"Üble Trickserei"

NEUMARKT. Die IG Bau glaubt im Landkreis Neumarkt eine "üble Trickserei mit der Arbeitslosenstatistik" entdeckt zu haben.

Die Arbeitslosigkeit unter älteren Menschen ist im Landkreis Neumarkt höher als offiziell benannt, hieß es am Freitag in einer Pressemitteilung der Gewerkschaft. Nach ihren Angaben wurden im Dezember 56 Ältere in der offiziellen Arbeitslosenzahl nicht berücksichtigt.

Der Grund: Arbeitslose verschwinden nach einem Jahr aus der Statistik der Agentur für Arbeit, wenn sie in dieser Zeit kein Stellenangebot bekommen haben. Davon betroffen sind nach Angaben der IG BAU Hartz-IV-Empfänger, die älter als 58 Jahre sind.

Die IG Bau Oberpfalz kritisiert die "absurde Logik" dieser Regelung: "Hier werden völlig falsche Anreize gesetzt. Wenn ein Jobvermittler die Arbeitslosenzahl in seinem Bereich senken will, erreicht er das am leichtesten dadurch, dass er die älteren Arbeitslosen ein Jahr lang links liegen lässt – bis sie aus der Statistik fallen. Dass diese Menschen in den meisten Fällen arbeitslos bleiben, stört dann offensichtlich keinen mehr", sagt Peter Prison.

Für den Vorsitzenden des IG BAU-Bezirksverbandes Oberpfalz ist die geltende Regelung "eine üble Trickserei mit der Arbeitslosenstatistik". Mit "so geschönten Zahlen" entstehe ein "verzerrtes Bild" von der Beschäftigungssituation Älterer. Es sei nicht lange her, dass Arbeitsministerin Von der Leyen ältere Menschen zu den Gewinnern am Arbeitsmarkt erklärt hat, sagte Prison: "Genau das war das Argument für die Rente mit 67 – ein Argument, das jetzt auf sehr wackligen Beinen steht".

Nach Angaben der IG BAU werden bundesweit derzeit 88.504 Langzeitarbeitslose nicht in der Arbeitslosenstatistik der Bundesagentur für Arbeit geführt; allein im Freistaat Bayern sind es rund 7.230. "Die Bundesregierung trickst an allen Ecken und Enden, um die Beschäftigungsquote älterer Menschen künstlich hochzurechnen", sagt Prison. So werde die Rente mit 67 "auf Biegen und Brechen" gerechtfertigt.

Der IG BAU-Bezirkschef fordert eine grundlegende Reform des Rentensystems. "Was wir brauchen ist eine Rentenkasse, in die alle einzahlen – Arbeiter und Angestellte genauso wie Beamte und Selbstständige. Was wir bekommen ist die Rente mit 67 – und eine fragwürdige Arbeitslosenstatistik", so Peter Prison abschließend.
14.01.11
Neumarkt: "Üble Trickserei"
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