In den roten Zahlen


Die Pfleiderer-Firmenzentrale in Neumarkt.
Foto: Pfleiderer AG
NEUMARKT. Deutliche Rückgänge verzeichnete die Pfleiderer AG erwartungsgemäß bei der Vorstellung der Zahlen für das erste Halbjahr. Die sogenannte EBITDA-Marge sank auf unter acht Prozent. Unter dem Strich blieb ein Nettoverlust von knapp drei Millionen Euro.

Mit der Vorlage der Halbjahreszahlen bestätigt sich, dass die Pfleiderer AG die mit kreditgebenden Banken vereinbarten Finanzkennzahlen nicht einhalten konnte. Das Unternehmen hatte bereits Mitte Juni auf diese Möglichkeit hingewiesen (wir berichteten mehrfach).

Das erste Halbjahr 2009 war sowohl auf der Umsatz- wie auch auf der Ertragsseite deutlich von den Auswirkungen der Rezession gekennzeichnet. Sowohl abgesetztes Volumen wie auch Preisniveau waren gegenüber der Vorjahresperiode rückläufig. Der Umsatz sank im Vorjahresvergleich um 24,5 Prozent auf 692,4 Millionen Euro.

Wechselkurseffekte haben den Umsatz mit 38,9 Millionen Euro bzw. vier Prozentpunkten belastet. Regional betrachtet verzeichnete Osteuropa mit -39,4 Prozent den stärksten Umsatzrückgang, wohingegen Nordamerika ein Wachstum von 0,5 Prozent verbuchen konnte. Der Auslandsanteil am Umsatz erreichte 71,5 Prozent nach 71,9 Prozent im Vorjahreshalbjahr.

Trotz des starken Umsatzeinbruchs konnte die Pfleiderer AG die Bruttomarge gegenüber Vorjahr dank niedrigerer Rohstoffpreise, Effizienzsteigerungen und konsequenter Kostensenkungen sogar leicht von 25,7 Prozent auf 26,2 Prozent steigern.

Zusätzlich wirkte im Bruttoergebnis die Auflösung von Rückstellungen in Höhe von 10,0 Millionen Euro. Das rückläufige Geschäft hat zu einer deutlichen Unterauslastung der Werke geführt, was teilweise durch den Abbau von Überstunden und Leiharbeitskräften sowie die flexible, auftragsabhängige Einführung von Kurzarbeit in einzelnen Werken abgefedert werden konnte.

Als Folge der eingeleiteten Maßnahmen zur Kostensenkung nahmen die Vertriebskosten gegenüber dem Vorjahr um 16,0 Prozent auf 100,4 Millionen Euro ab, die Verwaltungskosten konnten um 9,4 Prozent auf 59,6 Millionen Euro gegenüber der Vorjahresperiode reduziert werden.

Das EBITDA sank im ersten Halbjahr 2009 auf 79,1 Millionen Euro nach 119,5 Millionen Euro in der Vorjahresperiode. Damit lag die EBITDA-Marge bei 11,4 Prozent. Das EBIT fiel auf 22,6 Millionen Euro, nachdem es im Vorjahr noch bei 54,8 Millionen Euro lag. Die Abschreibungen summierten sich auf 56,5 Millionen Euro. Darin enthalten sind Wertminderungen in Höhe von 4,0 Millionen Euro.

Das Finanzergebnis von -26,3 Millionen Euro verbesserte sich gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 5,5 Millionen Euro. Dazu trug zum einen das allgemein niedrigere Marktzinsniveau bei, das den Zinsaufwand von 27,4 Millionen Euro auf 23,0 Millionen Euro reduzierte sowie ein geringeres sonstiges Finanzergebnis von -4,1 Millionen Euro. Letzteres resultiert aus nicht operativen Belastungen aufgrund der stichtagsbezogenen Marktpreisbewertung von Finanzpositionen in Fremdwährungen mit -1,9 Millionen Euro und Devisentermingeschäften sowie Zinssicherungsgeschäften mit -2,4 Millionen Euro. Im Vorjahr beinhalteten die sonstigen Positionen im Finanzergebnis einen negativen Beitrag von 7,9 Millionen Euro.

