"Noch kein Aufschwung"
Aufwärtstrend, aber kein Aufschwung: der Konjunkturklimaindikator der IHK
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Die Bau-Branche fürchtet ein eher schwieriges Geschäftsjahr
NEUMARKT. In der Oberpfalz zeigt der Konjunkturklimaindikator zum Jahresbeginn nach oben, hieß es am Dienstag von der IHK.
Die
Geschäftsentwicklung habe sich in der zweiten Jahreshälfte 2009
stabilisiert. Einer relativ positiven Bewertung der Geschäftslage stehen
gebremste Erwartungen gegenüber. "Wer mag, kann von einem leichten
Aufwärtstrend in der konjunkturellen Entwicklung sprechen", hieß es von der IHK Regensburg, "mit einem
Aufschwung darf er das aber nicht verwechseln".
Die Wirtschaft in der Region startet mit vorsichtigem
Optimismus in das Geschäftsjahr 2010. 27,5 Prozent der 412 befragten
Unternehmen erwarten eine Fortsetzung der konjunkturellen Erholung. 16,3
Prozent befürchten Verschlechterungen. Es überwiegen die positiven Stimmen.
Konjunkturexperten führen das auf die Besserung der Geschäftslage in der
zweiten Jahreshälfte 2009 zurück.
Vor allem Industrie und Dienstleistungen freuen sich über die zunehmende
Auslastung der Kapazitäten. Weniger optimistisch zeigen sich Handel und
Bauwirtschaft. Sie rechnen mit einer Abkühlung des Konsumklimas.
Die Arbeitslosenquote im IHK-Bezirk lag im letzten Quartal des Vorjahres
deutlich unter fünf Prozent und stieg im Januar auf 5,9 Prozent. Mit 19.000
Betroffenen hat die Kurzarbeit im letzten Jahr stark zugenommen. Etwa 52
Prozent der befragten Industrieunternehmen und 81 Prozent der
Automobilzulieferer setzen Kurzarbeit ein und wollen so Entlassungen
vermeiden.
"Keine Entwarnung, aber Entspannung" signalisieren die
Beschäftigungspläne der Unternehmen. Experten warnen jedoch vor einem
Anstieg der Arbeitslosigkeit, wenn die Konjunktur nicht anspringt.
Risiken sehen die befragten Unternehmen ferner bei der
Binnenmarktnachfrage, bei den Energie- und Rohstoffpreisen, den
Arbeitskosten und bei der Finanzierung. Mit ihrem Jahresmotto "Stark für
den Aufschwung" wollen die IHKs die Unternehmen verstärkt bei Finanzierung,
Innovation und Markterschließung unterstützen, hieß es.
Industrie kämpft
Eine leichte konjunkturelle Belebung machte sich in der Industrie in der
zweiten Jahreshälfte 2009 bemerkbar. Lagen die Umsatzrückgänge im ersten
Halbjahr noch bei etwa minus 25 Prozent, pendelten sie sich schließlich bei
etwa minus 22 Prozent ein. Die Industrie kämpft gegen schwierige
Marktverhältnisse und einen starken Preisdruck.
Bei Vorleistungs- und
Investitionsgütern stieg die Nachfrage. Leer geräumte Lager führten zu
höheren Auftragseingängen. Von den Konjunkturprogrammen profitierten
Hersteller von Gütern und Systemen für energetische Gebäudesanierung und
zum Teil Automobilzulieferer. Die Industrie erwartet eine weitere
Stabilisierung der Märkte im In- und Ausland. Sie setzt dabei sowohl auf
Nachholbedarf bei Investitionen wie auf neue Geschäftsfelder und
Produktinnovationen.
Schwieriges Baugeschäft
Während die Konjunkturprogramme im letzten Jahr die Krise für die
Bauwirtschaft abmilderten, fürchtet die Branche die bevorstehende Talfahrt
umso mehr. Die Auswirkungen der Finanzkrise auf die öffentlichen Haushalte
und das Ende der Konjunkturprogramme können sich restriktiv auf öffentliche
Bauinvestitionen auswirken.
Die Branche fürchtet ein eher schwieriges
Geschäftsjahr und erwartet keinen Anstieg im Wirtschafts- und Wohnungsbau.
"Im Augenblick gehen nur Schneeschaufeln", hieß es von einem Baumarkt. Gebaut werde so
gut wie nichts, entsprechend schlecht laufe das Geschäft.
Handel fürchtet Arbeitslosigkeit
Im Einzelhandel hat sich die Beurteilung der Geschäftslage gegenüber der
Herbstumfrage leicht verschlechtert. Die Dynamik der gesamtwirtschaftlichen
Erholung wird nach Einschätzung des Einzelhandels für die weitere
Geschäftsentwicklung entscheidend sein. Ein Anstieg der Arbeitslosigkeit
und die zunehmende Furcht vor Jobverlust werden sich negativ auf das
Konsumklima auswirken. Der Einzelhandel rechnet mit einer Verschlechterung.
Auch der Kfz-Handel erwartet nach dem "Erfolg" der "Abwrackprämie" im
Neuwagengeschäft größere Rückgänge.
Service von Industrie abhängig
Die Dienstleistungsbranche beurteilte die Geschäftsentwicklung zum
Jahresbeginn wieder deutlich besser als noch im Herbst 2009. Zahlenmäßig
hat sich der Anteil derer, die ihre Geschäftslage positiv einschätzen, mehr
als verdoppelt. Die Erwartungen jedoch sind gegenüber der Herbstumfrage im
Hinblick auf 2010 weniger zuversichtlich. Die Beschäftigung wird auch im
Dienstleistungsbereich eher stabil bleiben. Die Branche ist als Anbieter
überwiegend unternehmensorientierter Dienstleistungen stark von der
Industrie abhängig.
09.02.10
Neumarkt: "Noch kein Aufschwung"