Weltklassemusiker zu Gast


Uwe Kropinski und David Friesen
NEUMARKT. Am Samstag gastieren zwei Weltklassemusiker in der Kneipenbühne Oberweiling: Uwe Kropinski (Gitarre, BRD) und David Friesen (Bass, USA).

Uwe Kropinski, der als "Jimi Hendrix der akustischen Gitarre" oder "Keith Jarrett auf sechs Saiten" bezeichnet wird, ist ein umwerfender Ausnahmegitarrist. David Friesen, sein virtuoser Gegenpart am Bass, hat mit Chick Corea, Michael Brecker, Stan Getz und vielen anderen internationalen Größen des Jazz gespielt. Zusammen sind sie ein musikalisches Duo von grandiosem Einfallsreichtum und mitreißender Spielfreude.

Kropinski ist in Oberweiling nicht ganz unbekannt - in den Anfangsjahren der unlängst mit dem Kulturpreis geehrten renommierten Kleinkunstbühne hat der damalige DDR-Bürger neben dem Jazz-Festival in Moers und Jazz-Ost-West einen grandiosen Auftritt in Oberweiling absolviert, ausgerechnet am Tag der Deutschen Einheit, dem 17.Juni 1982.

Man traut seinen Ohren und Augen nicht. Was Uwe Kropinski mit seiner Gitarre macht, ist weit jenseits dessen, was man normalerweise unter Gitarrespielen versteht. Nicht nur, dass er mit einer atemberaubenden Technik die sechs Saiten zum Klingen bringt, mit dem Plektrum oder in Fingerstyle-Manier. Nein, er versteht die Gitarre umfassend als Klangkörper. Er trommelt virtuos auf ihr in einer unglaublich perkussiven Vielfalt. Mit einem benetzten Finger, den er über die hölzerne Gitarren-Decke gleiten lässt, entlockt er ihr ein ganz spezifisches Zwitschern, das er gekonnt rhythmisiert in sein kompositorisches Gesamtkonzept integriert. Er tupft Flageolett-Töne, lässt die Saiten oberhalb des Griffbretts ertönen, kurz: Uwe Kropinski holt aus der Gitarre heraus, was an Klangpotential in ihr steckt. Und er tut das mit einer elementaren Musikalität, verbindet die neuen Klangaspekte zu Stücken, die so, in dieser Komplexität und atmosphärischen Dichte, von diesem Instrument noch nicht zu hören waren. Dazu singt er auch des Öfteren, nicht mit missverständlichen Worten, sondern mit der "universal language" der Töne.

Kropinski hat der akustischen Gitarre neues Terrain erschlossen. Auf seinen speziell für ihn von Theo Scharpach gefertigten Gitarren mit Nylon- wie auch Stahlsaiten spielt er auf 39 statt wie üblich 24 Bünden. Und er nutzt diese Möglichkeiten weidlich aus.

Was die Art seiner Musik betrifft, bewegt sich Uwe Kropinski, der unter seinem zweiten Vornamen Theo auch als Fotograf tätig geworden ist, in einer souveränen Freiheit zwischen den Stilen und Genres der Musikwelt. Jazz, Blues, Klassik, Rock, Folklore, Elemente aus Samba, Flamenco oder was auch immer, er schöpft aus der Fülle weltweiter Musikformen, um seine komplexen kompositorischen und improvisierten Ideen umzusetzen. Sein Spiel ist einerseits außerordentlich konzentriert und präzise, andererseits auch kindlich neugierig und verspielt. Hier ist einer wie ein Kind versunken in sein Spiel, von seiner Spielfreude gefangen. Und das überträgt sich auf seine Zuhörer, die ihm mit offenen Ohren, und nicht selten auch offenem Mund, zuhören.

Seit seinem 14. Lebensjahr spielte Uwe Kropinski Gitarre. 1952 in Ost-Berlin geboren, wandte er sich zuerst der Rockmusik zu. Dann studierte er klassische und Jazz-Gitarre an der Musikhochschule "Hanns Eisler". Zunehmend faszinierten ihn Jazz und improvisierte Musik, und er spielte mit den besten Jazzmusikern der DDR zusammen. 1986 ging er in den Westen, zuerst nach Nürnberg, dann nach Köln. Seit 1998 lebt er wieder in Berlin.

Im Konzert ist Uwe Kropinski als Solist zu hören mit der ganzen Bandbreite seiner gitarristischen Ideenwelt. Er spielt aber auch gerne mit anderen exzellenten Musikern zusammen. So mit Conny Bauer (Posaune), David Friesen (Bass), Michael Heupel (Flöten), Dieter Köhnlein (Piano), Joe Sachse (E-Gitarre), Volker Schlott (Saxophon). Im Trio spielt er mit Michael Heupel (Flöten) und Wolfgang "Zicke" Schneider (Schlagzeug). Das Quartett "Doppelmoppel" hat die wohl einmalige Besetzung von zwei Posaunen, E- und akustischer Gitarre. "Marula", seine neueste Formation, verbindet die musikalischen Welten von Orient und Okzident in einer Viererbesetzung von Flöten, Oud, Balafon und Gitarre.

"Er hat mich umgehauen!" - Pat Metheney, amerikanischer Superstar der Jazz-Rock-Gitarre, zollt dem umwerfenden Können seines deutschen Gitarrenkollegen neidlos höchste Anerkennung. "Ich glaube, ich war noch nie von einem Sologitarristen so tief beeindruckt wie von ihm. Von seiner Musikalität, seiner innovativen Begabung, seinem tief empfunden Verhältnis zum Instrument. Er setzt die Gitarre ein, wie ich noch nie jemand habe spielen hören – mit erstaunlicher Variationsbreite, großartigem Klang und einzigartiger Stimme."

Ohne Zweifel, selten ist ein Musiker mit seinem Instrument zu einer so kreativen Einheit verschmolzen wie Uwe Kropinski mit seiner Gitarre. In seinem Oberweilinger Konzert steht ihm diesmal David Friesen zur Seite. Der US-Amerikaner gehört zu den ganz Wenigen, die in der Lage sind, auch mit einem Bass-Solo-Konzert das Publikum zu fesseln. Sein Spiel ist indes nicht von großer Extrovertiertheit geprägt; Friesen verkörpert eher den Typ des "in sich gekehrten Künstlers".

Seine Diskografie umfasst derzeit 65 CDs, auf weiteren etwa 100 Aufnahmen ist er als Mitmusiker zu hören.
09.11.09
Neumarkt: Weltklassemusiker zu Gast
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