Saufen bereitet Sorgen


Die SPD-Kreisräte trafen sich mit den beiden Chefs der Neu-
markter Polizei zu einem Gespräch.
NEUMARKT. Um "Alko-Dealer", Sperrzeiten und "Koma-Saufen" ging es bei einem Gespräch zwischen SPD-Politikern und der Neumarkter Polizei.

Dem "Koma"- und "Flatrate-Saufen" der jungen Generation mit den Mitteln der Kommunen wirksam Einhalt zu gebieten war das Thema der Unterredung der drei SPD-Kreisräte Helmut Himmler, Bürgermeister in Berg, André Radszun aus Seubersdorf und Josef Mayer aus Berching mit den Leitern der Neumarkter Polizeiinspektion, Helmut Lukas und Jakob Bierschneider.

Anlass zum intensiven Nachdenken gäbe es bedauerlicherweise genügend, sagte Polizeirat Lukas. Alleine die Neumarkter Polizei musste 2007 rund 40 bis zur Hilflosigkeit angetrunkene Jugendliche versorgen, 43 Fälle von Trunkenheit im Straßenverkehr und 25 alkoholbedingte Körperverletzungen im Alter bis 21 waren zu beklagen. Die Dunkelziffer dürfe weit größer sein. Besorgniserregend sei vor allem die Zunahme des Alkohol-Missbrauchs bei den Mädchen wie auch die Zunahme alkoholbedingter Delikte. Oft hinterlassen angetrunkene Jugendlichen-Gruppen "eine Schneise der Verwüstung", hieß es.

Positive Auswirkungen hatte die von der Neumarkter Polizei angeregte Auflage für Volks-, Rock- und Dorffeste, einen professionellen Security-Dienst stellen zu müssen. Auch die Preiserhöhung für Alcopops zeige Wirkung. Gut sei die Zusammenarbeit mit dem Jugendamt, an das über jeden Fall von Alkohol-Missbrauch bei Jugendlichen berichtet werde.

Besonders negativ bemerkbar aber mache sich die Aufhebung der Sperrzeit. Folge sei, dass die Veranstalter ihre Gäste erst um 5 Uhr früh entlassen müssten.

Abstoßend und wenig vorbildlich für die junge Generation seien die Szenen, die sich nach Mitternacht bis frühmorgens vor Weinzelten und Schnaps-Bars abspielten.

Unverständlich und kontraproduktiv wurde die gesetzliche Regelung bezeichnet, dass an Tankstellen sogenannter Reisebedarf in Form hochprozentiger Getränke auch nach 21 Uhr verkauft werden dürfe. Neben den elterlichen Schnaps-Vorräten seien sie die Haupt-Quelle, aus denen sich Jugendliche vor Besuch von Diskotheken in Stimmung trinken.

Dabei zeige die junge Generation durchaus verantwortliches Verhalten: In der Regel bleibe bei Fahrgemeinschaften einer nüchtern, um die Freunde wohlbehalten wieder nach Hause zu kutschieren. Bedauerlich dagegen sei der Umstand, dass immer wieder Volljährige als "Alko- Dealer" den Jugendlichen in Getränkegroßmärkten und Supermärkten die gewünschten Spirituosen verschafften.

Einig waren sich die Gesprächsteilnehmer, dass am wichtigsten das Vorbild-Verhalten der Erwachsenen sei. Das "Koma-Saufen" sei allem Anschein nach im privaten Bereich noch häufiger anzutreffen als im öffentlichen. Gesellschaftlich müsse auf Dauer der Zugang zu harten Alkoholika und der öffentliche Konsum so erschwert und verpönt werden, wie in jüngster Zeit bei den Tabakwaren, hieß es.

In einer Bürgermeister-Versammlung sollten sich die Chefs in den Ratshäusern einig werden über das einheitliche Ende bei Dorf- und Vereins- Festivitäten sowie für Discotheken-Betriebe - besonders auch im Interesse der Anwohner - spätestens um 3 Uhr.

Weinzelte und Schnaps- Buden hätten nach Ansicht der Ordnungshüter wie der Kommunalpolitiker mit der überkommenen bayerischen Fest-Kultur nichts zu tun. Stärker in die Pflicht genommen gehörten veranstaltende Vereine, von der Feuerwehr bis zum Schützenverein, die gelegentlich den Umsatz vor das Gemeinschafts-Erlebnis stellen würden.
28.05.08
Neumarkt: Saufen bereitet Sorgen
Telefon Redaktion


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