"Ein Quantensprung"

NEUMARKT. Als "Quantensprung in der Trinkwasserversorgung der Stadt" bezeichnete Ob Thumann die Pläne mit der Laber-Naab-Gruppe.

neumarktonline hatte am Mittwoch-Nachmittag darüber berichtet, daß die Stadt möglicherweise die "unendliche Geschichte" ihrer Bemühungen um Wasser aus dem Hallerbrunnen bei Lauterhofen aufgeben könnte (Bericht hier). Stattdessen könnte ein Anschluß an dieLaber-Naab-Gruppe bei Parsberg das "zweite Standbein" für die Neumarkter Wasserversorgung bilden.

Am Donnerstag wurde aus dem Rathaus noch einmal nachgelegt: "Die Trinkwasserversorgung ist ureigenste und wichtigste Aufgabe einer Kommune", erklärte OB Thomas Thumann in einer Pressemitteilung. Für die Stadt gelte es daher, die Wasserversorgung für Generationen sicher zu stellen.

Er habe zusammen mit Direktor Manfred Tylla von den Stadtwerken in den letzten Wochen zahlreiche Gespräche geführt und dabei die neue Möglichkeit aufgetan. Als die Stadt seit Ende der 90er Jahre ein zweites Standbein für die Wasserversorgung suchte, war diese Möglichkeit noch nicht gegeben, weil die Laber-Naab-Gruppe damals noch nicht die heutige Größe und Ausdehnung bis in den Bereich nach Parsberg gehabt hatte.

Nachdem diese Situation nun gegeben war und die Chance auf eine Realisierung der Hallerbrunnenpläne derzeit offen ist, hat Oberbürgermeister Thumann nach dieser Alternative gegriffen und zusammen mit Stadtwerkedirektor Manfred Tylla positiv verlaufene Gespräche mit den Vertretern der Laber-Naab-Gruppe geführt. Um das weitere Vorgehen zu forcieren, hat Oberbürgermeister Thumann zudem in einer eilig einberufenen Besprechung auch Vertreter der Fraktionen und Gruppierungen im Stadtrat ausführlich darüber informiert.

Der nächste Schritt ist jetzt eine offizielle Anfrage Neumarkts an die Laber-Naab-Gruppe, die Oberbürgermeister Thumann bereits gestartet hat. Die Neumarkter Anfrage soll, wie berichtet, in einer Verbandssitzung im September behandelt werden. Wenn der Wasserzweckverband grundsätzlich einer Abgabe von Wasser an die Stadt Neumarkt zustimmt, werden sich Werksenat und Stadtrat mit dem Thema befassen.

Die Wassergruppe würde der Stadt eine Belieferung auf 50 Jahre zusichern und dies auch noch bis zu einer Höhe der Wassermenge, mit der sogar die Komplettversorgung der Stadt sichergestellt werden könnte. Für Thumann wäre diese Lösung daher "der große Wurf schlechthin, weil wir hier eine sichere Trinkwasserversorgung in vollem Umfang auf Generationen hinaus erhalten würden. Und darüber hinaus bietet diese Variante eine Vielzahl von Vorteilen."

Erster wichtiger Punkt ist, dass das gelieferte Wasser von der Qualität her dem aus dem Hallerbrunnen entspricht und so mit dem Wasser aus der Miss mischbar ist. Zudem kommt es in Neumarkt in bester Qualität an, so dass keine Aufbereitung oder ähnliches mehr durchgeführt werden müsste. Dazu würde die Versorgung über die Laber-Naab-Gruppe die Möglichkeit eröffnen, dass Neumarkt sogar seinen gesamten Wasserbedarf von derzeit rund 2,4 Millionen Kubikmetern über diese Versorgungslösung abdecken könnte.

Diese Menge könnte man laut Oberbürgermeister Thumann beispielsweise für einen gewissen Zeitraum in Betracht ziehen, um der Miss, dem Wasserreservoir der Stadt, eine Erholungsphase zu gönnen. Ein weiterer großer Vorteil der Wasserversorgung durch die Laber-Naab-Gruppe besteht darin, dass sie der Stadt eine Belieferung auf 50 Jahre zusichern könnte, während die Entnahme aus dem Hallerbrunnen per Bescheid nur für 30 Jahre gesichert ist.

