.

Die EU-Agrarpolitik stehe mitten im Wandel von Marktordnung und Einkommensstützung zur Strukturpolitik des ländlichen Raums, internationale Abstimmungen zur Liberalisierung der Welt-Agrarmärkte seien trotz derzeit bestehender Blockaden in absehbarer Zeit zu erwarten. Folglich würden steigende Nachfrage und wachsende Warenströme die internationalen Agrarmärkte stimulieren, aber auch den Wettbewerb um Marktanteile deutlich verschärfen. Produkte mit großem Preisabstand zwischen EU und Weltmarkt würden erst vor einem Angleichungsprozess zu konkurrierenden Anbietern im Drittlandsgeschäft stehen, wenngleich dieser bei steigenden Weltmarktpreisen geringer ausfallen werde als bis vor kurzem angenommen. Dabei sei davon auszugehen, dass bewegliche Preise und spekulative Ausschläge zu bisher nicht bekannten Marktrisiken führen werden.

Energie aus Biomasse boomt - auch in Bayern. Die stürmische Entwicklung sei allerdings weitgehend politikgetrieben; sei es durch gesetzlich festgeschriebene Einspeisevergütungen, Steuervorteile oder Mindestquoten. Angesichts knapper Ressourcen und bestehender Kostenvorteile konkurrierender Produzenten sei die Zukunft der regenerativen Energieerzeugung auf die Steigerung von Flächenproduktivitäten, die Verbesserung von Prozessabläufen und die weitere Optimierung der Energieausnutzung angewiesen. Das Problem sei, dass subventionierte Energieerzeugung in Konkurrenz zu einer Nahrungsmittelerzeugung trete, die gerade eben in den Wettbewerb entlassen werde.

Die bayerische Agrarwirtschaft stehe am Beginn einer Zeitenwende, zwischen Herausforderungen und Chancen, sagte Stockinger. Die Land- und Ernährungswirtschaft habe einen hohen Qualitätsstandard, habe den interessantesten Lebensmittelmarkt der Welt vor der Haustür und sei beim Kunden erfolgreich. Dies gelte es zu sichern und auszubauen. Vor allem bei den für Bayern so wichtigen Produkten Milch und Rindfleisch seien die Produktionskosten noch nicht international wettbewerbsfähig. Das habe auch mit den kleinbetrieblichen Strukturen zu tun.

Es müßten leistungsfähige Produktionsstrukturen geschaffen werden, sei es durch Betriebsgrößenwachstum, sei es durch intelligente unternehmerische Verbundkonzepte und Arbeitsteilung. Nur Könner hätten eine Chance. Viele hätten diesen Standortvorteil bereits genutzt für höhere Wertschöpfung, Einkommenskombination oder Einkommensalternativen. Dieser Entwicklungspfad werde künftig noch an Bedeutung gewinnen.
28.03.07
Neumarkt: Vor einer Zeitenwende ?
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