Das Ergebnis aus fortzuführenden Aktivitäten vor Ertragsteuern summiert sich somit auf -3,7 Millionen Euro nach 22,9 Millionen Euro im ersten Halbjahr 2008. Hauptsächlich als Folge der Aktivierung von latenten Steuern aus Verlustvorträgen bei der Tochtergesellschaft Pergo ergab sich ein Steuerertrag von 7,9 Millionen Euro. Das Periodenergebnis belief sich auf 3,7 Millionen Euro nach 16,3 Millionen in der Vorjahresperiode.

Nach Ergebnisanteilen anderer Gesellschafter und der Hybridkapitalgeber, für die auch bei Aussetzung der Zinszahlungen aufgrund des Nach- zahlungsanspruchs in der Bilanz Verbindlichkeiten gebildet werden, verblieb den Aktionären der Pfleiderer AG ein Ergebnis von -2,8 Millionen Euro, verglichen mit einem Ergebnis von 5,3 Millionen Euro im Vorjahreshalbjahr.

Das "verwässerte und unverwässerte" Ergebnis je Aktie belief sich im Berichtshalbjahr auf -6 Eurocent nach 10 Eurocent vor einem Jahr.

"Unser Halbjahresergebnis spiegelt die globale Finanz- und Wirtschaftskrise wider. Hierauf stellen wir uns neben einem strikten Kostenmanagement auch mit innovativen Produktlösungen ein. Die zahlreichen Auszeichnungen und Preise, aber auch konkrete Vertragsabschlüsse mit renommierten Abnehmern bestätigen uns in unserem Vorgehen. Mit Blick auf die laufenden Bankengespräche sind wir zuversichtlich, diese in den nächsten Monaten zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen und damit die langfristige Finanzierung des Unternehmens sicherstellen zu können. Das schließt Gespräche mit der KfW ein", so Hans H. Overdiek, Vorstandsvorsitzender der Pfleiderer AG, zur Bekanntgabe der Halbjahreszahlen.

Nachfragerückgang im Heimatmarkt

Die Region Westeuropa verzeichnete im ersten Halbjahr 2009 einen Umsatzrückgang um 28,4 Prozent auf 369,3 Millionen Euro. Alle Absatzbranchen und Regionen sind inzwischen davon betroffen, auch der bis dahin relativ stabile deutsche Heimatmarkt.

Der Preisverfall bei Standardprodukten hält an, wohingegen sich die veredelten Produkte preislich weitgehend behaupten können. Fußbodenbeläge verzeichneten in Europa weiterhin rückläufige Mengen. Zu einer aktiveren Marktbearbeitung hat Pergo im zweiten Quartal in Berlin, Paris, Zürich und Barcelona Kompetenzzentren für Fußbodenbeläge aufgebaut. Das EBIT in Westeuropa sank von 63,7 Millionen Euro auf 11,7 Millionen Euro.

Bereits im Januar wurden ein striktes Kostenmanagement und erhebliche Einsparungen im Gesamtjahr verabschiedet und eingeleitet. Mit den daraus abgeleiteten Strukturmaßnahmen soll die Kostenposition der anhaltend schwachen Nachfrage angepasst werden. Der rückläufigen Marktentwicklung wird mit Kapazitätsreduktionen durch Kurzarbeit, Einsparungen, Personalabbau von rund 200 Mitarbeitern und Innovationen zum Kaufanreiz begegnet.

Osteuropa hart von der Finanzkrise betroffen

In Osteuropa musste die Pfleiderer AG einen Umsatzrückgang um 39,4 Prozent auf 124,9 Millionen Euro hinnehmen. Darin wirkten Wechselkurseffekte mit -42,1 Millionen Euro bzw. 21 Prozentpunkten.

