Kein einziger Hauptschüler...


Die schwachen Geburtsjahrgänge sorgen für immer weniger Schüler und ABC-Schützen.
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NEUMARKT. Es gibt keine Hauptschüler mehr im Landkreis Neumarkt. Gleichzeitig wurden aber 16 neue Schulen gegründet - ohne auch nur ein zusätzliches Gebäude zu benötigen. Schulamtsdirektor Dieter Lang wartet zum neuen Schuljahr mit einigen verblüffenden Zahlen auf.

So steigt zum Beispiel die Zahl der Schulen im Landkreis von 32 auf 46. Und ein Viertel der Neumarkter Lehrerschaft an den Grund- und Mittelschulen wird versetzt. Doch was so spektakulär klingt, ist vor allem auf die flächendeckende Einführung der Mittelschule im Landkreis und dem damit einhergehenden Zusammenschluss von 18 Hauptschulen in sechs Mittelschulverbünden zurückzuführen.

Die Schülersituation

Der bayernweite Rückgang der Schülerzahlen geht aber auch an der Oberpfalz (wir berichteten) und am Landkreis Neumarkt nicht vorüber. Im Landkreis beträgt der Rückgang 4,8 Prozent. In absoluten Zahlen bedeutet das, dass 409 Schüler weniger die Grund- und Mittelschulen (bisher Hauptschulen) des Landkreises besuchen. Gegenüber dem Vorjahr ist der Wert annähernd gleich geblieben (wir berichteten).

Der Rückgang heuer in der Grundschule (- 307 Schüler) ist etwas moderater als im Vorjahr, dafür nimmt der Rückgang in der Hauptschule / Mittelschule zu (- 102 Schüler) – Folge der immer schwächer werdenden Geburtenjahrgänge und auch eines konstant steigenden Übertritts an Realschule und Gymnasium.

Demzufolge nimmt auch die Zahl der Schulanfänger immer mehr ab. Waren es zum Beginn des Schuljahres 06/07 noch knapp 1500 so sind es zum kommenden Schuljahr noch 1140 Kinder. Gegenüber dem Vorjahr ist der Wert aber nur um 20 gesunken.

Die Zahl der Schüler, die den Mittlere-Reife-Zug der Mittelschulen besuchen, ist mit 584 im kommenden Jahr rückläufig. Insgesamt werden etwa 8067 Schüler im Schuljahr 2010/11 die Grund- und Mittelschulen des Landkreises besuchen. In dieser Zahl sind etwa 55 Haupt- / Mittelschüler aus Beratzhausen enthalten, die in die Mittelschule Parsberg gehen werden.

Das heißt aber auch, dass der tatsächliche Neumarkter Rückgang nicht 409 Schüler sondern 464 beträgt – logischerweise demnach der Rückgang in der Mittelschule bei de facto 157 Schüler liegt – damit hat sich der Rückgang hier mehr als verdoppelt.

Die Klassensituation

Mit dem Rückgang der Schülerzahlen geht natürlich eine Abnahme der Klassenzahl einher. Sie sinkt von 389 auf 374. Das bedeutet leicht sinkende Schülerzahlen in den verbleibenden Klassen auf durchschnittlich 21,63 gegenüber 21,83 im Vorjahr. Diese Durchschnittszahl liest sich zwar recht angenehm und wäre eine aus pädagogischer Sicht höchst willkommene Klassenstärke im Unterrichtsalltag. Hinter ihr verbergen sich allerdings neben Klassenstärken ab 13 Schülern auch solche mit 30.

Beide Extreme sind nicht gewollt und werden auch "erfreulich weniger", haben aber ihre Ursache im Schüleraufkommen des jeweiligen Schulsprengels. Mehr als 300 Klassen bewegen sich aber bei Schülerzahlen von 16 bis 25. "Damit sind wir sehr zufrieden", erklärte Schulamtsdirektor Dieter Lang. Die Vermeidung der Extrema ist auch Folge der Mittelschulen und der damit vergrößerten Sprengel. Innerhalb eines Mittelschulsprengels können zu große und zu kleine Klassen somit vermieden werden – heißt aber in der Konsequenz, dass Schüler an einen anderen Standort gefahren werden müssen.

