Am Fahrgast vorbei


Vor einem Jahr war Edeltraut Engel der zehnmillionste Stadt-
bus-Fahrgast innerhalb von 13 Jahren. Oberbürgermeister Tho-
mas Thumann gratulierte mit einem Blumenstrauß. Von weiter-
en Aktivitäten seinerseits in Sachen Stadtbus wurde bislang
nichts bekannt.
Foto: Archiv/Zwick
NEUMARKT. Zweitausend- vierhundert Seiten dick ist der neue Fahrplan des Verkehrsverbundes Großraum Nürnberg (VGN), in dem auch die Stadtwerke Neumarkt ihr Angebot präsentieren. Auf einem Dutzend Seiten ist aufgelistet, was neu ist und was sich mit dem ersten Gültigkeitsdatum (9. Dezember) alles ändert.

Gerade auf diesen Seiten hätten die Stadtwerke einen großen Nachbesserungs-Bedarf, doch leider findet sich hier kein einziger Eintrag. Will heißen: der am Fahrgast vorbeigeplante Fahrplan der Vorjahre ärgert weitere 365 Tage.

Zu den Regionalexpresszügen, die gottlob nicht in die Zuständigkeit der Neumarkter Stadtwerke fallen, ist vermerkt, dass diese künftig in Nürnberg zur Minute 36 und in Neumarkt zur Minute 02 (in Richtung Nürnberg) abfahren.

"Selbstverständlich ist der Fahrplan bestmöglichst mit dem Fahrplan der Deutschen Bahn verknüpft", prahlen die Stadtwerke auf ihrer Homepage großspurig. Genau das Gegenteil ist der Fall: Busse kommen an, wenn die Züge gerade mal drei bis fünf Minuten vorher abgefahren sind. Die Beispiele lassen sich für beinahe alle Linien fortführen. Und da wundert man sich bei den Stadtwerken, dass die Fahrgastzahlen von Jahr zu Jahr rückläufig sind. Bei so einem stümperhaften Fahrplan kann man wohl niemand bewegen, vom Auto auf Bahn und Bus umzusteigen, und mag der Spritpreis noch so in die Höhe schnellen.

So kursieren Ergebnisse von Erhebungen, dass 62 Prozent der Neumarkter trotz der hohen Benzinkosten lieber das Auto statt den Stadtbus benutzen, um flexibler zu sein. Mehr als 30 Prozent sollen mit dem Fahrplan-Angebot unzufrieden sein.

Diese niederschmetternden Zahlen müssten doch eigentlich sowohl Stadtwerke-Direktor Manfred Tylla als auch Stadtwerke-Referenten und 2. Bürgermeister Ferdinand Ernst zu denken geben, zumal andere Verkehrsträger stolze Zuwächse verzeichnen können. So beförderte die Verkehrs-AG Nürnberg (VAG) im Jahre 2006 rund 173 Millionen Fahrgäste gegenüber 168 Millionen im Vorjahr. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass 2006 Nürnberg einer der Austragungsorte der Fußball-Weltmeisterschaft war. Aber der Fünf-Millionen-Zuwachs kann nicht allein auf dieses Ereignis zurückgeführt werden.

Bei den Neumarkter Stadtbussen geht’s hingegen seit dem Jahre 2003 "bergab". Von den damals 813.000 beförderten Fahrgästen sind bis zum Jahr 2006 noch 775.000 übrig geblieben. Tendenz: weiter fallend, während der VGN insgesamt – trotz der schlechten Vorgaben aus Neumarkt – einen Zuwachs von zuletzt 2,4 Prozent zu verzeichnen hatte. Alle deutschen Verkehrsverbünde zusammengenommen brachten es 2006 auf eine Fahrgast-Steigerung um 1,9 Prozent.

Eine bessere Erreichbarkeit der Innenstadt wäre neben der optimalen Anbindung an das Schienennetz ein Instrument zum Gegensteuern, damit die Fahrgastzahlen nicht nach unten, sondern nach oben gehen. Die wesentlich kleinere Stadt Roth im Verkehrsverbund Nürnberg bietet in der Hauptverkehrszeit einen Halbstundentakt an (mit optimalen Anschlüssen an die S-Bahn).

Müssen in Neumarkt alle Buslinien am Bahnhof enden und beginnen? Die nicht mit dem Zugfahrplan verknüpft sind, könnten auch vom Oberen Tor neue Ziele ansteuern, was Zeit und Buskilometer sparen helfen würde. So wäre vielleicht eine direkte Linie vom Anfang der Nürnberger Straße (Klinikum) bis zum Ende der Regensburger Straße (Berufsschulzentrum) denkbar.

Aber für derlei Gedankengänge ist wohl eher ein kompetentes Ingenieurbüro, spezialisiert auf intelligente Fahrpläne, zuständig.
Erich Zwick
04.12.07
Neumarkt: Am Fahrgast vorbei
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