"Aggressive Disharmonie"
Der Hirte,1966, Öl auf Leinwand
NEUMARKT. Bei einer Kunstmatinee im Museum Lothar Fischer wird unter der Leitung von Christiane Lischka-Seitz am Donnerstag um 10.30 Uhr Georg Baselitz, einer der bedeutendsten deutschen Gegenwartskünstler, vorgestellt.
Georg Baselitz ist 1938 in Deutschbaselitz/Sachsen mit dem bürgerlichen Namen Georg Kern geboren. Nachdem er gezwungen war sein Studium an der Kunsthochschule Weißensee in Ostberlin wegen des Vorwurfs "gesellschaftspolitischer Unreife" abzubrechen, zog er nach West-Berlin, wo er ab 1957 an der Hochschule für bildende Künste studierte.
Gemeinsam mit seinem Künstlerkollegen Eugen Schönebeck veröffentlicht er in der 60er Jahren seine sogenannten "Pandämonischen Manifeste", in denen er eine Neubestimmung von Kunst forderte und zur "aggressiven Disharmonie" aufrief. Die erste Einzelausstellung des Künstlers geriet zum Skandal: Zwei seiner Bilder, "Die große Nacht im Eimer" und "Der nackte Mann" wurden 1963 wegen des Vorwurfs der Pornografie von der Staatsanwaltschaft beschlagnahmt.
Konträr zur Abstraktion, die in der Nachkriegszeit die Malerei und Bildhauerei dominierte, war Baselitz einer der ersten Vertreter der figurativen Malerei. Zunächst verfremdete er seine Bildgegenstände durch Segmentierung, später durch den irritierenden "Kopfstand" seiner Motive. Nach Themen, die auf die deutsche Vergangenheit Bezug nehmen, wandte er sich zunehmend Alltagsmotiven wie Köpfen, Blumen oder Akten zu.
Noch bis 14. März ist im Museum Frieder Burda und der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden eine groß angelegte Retrospektive des Künstlers zu sehen, die neben seiner Malerei auch das grafische und bildhauerische Werk von Georg Baselitz würdigt.
03.03.10
Neumarkt: "Aggressive Disharmonie"