Der Umsatzrückgang resultiert darüber hinaus aus einer schrumpfenden Nachfrage der Möbelindustrie aufgrund der ernsthaften Folgen der Finanzmarktkrise auf diese aufstrebende Region verbunden mit einem hohen Preisverfall. Von den Entwicklungen sind Polen und Russland gleichermaßen betroffen, wobei sich die Lage in Russland als schwieriger darstellt.

Im Berichtzeitraum hat sich der Absatz von MDF in Polen noch vergleichsweise am besten gehalten, wobei auch in dieser Produktsparte Umsatzrückgänge zu verzeichnen sind.

Das EBIT erreichte in der Region Osteuropa im ersten Halbjahr 2009 2,0 Millionen Euro nach 12,0 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum.

Nordamerika im zweiten Quartal mit positivem Ergebnis

Auf den nordamerikanischen Absatzmärkten konnte der Umsatz im ersten Halbjahr gegenüber dem Vorjahr um 0,5 Prozent auf 211,5 Millionen Euro gesteigert werden.

Dieses Wachstum wurde vor allem durch die Produktsparte Fußbodenbeläge erzielt, in der Pergo Marktanteile in einem schrumpfenden Markt weiter ausgebaut hat. Der Absatz von Platten schrumpfte hingegen, allerdings weniger als der Marktdurchschnitt. Insbesondere bei MDF und HDF konnte die Pfleiderer AG leicht zulegen, wohingegen die Rohspanmengen abnahmen. Das EBIT erreichte in der Berichtsperiode insgesamt 8,8 Millionen Euro nach einem Verlust von 13,2 Millionen Euro im Vorjahr.

Eine Ertragswende zeichnete sich im zweiten Quartal ab, in dem der Umsatz noch deutlicher im Vorjahresvergleich um 7,5 Prozent auf 107,0 Millionen Euro trotz anhaltender Rezession gesteigert werden konnte. Hier wurde mit einem EBIT in Höhe von 2,8 Millionen Euro (Q2 2008: -14,3 Millionen Euro) ein positives Ergebnis erzielt. Im vierten Quartal soll das neue MDF-Werk in Moncure/USA planmäßig in Betrieb gehen und die Kostenposition in Nordamerika noch weiter verbessern.

Niedriges Ertragsniveau führt zu höherer Verschuldung

Im ersten Halbjahr flossen aus laufender Geschäftstätigkeit 54,0 Millionen Euro ab, verglichen mit einem Zufluss von 35,5 Millionen Euro vor einem Jahr. Für diesen negativen Cashflow waren unter anderem das um 32,2 Millionen Euro niedrigere EBIT verantwortlich sowie die Veränderung kurzfristiger Passiva. Letztere beinhalten insbesondere einen Rückgang der Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen um 57,6 Millionen Euro. Die Nettoverschuldung des Konzerns stieg gegenüber Jahresende 2008 von 635,5 Millionen Euro auf 797,5 Millionen Euro, wodurch das Verhältnis von Nettover- schuldung zu Eigenkapital (Gearing) auf 114,5 Prozent anzog.

Vor dem Hintergrund der rückläufigen Märkte hat die Pfleiderer AG auch die Investitionen inklusive der geleisteten Anzahlungen zurückgefahren. Diese sanken im ersten Halbjahr 2009 gegenüber der Vorjahresperiode um 12,8 Prozent auf 61,8 Millionen Euro.

Davon entfielen 10,4 Millionen Euro auf die Region Westeuropa. In Nordamerika wurden 32,8 Millionen Euro aufgewendet, wovon der Großteil für den Aufbau des MDF-Werkes in Moncure abfloss. In Osteuropa wirkten in den Investitionen in Höhe von 17,3 Millionen Euro die Ausgaben für den Aufbau des MDF-Werks in Novgorod/Russland, für das der Zeitpunkt der Inbetriebnahme nach wie vor nicht konkretisiert werden kann.
24.08.09
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