Ebenfalls für eine Belieferung durch die Laber-Naab-Gruppe spricht, dass die Stadt für die Abnahme des Wassers keinerlei große und kostenintensive Bauwerke errichten müsste wie etwa beim Hallerbrunnen, wo unter anderem eine Aufbereitungsanlage, Pumpstationen und vor allen Dingen Druckrohrleitungen und Hochbehälter notwendig wären. Die Versorgung der Laber-Naab-Gruppe würde über den Hochbehälter Hohenlohe in der Nähe von Parsberg aus über eine 400er Rohrleitung erfolgen. Da der Hochbehälter höher liegt als Neumarkt könnte die Belieferung ohne Pumpanlage auskommen.

"Vielmehr könnte die Stadt durch das vorhandene Gefälle sogar noch Strom aus dem mit hohem Druck ankommenden Wasser gewinnen und so Ökostrom erzeugen", so Oberbürgermeister Thumann weiter. Je nach Höhe der abgenommenen Wassermenge könnten dabei sogar bis zu geschätzten 100.000 Kilowattstunden pro Jahr umweltfreundlich erzeugt werden.

Ein weiterer Vorteil der Wasserlieferung durch die Laber-Naab-Gruppe könnte sich dadurch eröffnen, dass auf dem Transportwege auch andere Kommunen im westlichen Landkreisbereich mit versorgt werden könnten, falls diese das wünschten. Sehr förderlich und das ganze beschleunigend sei es für Oberbürgermeister Thumann und Direktor Tylla, dass für die Wasserabnahme kein Wasserrechtsantrag notwendig wäre, sondern nur ein Vertrag zwischen der Stadt und der Laber-Naab-Gruppe geschlossen werden müsste. Sobald dies erledigt wäre, müssten nur noch die Grundstücksfragen zur Verlegung der Rohrleitung geklärt werden und der Bau der Leitung könnte erfolgen. Und auch für die Leitungstrasse zeichnet sich eine Lösung ab, die das Ganze beschleunigen könnte: Sie könnte zum größten Teil im öffentlichen Bereich entlang der Bahnlinie verlaufen.

"Gerade die Situation, dass wir in Sachen Hallerbrunnen derzeit nicht absehen können, wann unser Wasserrechtsbescheid rechtskräftig wird und ob und wie viel Wasser wir aus dem Überlauf des Hallerbrunnens schöpfen können, macht eine weitere Suche nach Alternativen dringend erforderlich", erklärte Thumann. Zwar habe die Stadt im Februar 2007 den Bescheid für die Entnahme aus dem Hallerbrunnen erhalten, in den ersten zehn Jahren eine Million Kubikmeter Wasser und in den folgenden 20 Jahren 800.000 Kubikmeter Wasser aus dieser Quelle zu erhalten, jedoch sind noch Verfahren vor dem Verwaltungsgericht anhängig.

Solange diese nicht abgeschlossen sind, ist der Wasserrechtsbescheid nicht rechtskräftig. Auch die Verhandlungen mit dem Wasserzweckverband Pettenhofener Gruppe und dem Markt Lauterhofen ziehen sich seitdem hin. Derzeit liege der 14. Entwurf für eine Vereinbarung vor.

Hinzu komme, dass in den letzten Wochen auch Zweifel an den Pegelmessungen beim Pegel Pattershofen aufgetaucht seien. Die Messergebnisse waren der Stadt vom Zweckverband Pettenhofener Gruppe für die Antragstellung zur Verfügung gestellt worden. Allerdings erweisen sich diese nun als offensichtlich fehlerhaft. Das Wasserwirtschaftsamt will daher nach Medienmeldungen eigene Messungen an einer eigens zu errichtenden Messstation durchführen. Ergebnisse werden frühestens Ende diesen oder Anfang nächsten Jahres erwartet.

"Somit haben wir derzeit keine Planungssicherheit, ob und wie viel Wasser wir ab wann aus dem Hallerbrunnen erhalten könnten", sagte Thumann. Nicht zuletzt müßten auch die Grundstücksfragen für die Trasse erst geklärt sein. Von einem in sehr naher Zukunft liegenden Baubeginn für die Entnahme aus dem Hallerbrunnen könne man daher nicht ausgehen.
26.08.10
Neumarkt: "Ein Quantensprung"
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