Für die Stadt Neumarkt mit 2066 (Vorjahr: 2222) Volksschülern in 95 (Vorjahr: 99) Klassen und mit 299 (Vorjahr:298) Schulanfängern ergibt sich hinsichtlich der Schülerzahlen/Klassen dieses Bild:

Schule Klassen Schüler davon
Schul-
anfänger
Bräugasse (GS) 11 224 61
Hasenheide (GS) 4 79 19
Theo-Betz-Schule (GS) 15 347 79
Weinbergerstraße (MS) 23 514 0
Holzheim (GS) 6 132 28
Wolfstein (GS) 11 266 51
Pölling (GS) 5 99 18
Woffenbach (GS) 7 145 30
Sankt Marien (GS) 1 13 13
Woffenbacher Straße (MS) 12 247 0
Summe 95 2066 299


Die Schulen

Die Situation der Schulen im Landkreis ist völlig verändert. Die bisherigen 32 Volksschulen, die sich gliederten in 16 reine Grundschulen, 13 Grund- und Hauptschulen und drei reine Hauptschulen haben eine neue Organisationsstruktur:

Durch die Bildung der sechs Mittelschulverbünde war es notwendig, die bisherigen 13 Vollschulen in 13 Grund- und 13 Haupt- oder jetzt neu Mittelschulen zu trennen.

Am konkreten Beispiel:
Die Volksschule Deining besteht jetzt aus der Grundschule Deining und der Mittelschule Deining. Alles bleibt unter einem Dach, bei einer Schulleitung, bei einer Verwaltung – aber eben rechtlich zwei Schulen, somit zwei Elternbeiräte.

Der Landkreis gliedert sich somit in: Zwei der Verbünde greifen nach außen: Im Osten gehört Beratzhausen dazu, im Westen Burgthann. 46 Grund- und Mittelschulen sind es im Ganzen.

Die Mittelschulverbünde stellen sich so dar:

Mittelschulverbund
Schülerzahl
im Verbund
Nord:
Berg
Lauterhofen
Pilsach
358
West:
Postbauer-Heng
Burgthann
505 inklusiv 203 Schüler
am Standort Burgthann
Neumarkt:
HS Weinbergerstraße
HS West
761
Süd-West:
Mühlhausen
Freystadt
Berngau
504
Ost:
Velburg
Parsberg
Seubersdorf
Deining
Beratzhausen
673 inklusiv 55 Schüler aus
Beratzhausen, die in Parsberg
die Schule besuchen
Süd:
Berching
Dietfurt
Breitenbrunn
488
Summe: 3289


Die vor Jahren im Rahmen eines Schulversuchs eingerichtete kombinierte Jahrgangsstufe 1/2 an der Theo-Betz-Schule erfreut sich nach wie vor sehr großer Beliebtheit. Es sind stets mehr Anmeldungen als Plätze vorhanden.

Weitere kombinierte Jahrgangsstufen bestehen an der Volksschule Pilsach, der Grundschule Neumarkt Woffenbach und an der Grundschule Lauterhofen. Ebenfalls in einer kombinierten Klasse werden Schüler der Jura-Montessori-Schule unterrichtet.

"Ferner durften wir uns mit der GS Theo-Betz in Neumarkt, der VS Berg, der VS Postbauer-Heng und der Mittelschule Parsberg über insgesamt vier neu genehmigte Gebundene Ganztageszüge im Bereich des Staatlichen Schulamtes Neumarkt freuen", sagte Lang.

