Fast vergessener Star


Käthe Dorsch im zarten Mädchenalter.
NEUMARKT. Wenn nicht eine Straße in der Nähe des ASV-Sportzentrums an sie erinnern würde, wäre Käthe Dorsch in ihrer Heimatstadt längst in Vergessenheit geraten. Dabei war sie eine der ganz großen Töchter, die Neumarkt hervorgebracht hat: eine der bedeutendsten Schauspielerinnen des vergangenen Jahrhunderts starb am 1. Weihnachtsfeiertag vor 50 Jahren in Wien, vier Tage vor ihrem 67. Geburtstag.

Käthe Dorsch wurde am 29. Dezember 1890 als Tochter des Lebküchners Christoph Dorsch und seiner Ehefrau Magdalena im Haus Unterer Markt 26 in Neumarkt geboren. Bereits im Jahre 1904 - als 14-Jährige - kam Käthe Dorsch zum Theater. Sie spielte in einer Operette am Nürnberger Opernhaus in einer kleinen Nebenrolle mit, wobei sie "nebenbei" ihre Liebe zur darstellenden Kunst entdeckte.

Ihre inzwischen nach Nürnberg übergesiedelten Eltern ermöglichten ihr Schauspielunterricht, und schon bald hatte sie ihre ersten ernsthaften Engagements. Käthe Dorsch, eigentlich auf den Vornamen Katharina getauft, machte ihren unaufhaltsamen Weg. Nach ihrer Ausbildung in Nürnberg ging sie als Operettensoubrette nach Mainz und dann nach Berlin, zunächst ans dortige Lessingtheater, dann ans Staatstheater der damaligen Reichshauptstadt.

Damit war das Ende der Karriereleiter noch längst nicht erreicht: Sie folgte einem Ruf ans Burgtheater nach Wien - das war 1939 - und gab zahlreiche Gastspiele z.B. am Schillertheater und Renaissancetheater in Berlin. Sie war Inhaberin des Luise-Dumont-Goldtopass.

Schon frühzeitig wurde der Film auf sie aufmerksam. Ein paar von 20 Stumm- und 16 Tonfilmen: "Die Lindenwirtin" (1930), "Drei Tage Liebe" (1931), "Savoy-Hotel 217" (1936) und als letzter Film "Regine" (1955).


Eine ihrer vielen Erfolgsrollen: Käthe Dorsch in "Der Biberpelz"
von G. Hauptmann.


Käthe Dorsch und Werner Fütterer in der Komödie "Mama
Nicole" im Jahre 1955 im Renaissance-Theater in Berlin.
Fotos: ZDF
Im Jahre 1920 heiratete sie den Schauspielerkollegen Harry Liedke, was ihr alter Verehrer Hermann Göring mit dem Kommentar quittierte: "Du bist ja total verjudet, Käthe". Durch diese "Verjudung" konnte sich aber der Star bei dem Reichsmarschall für andere dem Regime nicht angepasste Kollegen, unter ihnen Werner Finck, einsetzen, so dass sie vor dem KZ verschont geblieben sind. Andere Verfolgte brachte sie sicher ins Ausland, und nach dem Krieg engagierte sich Käthe Dorsch für Flüchtlinge.

Kritik mochte Käthe Dorsch überhaupt nicht, vor allem, wenn sie negativ war. Da konnte sich die "Grand dame" schon mal vergessen und sogar Ohrfeigen austeilen. Die erste erwischte ein Kritiker im Jahre 1946, die zweite "aktenkundige" der Wiener Kritiker Hans Weigel, der dem Star "routinierte Langeweile" unterstellt hatte.

Als die Diva vor 50 Jahren starb, erhielt jener Kritiker Hans Weigel von einem anonymen Absender eine Konservendose zugeschickt. Der makaber-feinsinnige Inhalt: Dorsch-Leber.
Erich Zwick
25.12.07
Neumarkt: Fast vergessener Star
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