"Verhalten optimistisch"
NEUMARKT. "Niemand hätte gedacht, dass es wieder so schnell anzieht", erklärte eine Neumarkter Unternehmerin zur aktuellen Geschäftslage.
Es geht "aufwärts mit der
Wirtschaft" heißt es auch im Konjunkturbericht der für Neumarkt zuständigen IHK Regensburg im Herbst 2010: "Die Konjunkturerholung greift in allen
Wirtschaftsbereichen", so der stellvertretende IHK-Hauptgeschäftsführer
Josef Beimler. Fast 90 Prozent der befragten Unternehmen im IHK-Bezirk
bezeichnen ihre derzeitige Geschäftslage als gut oder zufriedenstellend.
Die Produktion kommt bei dem erwähnten Neumarkter Möbelhersteller kaum der Nachfrage hinterher. Das
liege vor allem an den Zulieferern: "Die Spediteure mussten in der Krise
Kapazitäten abbauen. Jetzt sind sie mit den vielen Aufträgen überfordert", hieß es.
Auch die steigenden Rohstoffpreise machen zu schaffen.
"Nachdem die Preise in den letzten eineinhalb Jahren stagnierten, steigen
die Materialkosten wieder." Der Weltmarkt hungert derzeit nicht nur nach
Stahl, auch an Spanplatten komme man nur schwer. "Da ist
die Herstellung sehr kapitalintensiv. Wenn die Preise für Holz und Leim
steigen und es an Liquidität fehlt, kommt das auch bei uns an", sagt die
Unternehmerin.
Export belebt die Industrie
Die Rohstoffe, die Ostbayerns Unternehmen auf dem Weltmarkt kaufen, wollen sie
sie zu hochwertigen Produkten machen, um sie dort wieder zu verkaufen. Die
Exportquote in der Industrie liegt derzeit bei rund 50 Prozent. Besonders
profitieren Maschinenbau, Elektrotechnik und Automobilzulieferer. Als beste
Auslandsmärkte gelten die USA, Österreich sowie Italien, außerdem
engagieren sich viele mit Erfolg im chinesischen Markt.
In der
Konsumgüterbranche macht sich die Belebung des Konsumklimas im Inland und
die Beruhigung der europäischen Märkte positiv bemerkbar. Weil aber der
Export für die Industrie so wichtig ist, treiben immer komplizierter
werdende Zoll- und Exportvorschriften dem hiesigen Mittelstand beim
Auslandsgeschäft Sorgenfalten auf die Stirn. Und auch vom schwankenden
Eurokurs ist der Export stark abhängig.
Baubranche im Zwischenhoch
Die für den Bereich Neumarkt so wichtige Bauwirtschaft bewertet ihre Auftragslage deutlich besser als noch im
Frühjahr. Zum einen steigt die Nachfrage im Wirtschaftsbau, zum anderen
investieren auch die privaten Häuslebauer wieder. Staatliche
Konjunkturprogramme schaffen im Tiefbau und bei der Gebäudesanierung
zusätzliche Beschäftigung. Die Kapazitätsauslastung wird durch die Bank als
zufrieden stellend bezeichnet, über zu wenige Aufträge klagt niemand.
Doch
die gute Geschäftslage spiegelt sich nicht unbedingt in höheren Erträgen
wider: Auch die Baubranche plagen hohe Rohstoffkosten, die bei starkem
Wettbewerbsdruck nicht über die Preise weiter gegeben werden können. Dem
kommenden Jahr sieht die Branche mit gemischten Gefühlen entgegen. Nach
Auslaufen der Konjunkturprogramme befürchtet sie vor allem im öffentlichen
Bau Auftragseinbrüche.
Handel optimistisch
Laut Konsumklimastudie der GfK liegt die Stimmung bei den Verbrauchern im
Herbst auf einem Drei-Jahres-Hoch: "Der konjunkturelle Aufschwung, die
günstige Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt und das moderate Preisklima
sorgen für Kauflust", heißt es. Die Händler im IHK-Bezirk sehen das
ähnlich. Über 90 Prozent der befragten Groß- und Einzelhändler äußern sich
zufrieden bis sehr zufrieden. Die Umsätze sind gestiegen, im Großhandel hat
der Export wieder deutlich angezogen. Für das kommende Jahr ist man
verhalten optimistisch.
Zufriedene Dienstleister
Rund die Hälfte aller befragten
Dienstleistungsbetriebe bewerten ihre Geschäftslage im Herbst mit gut. Noch
im Frühjahr war es nur jeder Dritte. Vor allem Spediteure, Consulting,
Werbewirtschaft oder IT konnten von der Erholung der Industrie profitieren, hieß es.
Die Umsätze sind gestiegen und 80 Prozent der befragten Unternehmen können
ihre Kapazitäten "voll bis befriedigend" auslasten. Die Branche rechnet mit
einer weiter positiven Geschäftsentwicklung. 61 Prozent der Unternehmen im
Dienstleistungssektor wollen ihre Investitionen in den nächsten zwölf
Monaten ausweiten.
Für 2011 macht sich verhaltener Optimismus breit. "Die
Investitionsbereitschaft in den Unternehmen ist insgesamt deutlich
gestiegen", freut sich Josef Beimler von der IHK. Insgesamt jedoch sehen
die Unternehmen Risiken bei der Inlandsnachfrage, den Energie- und
Rohstoffpreisen und bei den politischen Entscheidungen zu wirtschaftlichen
Rahmenbedingungen.
15.10.10
Neumarkt: "Verhalten optimistisch"