"Aussiedlung" oder "Vertreibung"?

Wiederholt ist zu beobachten, dass die "Vertreibung" der ca. zwölf Millionen Ostdeutschen und der ca. drei Millionen Sudetendeutschen nach 1945 mit dem Ausdruck "Aussiedlung" umschrieben wird.

"Aussiedlung" musste die DDR die Vertreibungen der Deutschen durch ihre sozialistischen "Bruderländer" Volksrepublik Polen und CSSR nennen. Die ostdeutschen und sudetendeutschen Flüchtlinge und Heimatvertriebenen haben keinen Grund, die millionenfachen Verbrechen gegen Völkerrecht und Menschenrechte mittels "Aussiedlung" zu beschönigen.

Die über zwei Millionen Toten – misshandelt, entkräftet, umgebracht – verdienen die historische Wahrheit und persönliche Gerechtigkeit. Neben Todesopfern in der eigenen Familie bzw. Verwandtschaft erschüttert mich bis heute am meisten ein Dokument, das eine deutsche Rot-Kreuz-Schwester im niederschlesischen Namslau (polnisch Namyslow) beeidet hat: "Fünfzig Säuglinge – erfroren."

Eine Schlussbemerkung: Als Slawist für die Welt des europäischen Ostens aufgeschlossen, als Historiker mit den Vertreibungsverbrechen durch Polen und Tschechen sowie Slowaken hinreichend vertraut, als Flüchtling in Neumarkt die dritte "Heimat" gefunden, frage ich mich: Warum bringen es die EU-Mitgliedsstaaten "Republik Polen" und "Tschechien" bzw. "Slowakei" als moderne, demokratische Nachfolgestaaten ihrer sozialistischen Vorgängerstaaten nicht fertig, die unrühmliche Vergangenheit ihrer sozialistischen Vorgängerstaaten aufzuarbeiten?

Schließlich sind Deutsche wie Polen wie Tschechen und Slowaken demokratische EU-Mitgliedsstaaten mit einer gemeinsamen Zukunft.
15.05.07
Georg Jüttner, Neumarkt-HolzheimNeumarkt: "Aussiedlung" oder "Vertreibung"?
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