"Den Opfern helfen"


Josef Haimerl (links) ist der Außenstellenleiter des "Weißen
Rings" in Neumarkt - hier bei einer Ehrung durch den Landes-
vorsitzenden Dieter Trottmann (2.v.r.) im letzten Jahr.
Foto: Archiv
NEUMARKT. Beim "Weißen Ring" in Neumarkt wurden im letzten Jahr Opfer von Körperverletzungen, sexuellem Mißbrauch, Vergewaltigungen, Einbruch, Stalking und versuchtem Mord betreut.

In den vergangen zwölf Monaten kümmerte sich die Neumarkter Außenstelle der Opferschutz-Organisation um elf Fälle, erklärte Außenstellenleiter Josef Haimerl. Für die Überbrückung von finanziellen Notlagen, die durch die Straftaten entstanden, wurden Opferhilfen von insgesamt 2000 Euro ausbezahlt.

Zum jährlichen "Tag der Kriminalitätsopfer" (22.März) fordert der "Weiße Ring" Politik, Justiz und Verwaltung auf, noch stärker als bisher auf die Opfer zuzugehen und ihnen Hilfe und Unterstützung anzubieten und zu vermitteln. Menschen, die durch Kriminalität und Gewalt aus ihrer Lebensbahn geworfen wurden, dürften nicht auf sich alleine gestellt bleiben, hieß es. Eine moderne, rechtstaatliche Solidargemeinschaft stehe in der Pflicht und der humanitären Verantwortung gegenüber in Not geratenen Kriminalitätsopfern. Diese Verpflichtung gelte insbesondere gegenüber jungen Menschen, die ansonsten sowohl den Glauben an das Gute im Menschen wie auch das Vertrauen in unser Gemeinwesen verlieren könnten.

Besonders belastend für junge Menschen sei ihre Rolle als Opferzeuge, die sie in einem Strafverfahren wahrzunehmen haben. Der "Weiße Ring" setzt sich dafür ein, dass ihnen zumindest der gleiche Persönlichkeitsschutz zugestanden wird, wie er jungendlichen Straftätern seit jeher zuteil wird. Die Praxis in deutschen Gerichtssälen sieht allerdings anders aus, hieß es.

Während der jugendliche Straftäter wegen der Nichtöffentlichkeit des Jugendstrafverfahrens umfassend gegen nachteilige Wirkung öffentlicher Bloßstellung auf seine Entwicklung geschützt wird, sei dieser Schutz bei Kindern und Jugendlichen, die Opfer einer Straftat geworden sind, bisher nur lückenhaft gegeben. Dieser ungerechte und untragbare Zustand müsse durch den Gesetzgeber endlich beendet werden.

Dabei sind es nicht allein die spektakulären Verbrechen, die quälende Fragen nach dem Warum aufwerfen, sondern die "unzähligen und meist nicht entdeckten Verletzungen" an Seele und Körper junger Menschen, die sich nicht dagegen zu wehren wissen. Gerade diese Opfer würden unter kaum vorstellbaren psychischen Belastungen leiden, geschieht doch die Vielzahl der Übergriffe in heimischer Umgebung.

Für die ehrenamtlichen Helfer des "Weiße Rings" seien es insbesondere die Fälle von sexuellem Kindesmissbrauch und von Kindesmißhandlung, die selbst bei langjähriger Erfahrung "tief unter die Haut" gingen.

Der "Weiße Ring" hat seit 1976 mit derzeit 420 Anlaufstellen ein bundesweites Hilfsnetz für Kriminalitätsopfer aufbauen können. Mehr als 3000 ehrenamtlich tätige Mitarbeiter stehen den Opfern und ihren Familien mit Rat und Tat zur Seite. Um die Unterstützung der Opfer auch weiterhin gewährleisten zu können, ist der "Weiße Ring" auf Spenden, Mitgliedsbeiträge und Bußgeldzuweisungen der Gerichte angewiesen.

Erfreulich sei es, dass auch im letzten Jahr wieder einige Bürger aus dem Landkreis Neumarkt durch ihren Beitritt den Verein unterstützen, hieß es am Donnerstag.
18.03.10
Neumarkt: "Den Opfern helfen"
Telefon Redaktion


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