Selbst beschenkt
Geschafft: Das neue Teleskop ist montiert.
Zuvor waren komplizierte Transportarbeiten notwendig
Ein Autokran hob die neue "Montierung" durch die Kuppel.
NEUMARKT. Das erste Juli-Wochenende steht auf der "Fritz-Weithas-Sternwarte" unter einem ganz besonderen Stern: Zum 40. Geburtstag der Himmelbeobachter am Mariahilfberg ist ein großes Programm geplant. Im Mittelpunkt: das nagelneue 16-Zoll-Spiegelteleskop in der Beobachtungskuppel.
Passend zum Internationalen Jahr der Astronomie besteht auf der Sternwarte in Neumarkt Grund, gebührend zu feiern. Vor genau 40
Jahren, also im Jahre 1969, am 12. Juni, begann nämlich Fritz Weithas eine Schar von etwa 14 Gleichgesinnten zu formieren, um gemeinsam den
Geheimnissen des Universums auf den Grund zu gehen und diese an die Menschen in der Umgebung weiterzugeben.
Schnell wurde allen klar, eine Volkssternwarte sollte hier in der ländlichen Gegend um Neumarkt, genauer, auf dem Mariahilfberg,
errichtet werden, da der Himmel ausgesprochen "gut" war. Die letzte Sternwarte, die es zuvor auf Neumarkter Boden gab, im Jahre 1499 aber aufgegeben wurde, errichtete und unterhielt Pfalzgraf Otto II. in der Neumarkter Residenz.
Mit Hilfe von privaten Spenden und Mitteln der öffentlichen Hand wurde das Gebäude der "neuen" Sternwarte hoch über Neumarkt, auf
dem Höhenberg, dem höchsten Punkt in Neumarkt, in mehreren Bauabschnitten errichtet. Es dauerte ganze fünf Jahre, bis 1974 die
Sternwarte endlich fertig gestellt wurde. Mit dem imposanten Beobachtungsturm mit einem Durchmesser von knapp sechs Metern und einer Höhe
von zwölf Metern, einem über 70 Personen fassenden Vortragsraum und einer 80 Quadratmeter großen Beobachtungsplattform wurde eine Kultur- und Bildungseinrichtung
geschaffen, die heute weit über die Grenzen des Landkreises bekannt ist.
Bisher haben fast
100.000 Besucher die Vorträge und Führungen der Sternwarte besucht, die ausschließlich von den ehrenamtlichen Mitgliedern des Vereins geleitet
wird. Besonders die Kinderabende sind in den vergangenen Jahren zur beliebten Dauereinrichtung geworden.
Aus dem Kreis der Sternwarte sind übrigens auch einige professionelle Astronomen hervorgegangen, wie zum Beispiel Dr. Gero Rupprecht,
heute in der Europäischen Südsternwarte (ESO) in Garching tätig, der deshalb auch am Freitag ab 20 zur Eröffnung der Feierlichkeiten den
Festvortrag halten wird. Das Thema lauter "Fenster zum Weltall - 400 Jahre Teleskope für die Astronomie".
Er will den Besuchern in einfacher und anschaulicher Weise erklären, welchen Siegeszug das Fernrohr hinter sich hat, das vor 400 Jahren von Galileo Galilei
entwickelt wurde. Galileo war der erste Mensch, der ein Teleskop zu astronomischen Beobachtungen des Himmels benutzt hat.
Mit dem für
heutige Maßstäbe winzigen Fernrohr hat er unter anderem den Jupiter beobachtet. Aus dieser Beobachtung heraus ist hervorgegangen, daß
scheinbar vier Monde den Jupiter umkreisen. Daher tragen sie bis heute auch seinen Namen: "die 4 Galileischen Monde". Dies ist übrigens
einer der wichtigsten Gründe gewesen, warum das geozentrische Weltbild, also die Erde als Mittelpunkt des Universums, sich als
völlig unzureichend und falsch herausstellte.
Die Kirche wehrte sich aber noch lange Jahre gegen diese Erkenntnisse.
Galileo mußte deshalb auch offiziell diese Aussagen widerrufen, was
er aber der Sage nach mit dem berühmten Satz schloß: "...und sie bewegt sich doch".
Die heutigen Erkenntnisse bauen auf seinen Beobachtungsergebnissen auf.
Johannes Kepler vervollständigte diese Beobachtungen, indem er die Planetengesetze entwarf, die im Wesentlichen bis heute gelten.
Im Vortragsraum der Sternwarte kann eine Replik des Original-Teleskopes von Galileo Galilei bewundert werden. Ein weiteres
"Galileiskop" steht direkt zum Durchschauen im Beobachtungsbereich der Sternwarte zur Verfügung. Hier kann jeder nachvollziehen,
was der größte Forscher seiner Zeit wirklich gesehen hat.
Vor dem Festvortrag wird eine Vernissage stattfinden, mit Bildern der Künstlerin und Malerin Bärbel Hornung aus Weiden, die
die Planeten des Sonnensystems kunstvoll auf Leinwand gebracht hat. Die Ölgemälde sind im Vortragssaal der Sternwarte ausgestellt. Die Mitglieder geben dazu gerne Auskünfte über Entfernung
und Durchmesser der einzelnen Planeten. Auskünfte zu den Bildern gibt die Künstlerin selbst.
