"Ordnungsrahmen schaffen"


In Neumarkt fand ein erstes bayernweites Treffen der Akteure für eine Ökosoziale Marktwirtschaft statt, darunter der Vorsitzende des Ökosozialen Forums Deutschland e.V. Dr. Peter Grassmann (4. von rechts).

NEUMARKT. Im Neumarkter Bürgerhaus fand ein erstes bayernweites Treffen der Akteure für eine Ökosoziale Marktwirtschaft statt.

Ohne allgemeingültige Verkehrsregeln würde es zu einem Verkehrschaos und sicherlich zu mehr Unfällen auf den Straßen kommen. Ohne staatliche Regelungen in der Abfallwirtschaft würde man im Müll versinken. Und ohne gesellschaftliche Regeln könnten sich Bürger kaum in Vereinen, Parteien, Kommunalparlamenten oder Gewerkschaften gemeinsam engagieren. Dies seien nur drei Beispiele dafür, dass Vieles in unserem täglichen Leben bzw. unserer Gesellschaft geregelt wird und das hat auch meistens seinen Sinn.

Für eine global gerechte Entwicklung fehlt es nach Ansicht des Ökosozialen Forums und der Global Marshall Plan Initiative genau an diesem Punkt: Es gibt keinen verbindlichen Ordnungsrahmen in Bezug auf Umwelt- und Sozialverträglichkeit für den Weltmarkt. Deshalb gibt es immer noch Millionen von Menschen, die verarmen, Hunger leiden und an den Folgen sterben. Ökosoziale Marktwirtschaft heißt das Alternativkonzept zum derzeitig beherrschenden weltweiten Marktradikalismus.

Nubn trafen sich erstmals Akteure aus Bayern, die sich für eine Ökosoziale Marktwirtschaft einsetzen, im Neumarkter Bürgerhaus. Die Aktiven kommen aus München, Nürnberg, Erlangen, Schweinfurt und Neumarkt. Als Gäste konnten der neue Vorsitzende des Ökosozialen Forums Deutschland , Dr. Peter Grassmann und Andreas Huber von der Global Marshall Plan Foundation begrüßt werden.

Die Mitstreiter für eine Ökosoziale Marktwirtschaft sind sich einig: Die heutige Problematik auf unserem Planeten Erde besteht darin, dass es keine globalen, verbindlichen Regeln für eine Marktwirtschaft gibt, die sozialen und ökologischen Kriterien genügt. Zwar gibt es gute zivilgesellschaftlich getriebene Ansätze wie Fair Trade, nur der Erfolg oder Misserfolg dieser freiwilligen Selbstverpflichtung hängt von der Kaufentscheidung des Verbrauchers allein ab.

Die Einführung einer weltweiten Ökosozialen Marktwirtschaft würde Maßstäbe wie Fair Trade auf den gesamten Weltmarkt übertragen. Produkte aus ausbeuterischer Kinderarbeit oder aus ressourcenintensivem oder gar zerstörerischem Abbau würden dann der Vergangenheit angehören. Seit einigen Jahren wird die Ökosoziale Marktwirtschaft von der Global Marshall Plan Initiative gefordert. Seit zwei Jahren gibt es auch einen bundesweit agierenden Verein, der sich primär für dieses Ziel einsetzt, das Ökosoziale Forum Deutschland.

Dr. Peter Grassmann, promovierter Physiker, früher technischer Vorstand des Bereichs Medizintechnik der Siemens AG sowie Vorstandschef der Carl Zeiss AG, leitet heute die Umwelt-Akademie in München und ist seit Juni 2010 Vorsitzender des Ökosozialen Forums Deutschland.Grassmann verdeutlichte beim Treffen im Bürgerhaus Neumarkt den Grundsatz des „ehrbaren Kaufmanns“ und sprach von einer „Ökoethik“ ganzer Wirtschaftsbranchen, die über Kammer- und Verbandsarbeit erreicht werden müsse. Die Global Marshall Plan Foundation verfolgt ähnliche Ziele und widmet sich der Ausbildung von Multiplikatoren. Andreas Huber stellte die Module der nächsten Akademie ab Oktober vor, bei der die Teilnehmer zu Experten in Bezug auf eine Ökosoziale Marktwirtschaft ausgebildet werden.

Das Treffen in Neumarkt diente auch dazu, die aktuellen Projekte auf lokaler und regionaler Ebene weiter zu bringen. So gibt es eine Landtagsinitiative mit dem Ziel, dass der Bayerische Landtag einen Grundsatzbeschluss zur Unterstützung einer Ökosozialen Marktwirtschaft fasst.

Außerdem wurde ein Maßnahmenkatalog „Ökosoziales Handeln konkret“ erstellt, der im nächsten Jahr erscheinen soll. Die Regionalgruppe Metropolregion Nürnberg des Ökosozialen Forums hat zudem viele Gespräche mit Verantwortlichen in der gesamten Metropolregion geführt, um ab Herbst 2010 die Thematik eines verbesserten Ordnungsrahmen und einer Ökosozialen Marktwirtschaft durch Veranstaltungen weiter zu verbreiten.

Ein nächstes deutschlandweites Treffen der Initiative findet am 11. Oktober in München statt.
29.07.10
Neumarkt: "Ordnungsrahmen schaffen"
Telefon Redaktion


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