"Bald Ärztemangel?"

NEUMARKT. Über die Schwachpunkte medizinischer Versorgung auf dem Land informierten sich die Teilnehmerinnen des zweitägigen Dorfseminars der Bayerischen Landfrauenvereinigung in der Abtei Plankstetten.

Renate Hartwig aus Nersingen, Gründerin der Initiative "Patient-informiert-sich", versuchte den 37 Frauen, vorwiegend Führungskräfte und Multiplikatorinnen der Bayerischen Landfrauenvereinigung aus allen Diözesen Bayerns, zu erklären, dass künftig immer mehr Hausarztpraxen, die flächendeckende Anlaufstelle für Patienten auf dem Land, nicht besetzt werden könnten. Junge Ärzte suchten sich bessere Arbeitsbedingungen in den Städten oder im Ausland.

Die Referentin warnte vor den Folgen der Privatisierung im deutschen Gesundheitswesen unter dem "Deckmantel" einer "integrierten Versorgung". In der Politik würden unter Mithilfe von Lobbyisten der Konzerne und Kassen Rahmenbedingungen geschaffen, die es erlaubten, dem Gesundheitssystem Gelder zu entziehen. Kapitalgesellschaften mit Profitinteressen würden sich bereits auf dem deutschen Gesundheitsmarkt einkaufen. Die Folgen seien steigende Krankenkassenbeiträge bei immer schlechterer Versorgung im Krankheitsfall.

Die Referentin forderte dazu auf, sich gegen die anonyme Betreuung in Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) von Konzernen zu wehren und die Krankenkassen wegen Überlassung von Versichertendaten an Callcenter wie auch wegen "kostentreibender Bonusprogramme" in die Pflicht zu nehmen.

Dr. med. Harald Uhl, Hausarzt in Dietfurt, stellte die Situation seiner Praxis dar und beklagte die hohen Kosten durch überzogene Vorsorgesysteme und die fehlende Preistransparenz bei Medikamenten und Kassenarzthonoraren.

Ein Dokumentarfilm sollte dann die Frauen über das privatisierte US-amerikanische Gesundheitssystem informieren, das rund fünfzig Millionen Amerikanern eine Krankenversicherung vorenthalte.

Auf "den Mangel an Altenpflegekräften, auf weiter steigende Kassenbeiträge, zu hohe Heimkosten und schlechtere Voraussetzungen auf dem Land durch lange Fahrtzeiten" wies Richard Theil, Geschäftsführer der Caritas-Sozialstation hin.

Dr. Monika Kratzer, Ministerialrätin im Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit in München, bestätigte, dass derzeit Richtungsfragen in der Gesundheitspolitik diskutiert würden. Die bayerische Regierung versuche, den Einfluss von Kapitalgesellschaften gering zu halten.
13.07.09
Neumarkt: "Bald Ärztemangel?"
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