Die Vernissage wird um 19.30 Uhr mit einem Sektempfang eröffnet und die Ausstellung begleitet die Feierlichkeiten während der beiden Jubiläumstage.
Rechtzeitig zum 40. Geburtstag konnte die Sternwarte mit vielen Spenden (alle Spender sind namentlich auf einer extra dafür hergestellten Spendentafel in
der Beobachtungskuppel erwähnt) den technologischen Sprung ins Dritte Jahrtausend schaffen: Mit einem hochmodernen 16-Zoll-(41 Zentimeter)-Spiegelteleskop von
der Amerikanischen Firma
Meade und einer sehr leistungs- und tragfähigen, daher äußerst stabilen
Montierung von Bernhard Liebscher,
übrigens ein Mitglied der Sternwarte Neumarkt, werden die Besucher eine neue Dimension der Sternenbeobachtung erleben.
Voll computergesteuert können automatisch auf Knopfdruck zigtausende von astronomischen Objekten angefahren, gezeigt,
beobachtet und erforscht werden. Im Rahmen der Feierlichkeiten wird dieses Teleskop neuester Bauart zunächst am Freitag nach dem Festvortrag
sein offizielles "First Light" erfahren, um dann am Samstag feierlich eingeweiht zu werden.
Gegenüber dem alten, "nur" 30-Zentimeter-Spiegel hat das Neue Teleskop eine um fast 60 Prozent höhere Leistungsfähigkeit.
Das ausgediente bisherige Fernrohr kann noch bis Ende Juli im Vortragsraum besichtigt werden. Es wird zur weiteren Verwendung zunächst eingelagert und
dann im Gartenbereich der Sternwarte für die Mitglieder eingesetzt.
Auch der Vortragsraum ist mit modernster Technik ausgestattet, damit die Besucher die neuesten Informationen in HDTV-Qualität vorab
erhalten können. Ein Beamer der neuesten Generation und eine genau abgestimmte Lautsprecheranlage im THX-Kinosound / Dolby Digital vermitteln ein hautnahes Erlebnis bei
einem Space-Shuttle-Start.
Entsprechend ist auch das Jahresprogramm der Fritz-Weithas-Sternwarte geplant. Das Ziel dieser Veranstaltungen ist es immer,
den Besuchern die Sterne und natürlich die Astronomie in anschaulicher Weise näher zu bringen und verstehen zu lernen, hieß es.
Einige Highlights aus dem umfangreichen Programm, das bis Jahresende jede Menge Informationen bereit hält:
- Sonnenbeobachtungen mit Spezialfiltern
- Kinderabende
- Der "Tag der Raumfahrt" unter dem Motto "40 Jahre Mondlandung"
- Eine Seminarreihe: Die Beobachtungspraxis am Fernrohr
- Fachvorträge über Schwarze Löcher
- Umweltkritische Themen
Daneben wird es wieder individuelle Sonderführungen für Gruppen ausserhalb der Freitagsveranstaltungen geben.
Oberbürgermeister und Landrat, sowie die Vertreter der beiden Kirchen und weitere Gäste geben sich am Freitag ab 19.30 Uhr und
am Samstag ab 15 Uhr im Observatorium ein Stelldichein. So werden zum Beispiel die beiden ehemaligen Vereinsvorsitzenden Götz Scheithauer und Hans-Werner Neumann
sowie der derzeitige Leiter der Sternwarte Harald Liederer ihre Gedanken und Erlebnisse der letzten 40 Jahre mit den Gästen teilen.
Der Koordinator des Internationalen Astronomiejahres 2009 in der Metropolregion Nürnberg, Pierre Leich,
klärt die Gäste in einem knapp 20minütigen Kurzvortrag schließlich über den Sinn und Zweck dieses Jubiläumsjahres auf.
Beginnend mit der Entstehung der neuzeitlichen Astronomie bei Galilei und Kepler zeigt er auf, wie maßgeblich das Fernrohr die Welt verändert hat und warum man deshalb
das
Internationale Jahr der Astronomie im Jahre 2009 weltweit feiert.
Gedacht werden soll vor allem Fritz Weithas, der durch sein Engagement und seine Hartnäckigkeit beim "Heranschaffen von Geldern" dieses Observatorium auf dem Mariahilfberg erst ermöglichte. So wurde im Jahre 2007 das Neumarkter Observatorium in die
"Fritz-Weithas-Sternwarte" umbenannt.
Während der Jubiläumstage werden am Samstag ab 15 Uhr Mitglieder eine Vielzahl an Teleskopen aufbauen. Das neue Kuppelteleskop steht selbstverständlich ebenfalls zur Verfügung. Bei klarem Wetter könnte es dann möglich sein, auch am
Tageshimmel einen begehrten Blick zur Venus, die gut 20 Grad über dem Westhorizont steht, oder zum Mondaufgang um 19.30 Uhr oder gar einem hellen Stern zu erhaschen.
Die brodelnde Sonne im h-alpha-Licht ist ebenfalls eine spannende Sache. Die ersten Sonnenflecken sind bereits zu sehen und gewaltige Sonnen-Protuberanzen züngeln am Rand der Sonne heraus.
28.06.09
Neumarkt: Selbst beschenkt