...vor einem Jahr: Lämmer gestreichelt Drei Verletzte Arzt bedroht Rathaus schließt früher Geld für Sportvereine

"Freispruch 1. Klasse"

NEUMARKT. Das Urteil war nicht anders zu erwarten, doch als Vorsitzender Richter Bernhard Germaschewski das erlösende Wort "im Namen des Volkes" aussprach, flossen die Tränen: Freispruch für Martin S., der im Verdacht stand, das Sanitätshaus seiner Ehefrau niedergebrannt zu haben. (neumarktonline berichtete bereits mit einer Eil-Meldung). Mit feuchten Augen schlossen die Töchter ihren Vater in die Arme.

Mit dem "Freispruch Erster Klasse" - selbst die Kosten des Verfahrens gehen zu Lasten der Staatskasse - nahm ein Mammutverfahren, bei dem nicht weniger als 31 Zeugen und zwei Sachverständige an vier Verhandlungstagen aufgeboten waren, ein "Happy end" (neumarktonline berichtete ausführlich über die einzelnen Prozesstage vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth).

Bereits am letzten Verhandlungstag hatte sich abgezeichnet, dass dem Gericht die bis dorthin erfolgte Beweisaufnahme ausreichte, um die Vorwürfe zu entkräften. Selbst die Staatsanwältin verzichtete auf die Einvernahme weiterer Zeugen: "Nach Aktenlage sprechen viele Indizien gegen eine Täterschaft des Angeklagten", begann sie mit ihrem Plädoyer, in dem sie die Gründe darlegte, dass er weder die Zeit hatte, den Brand zu legen noch ein Motiv, das die Tat rechtfertigte.

Verteidiger Dr. Alois Kölbl ging sogar noch weiter, indem er neben dem Verlust der Firma den imaginären Schaden durch das Einbüßen des guten Rufs seines Mandanten ins Feld führte. In diesem Zusammenhang übte er leise Kritik an den Ermittlungen der Polizei, obwohl er dieser zugestand, dass sie Straftaten verfolgen muss. Nur: sein Mandant habe keine Straftat begangen.

Als freier Mann und mit erhobenem Haupt verließ Martin S. nach nervenaufreibenden Tagen und Wochen das Gericht. Wie es weitergeht? Seine Tochter Susanne, die ihn im Gerichtsflur innig an sich drückte, führt das Sanitätshaus weiter.

---

ISSN 1614-2853 21. Jahrgang

ISSN 1614-2853 21. Jahrgang