Wertvolle "Wüste"


Die mächtige Steinwand ist ein besonders wichtiger Teil der ökologischen Maßnahme.


Ein Luftbild zu Zeiten der Steinbruch-Nutzung...


... und eine Aufnahme danach


Die Natur holt sich ihren Lebensraum zurück.
NEUMARKT. Früher malträtierten Bagger den Boden: Jetzt soll sich die Natur den alten Steinbruch Weickenhof zurück holen.

Bei einem Pressetermin wurde das Areal besichtigt, in dem schon viele Pflanzen und Tiere dabei sind, ihren ursprünglichen Lebensraum zurück zu erobern. Neben Georg Bärnreuther jun. und Bernhard Lehmeier nahmen auch Velburgs Bürgermeister Bernhard Kraus mit seinen Mitarbeitern, Kreisrat Dr. Roland Schlusche vom Bund Naturschutz, Dr. Gerhard Lehrberger von der TU München, sowie Stefan Berner und Helga Huber von der Unteren Natuschutzbehörde im Landratsamt teil.

Neben den ersten wachsenden seltenen Bodendeckerpflanzen fand man in den Biotopen auf dem 70.000 Quadratmeter großen Areal bereits junge Gelbbauchunken, Eidechsen und seltene Libellen.

Alle Beteiligten waren der Meinung, dass diese ökologische hochwertige Massnahme in dieser Größenordnung einmalig im Landkreis und der Region Oberpfälzer Jura sei. Das Umweltzentrum Habsberg soll laut Bürgermeister Kraus eine führende Rolle zur Weiterverfolgung der Entwicklung dieses Pilot-Naturprojektes mit nachfolgenden alljährlichen Führungen einehmen.

Was für den Laien wie eine karge Sand- und Steinwüste aussieht, ist für den Fachmann ein seltenes Rohbodenbiotop, das die Grundlage für eine natürliche Besiedlung mit unterschiedlichsten, seltenen Tier- und Pflanzenarten darstellt. Die Hohlräume bieten zum Beispiel optimale Lebensbedingungen für Kleinreptilien wie Eidechsen, da sich die Blöcke an der Oberfläche im Sommer aufheizen und geeignete Verstecke und Rückzugsmöglichkeiten bieten.

Viele Tierarten wie etwa die Heidelerche sind auf vegetationsfreies Offenland angewiesen und mögen es überhaupt nicht, wenn sich Gebüsch und Gehölze ausbreiten. Deshalb ist es nicht wichtig, dass sich die Fläche möglichst schnell begrünt. Eher im Gegenteil: sie soll möglichst lange offen bleiben. Daher wird auf sämtliche Pflanzungen oder gar eine Oberbodenandeckung verzichtet.

Im Kalksteinbruch Weickenhof wurde eine Erddeponie der Stadt Velburg betrieben, die nach Abschluss der Auffüllung im August 2008 als ökologische Ausgleichsfläche für das aktive Schotterwerk und den dazugehörigen Steinbrüchen der Firma Georg Bärnreuther dienen soll. Dazu wurde die Deponie mit Bauschuttzwischenlagern der Stadt Velburg komplett geräumt und die Fläche der Firma Bärnreuther zur Verfügung gestellt.

Nach Beendigung des Deponiebetriebes war ursprünglich eine Rekultivierung durch natürliche Wiederbesiedelung mit einzelnen Pflanzungen auf der Lehmabdeckung vorgesehen. Nach einer Studie der Technischen Universität München (Lehrstuhl für Ingenieurgeologie) war man aber der Meinung, dass dieses Gelände ökologisch und geologisch sehr viel höherwertiger angelegt werden sollte.

Die gewünschte Gestaltung war zwar sehr aufwändig, konnte hier aber mit Hilfe der technischen und logistischen Möglichkeiten des Steinbruchbetriebes Bärnreuther realisiert werden. So wurde die Deponieoberfläche mit Gesteinsblöcken, Kalkschotter und verschiedenen Sanden vielseitig gestaltet. Die Verwendung von Materialien aus der nächsten Umgebung garantiert eine landschaftsgerechte Biotopentwicklung und vermeidet unnötige Umweltbelastungen durch den Transport.

Ein sehr wichtiger Bestandteil bei der Gestaltung der Ausgleichsfläche ist die nach Südosten gerichtete Steinbruchswand, die nach bisheriger Planung zugeschüttet werden sollte. Diese Wand soll wegen der Nistgelegenheiten für seltene Vogelarten, aber auch als Lebensraum für Insekten und Reptilien freigehalten werden.

Die abwechslungsreichen Biotopflächen können dem nahegelegenen Umweltbil- dungszentrum Habsberg und Schulen als Anschauungs- und Studienobjekt dienen.

Unter der Koordination des Landratsamtes wird diese ökologische Pilotfläche beobachtet und die einzelnen Stadien ihrer Besiedelung in regelmäßigen Zeitabständen dokumentiert. Dazu müssen alle auf der Fläche vorhandenen und neu hinzugekommenen Tiere und Pflanzen in Anzahl und Art genauestens erfasst werden. So kann man auch Fehlentwicklungen entdecken und korrigieren.
26.05.09
Neumarkt: Wertvolle "Wüste"
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