Gedanken zu Heiligdreikönig

Von Monsignore Richard Distler, Dekan

Wer heute im Computer nach einem ganz bestimmten Vorgang oder Wort sucht, der bedient sich der "Suchmaschine". Wer keine Landkarte im Auto hat und einen bestimmten Ort sucht, der setzt auf sein Navi-Gerät. Wir Menschen suchen aber nicht bloß nach bestimmten Orten, Begriffen oder Vorgängen: Unsere Sehnsucht ist größer: Sie richtet sich auf alles, was uns Heil, Glück, Gesundheit und Segen bringt.

Aber die Frage ist: Wovon erwarten wir uns all diese schönen Dinge? Manche suchen ihr Heil im Glücksspiel, in Sternen und Sternbildern, in der Arbeit, im Geldverdienen oder in magischen Praktiken. Andere setzen auf die Ärzte oder auf die Kunst der Politik oder auf die Ideen eines Unternehmens. Kann man sich auch Heil von Gott, vom Glauben, von Jesus oder von der Kirche versprechen?

Am Hochfest der Kirche "Hl. Drei König" begegnen uns Menschen, die eine ganz große Sehnsucht nach Heil und Erlösung haben. Worauf setzen sie? Worauf richtet sich ihre Sehnsucht? Sie richtet sich zunächst auf die Sternbeobachtung und auf die Sterndeutung. Deshalb werden sie heute im Matthäusevangelium auch "Magoi", also Magier oder Sterndeuter genannt. Sie kommen aus dem Osten, vermutlich aus dem Zweistromland Mesopotamien, also einem Land, wo seit Jahrhunderten die Beobachtung der Sterne hoch im Kurs steht.

Aber diese sehnsüchtigen Magier bleiben nicht bei ihren Sternen stehen. Sie vertrauen auf eine alte Überlieferung: Da wird erzählt, wenn die Planeten Jupiter und Saturn in einer sogenannten Konjunktion im Sternbild der Fische am nächtlichen Himmel hintereinander stehen, dann wird im Land der Juden ein besonderes Königskind geboren, das der Herr und Retter der Welt sein würde.

Im Jahr 4 vor Christus soll es eine solche Konjunktion gegeben haben. Der Rest ist bekannt. Die Magier brechen auf, fragen am Königshof in Jerusalem nach, werden auf Bethlehem verwiesen und finden anscheinend das "Kind mit seiner Mutter". Die königlichen Geschenke: Gold, Weihrauch und Myrrhe weisen sie in der Tat als Menschen aus, die aus dem Osten, aus dem Morgenland kommen müssen.

Aber was ist das Überraschende an der Geschichte, die Botschaft an uns? Vielleicht lädt sie den heutigen Menschen ein, sich nicht mit materiellen "Suchmaschinen" und "Navigationsgeräten" zu begnügen. Sie lädt ein , wie diese Weisen, mehr dem inneren Kompass, dem Gewissen und der Stimme des Herzens zu vertrauen. Und "diese Stimme des Herzens", so sagt der große Gottsucher, der heilige Augustinus, "ist unruhig, bis es Ruhe findet in dir, o Gott". Aber trauen wir wirklich dieser inneren Stimme? Hören wir vielleicht zu sehr auf das viele Gerede und Stimmengewirr unserer Zeit? Stillen wir unsere Sehnsucht vielleicht nur mit vordergründigen Dingen, die uns die Werbung anpreist oder die die Mode macht?

Aber stillen wir so wirklich unseren Durst und Hunger nach Heil, Glück und Erlösung? Zur Weihnacht wurde uns der Erlöser und Retter der Welt in die Krippe gelegt. Ob wir uns zu ihm schon auf dem Weg gemacht haben wie einst die Magier, die Weisen aus dem Morgenland? Das 2. Weihnachtsfest, das Hochfest der Epiphanie, der Erscheinung des Herrn, der 6. Januar, gibt uns dazu nochmals eine Chance.
05.01.11
Neumarkt: Gedanken zu Heiligdreikönig
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