Insgesamt können im neuen Schuljahr im Bereich der Mittelschulen zwölf gebundene Ganztagsklassen und im Bereich der Grundschulen elf gebundene Ganztagsklassen eingerichtet werden. An den Schulen in Berching, Berg, Deining, Freystadt, NM-Weinbergerstraße, Parsberg und Velburg wurden für das Schuljahr 2010/11 im Bereich der "Offenen Ganztagsschule" zwölf Gruppen genehmigt.

Insgesamt unterstützten die Bürgermeister der Kommunen des Landkreises die Schulen "auf vorbildliche Weise" und beschäftigten sich intensiv mit den Fragen des demografischen Wandels, lobte der Schulamtsdirektor.

Neben dem Ausbau der Ganztagesangebote spielte die Berufsvorbereitung wieder eine wichtige Rolle. So haben sich im vergangenen Schuljahr alle Volksschulen mit Hauptschulstufe und alle Hauptschulen an Maßnahmen zur erweiterten vertieften Berufsorientierung in der Handwerkskammer, im Berufsförderzentrum, in der Jugendbildungsstätte Waldmünchen sowie in Zusammenarbeit mit externen Fachkräften aus der lokalen Wirtschaft beteiligt. Die Jugendlichen konnten dadurch hinsichtlich des Berufswahlprozesses wichtige, persönlich bedeutsame Erfahrungen und Informationen sammeln.

Ergänzend dazu sei eine Initiative der Staatlichen Berufsschule sehr hilfreich gewesen, die jedem Jugendlichen der 8. Jahrgangsstufe aller Hauptschulen des Landkreises einen "Schnuppertag" im Rahmen eines selbst ausgewählten Ausbildungsberufes ermöglichte.

Darüber hinaus förderten alle Schulleitungen mit den Lehrkräften und in Zusammenarbeit mit dem Staatlichen Schulamt die Durchführung von zahlreichen praktisch-musischen-künstlerischen und sozialen Unterrichtsprojekten, "die allesamt einen spürbar positiven Einfluss auf die Persönlichkeitsentwicklung der Schüler hatten und wichtige berufsbezogene Schlüsselqualifikationen im Fokus hatten", hieß es. In diesem Zusammenhang würden aktuell kreierte Kunstobjekte, durchgestaltete Schulhöfe sowie neu entstandene Schülercafes "auf beeindruckende Weise von einer engagierten an der Lebenswirklichkeit der Jugendlichen ausgerichteten Unterrichtsarbeit unserer Schulen zeugen".

Man freue sich sehr, dass im kommenden Schuljahr diese berufsorientierenden Maßnahmen in den Mittelschulen kontinuierlich fortgeführt und weiterentwickelt werden. Die teilweise finanziell sehr aufwändigen Projekte wurden und werden von der Arbeitsagentur, dem Kultusministeriums und der Regierung der Oberpfalz unterstützt.

Die Lehrkräfte

Insgesamt unterrichten im neuen Schuljahr an den 44 staatlichen Schulen etwa 700 Lehrkräfte - nämlich 518 Lehrer, 100 Fachlehrer, zwölf Förderlehrer sowie 70 Lehramts-, Fachlehrer- und Förderlehreranwärter.

In dieser Zahl enthalten sind 46 mobile Reserven, die zur Sicherung des Unterrichts bei Ausfällen zur Verfügung stehen. Wie in den Vorjahren ist hier die Ausgangszahl im September etwas niedriger, die Reserven werden aber in den krankheitsbelasteten Wintermonaten in mehreren Schritten erhöht.

Durch insgesamt 73 Weg- und Ruhestandsversetzungen gab es viele neu zu besetzende Stellen. Zum Schuljahresanfang treten an: Nimmt man dann die etwa 30 innerhalb des Schulamtsbezirks notwendigen Versetzungen dazu, dann erhält man eine Zahl von 176 Personalbewegungen im Landkreis – das ist rund ein Viertel der Lehrerschaft.
06.09.10
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