"Dreister Versuch"

NEUMARKT. Das Neumarkter Bündnis "Zivil Courage" fürchtet, der BBV könnte der "Grünen Gentechnik" Tür und Tor öffnen.

"Wir sind ganz klar gegen die Agro-Gentechnik", wird es der Bauernverband "in den letzten Wochen nicht müde zu wiederholen. Der Grund ist die gewachsene Unzufriedenheit in den eigenen Reihen. Zuletzt organisierten Mitglieder in München eine Demo, die dem BBV Untätigkeit in Sachen Milchpreis und Agro-Gentechnik vorwarf.

Am Donnerstag nun wird es bei der Sitzung der Kreisobmänner in Herrsching zum Schwur kommen. Ein Fachausschuß des BBV hat eine Resolution vorbereitet, die der Grünen Gentechnik Tür und Tor öffnen könnte, heißt es von "Zivil Courage Neumarkt". Als Kernpunkt wird die Erleichterung des Imports von gentechnisch veränderten Futtermitteln gefordert.

Der Hintergrund: Der Agrochemiekonzern Monsanto will ab dem Jahr 2009 nur noch gentechnisch verändertes Soja anbauen, das für den europäischen Markt als Futtermittel nicht zugelassen ist. Nach der geltenden Gesetzgebung werde derzeit die ganze Partie verstoßen, falls sich geringste Spuren von nicht zugelassenen Sorten finden. Für die heimischen Veredelungsbetriebe werde dadurch eine Verteuerung der Eiweißfuttermittel befürchtet.

Um dies zu verhindern, schlägt der Fachausschuß den Kreisobmännern vor, sich für eine nicht näher bestimmte und als "Bagatellgrenze" bezeichnete Verunreinigung von Futtermitteln mit ungeprüften GVO-Sorten auszusprechen.

Sprecher Thomas Weiß vom Bündnis "Zivil Courage Neumarkt - Bündnis für einen agrogentechnikfreien Landkreis Neumarkt" hält einen solchen Beschluß für eine fatale Fehlentscheidung zu Lasten der Landwirte und der Verbraucher. Internationale Konzerne würden nun über Preisdruck versuchen, die Bauern in die Knie zu zwingen. "Wenn die Konzerne über solche Bagatellgrenzen erst einmal die Zulassungswege außer Kraft gesetzt haben, dann wird auch bald das Saatgut für Verschmutzungen geöffnet," so Weiß. Für ihn ist dies "der dreiste Versuch, den Markt Stück für Stück zu gewinnen".

Das Bündnis "Zivil Courage Neumarkt" warnt vor dieser Aufweichung der Bestimmungen, hieß es. Gerade die hohen Anforderungen für Futtermittel sicherten nicht nur die Bereitstellung von gentechnikfreier Ware sondern wirkten sich auch auf die Anbaustrategien in Europa aus. In Brasilien, dem Hauptimporteur von Soja, werde noch ausreichend gentechnikfreie Ware erzeugt. Es liege daher vor allem an den Importeuren und Futtermittelherstellern, gentechnikfreie Importware zu sichern. "Und am Bauernverband, dies für seine Mitglieder einzufordern", hieß es.

"Daran hat offenbar die BBV-Spitze kein Interesse", befürchtet das Neumarkter Bündnis "Zivil Courage". Denn die BBV-Spitze wünsche keine Transparenz im Futtermittelmarkt. Anders sei auch der Beschluß-Vorschlag, die neue Kennzeichnungsmöglichkeit "Ohne Gentechnik" abzulehnen, nicht zu erklären.

Ab kommenden Herbst müssen Fleisch, Milch und Eier, die von mit gentechnisch verunreinigten Futtermitteln gefütterten Tiere stammen, gekennzeichnet werden. Derzeit stammen etwa 50 Prozent des in Deutschland in der Fütterung eingesetzten Sojaschrotes von gentechnisch veränderten Sojabohnen. Auf den Weltmärkten landen etwa 80 Prozent aller gentechnisch veränderten Pflanzen, in der Hauptsache Soja und Mais, im Futtertrog.

Das Bündnis "Zivil Courage Neumarkt" appellierte in ihrer Pressemiteilung daher eindringlich, die neue Kennzeichnungsmöglichkeit zu unterstützen und die derzeitige Regelung in Bezug auf gentechnisch veränderte Futtermittel nicht aufzuheben.
23.04.08
Neumarkt: "Dreister Versuch"
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