Fasten als Vorbereitung

Von Dekan Monsignore Richard Distler

Seit Jahrhunderten geht der Fastenzeit die Fastnachtszeit oder Faschingszeit voraus. Da war es Brauch, dass vor Beginn des Aschermittwochs alle Fleischprodukte, aber auch Eier und Milchprodukte aufgezehrt oder beseitigt werden mußten. Zudem wollte man vor der langen Zeit des Verzichts, immerhin 40 Tage, nochmals das Leben und das Essen nach Herzenslust genießen.

Fastenzeiten und Fastnachtszeiten gibt es auch in anderen Religionen, am frühesten überliefert aus dem alten Babylon. Die modernen Formen des Fastens finden sich im Autofasten, im Gesundheitsfasten oder im Fasten für den Frieden oder für die Bewahrung der Schöpfung.

Das religiöse Fasten hat aber darüber hinaus noch andere Motive. Unter dem Fasten aus Glaubensgründen versteht man den zeitweisen oder den gänzlichen Verzicht auf Nahrung oder ganz bestimmte Lebensmittel. Diesem Verzicht steht ein mehrfacher positiver Sinn gegenüber: Das Fasten dient zur "Ergebung des Geistes zu Gott". Schon Mose, Elija und Daniel, aber auch Jesus fasteten vor ihrer mystischen Begegnung mit Gott. Fasten dient also der inneren Reinigung, um sensibler und feinfühliger zu werden für die Nähe und Anwesenheit Gottes. Gefastet wird auch, um eine Not zu wenden oder Gebete eindringlicher zu machen. So wurde seit alters zum Beispiel in Kriegsnotzeiten ein Fasten angeordnet.

Jesus selbst sagt, dass die Dämonen, die dauernden inneren Versuchungen, den Menschen unfrei zu machen, nur durch Gebet und Fasten ausgetrieben werden können. Fasten gibt es auch als Bußfasten für begangene Sünden (wie z.B. König David) oder als Trauerfasten für begangene Untaten. Gefastet wird auch zur Vorbereitung einer größeren Aufgabe wie z.B.Johannes der Täufer oder Jesus selbst, der sich 40 Tage lang in der Wüste durch Fasten und Beten auf seine öffentliche Sendung vorbereitete.

Umgekehrt werden die Christen eingeladen, sich durch die 40tägige Fastenzeit auf die Karwoche und das Osterfest, als höchstem Fest im Kirchenjahr vorzubreiten. Besonders aus dem Mönchtum kam das asketische Fasten zur besseren Beherrschung der Sinnlichkeit. Durch dieses asketische Fasten wurde zeitweise die Fastenpraxis der Kirche verschärft.

Religiöses Fasten wird auch verstanden als Form der Anbetung Gottes mit Hilfe des Leibes. Diesem dient vor allem das Fasten- und Abstinenzgebot am Aschermittwoch und Karfreitag in der katholischen Kirche sowie die Enthaltung von Fleischspeisen an allen Freitagen des Jahres. Darüberhinaus kannte die frühe Kirche das Trauerfasten am Karfreitag und Karsamstag aus Solidarität mit dem Leiden und Sterben Christi. Das Trauerfaten war auch die allererste Fastenform der Kirche als völliger Essensverzicht, wo man nicht einmal zur heiligen Kommunion ging.

Dann wurde das Fasten auf die Karwoche ausgedehnt, doch wurde bereits im Konzil von Nicäa im Jahr 325 nach Christus die 40tägige Fastenzeit erwähnt. Je nachdem ob man auch an den Sonntagen fastete, dauerte die Fastenzeit in der Ost- und Westkirche unterschiedlich lang. Die Syonde von Benevent (1091)schaffte jedoch das Sonntagsfasten ab, weil der Sonntag der Gedächtnistag der Auferstehung ist. Seitdem wurde die Fastenzeit um sechs Wochentage verlängert. Sie beginnt deshalb mit dem Mittwoch der 7.Woche vor Ostern: sechs Wochen mal je sechs Tage, dazu noch die vier Tage vom Aschermittwoch bis Samstag danach ergeben genau 40 Tage.

Der prägnate Beginn der Fastenzeit oder Österlichen Bußzeit, wie sie in der Liturgie genannt wird, ist der Aschermittwoch. Dieser Tag ist gezeichnet vom Auflegen des Aschenkreuzes. Asche erinnert an die Vergänglichkeit und Sterblichkeit menschlicher Existenz. Aber in diese Sterblichkeit wird das Kreuz hineingezeichnet, das Kreuz als das Sinnbild des überwundenen Todes und der Auferstehung. So liegt über dem Ernst dieses Tages bereits die Zuversicht und die Freude über die Erlösung durch Christus.
24.02.09
Neumarkt: Fasten als Vorbereitung
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