Gedanken zum Kirchweihfest

Von Dekan Monsignore Richard Distler

"Wie freute ich mich, als man mir sagte, zum Haus des Herrn wollen wir pilgern!" So drückt schon der Psalmist des Alten Testaments seine Freude aus über den Gottesdienstbesuch im Tempel. Hat auch der moderne Mensch noch eine solche Freude am Gottesdienstbesuch und am Kirchgang?

Gewiss gehen die Gottesdienstbesucherzahlen zurück. Umso mehr muss man Respekt haben vor jenen Gläubigen, die Sonntag für Sonntag treu in die Kirche gehen, das Lob Gottes singen, stellvertretend für viele andere beten und auch ihren Beitrag leisten für die Erhaltung unserer wertvollen Kirchen, für das Pfarrleben, für Caritas, Diakonie, Adveniat, Mission, Misereor und Brot für die Welt.

Warum eigentlich sind Kirchen notwendig? Wozu werden sie geweiht? Man kann doch auch allein draußen im Wald beten. Gewiss, das kann man, denn auch die Schönheit der Schöpfung reizt von sich aus zum Gotteslob. Und dennoch versammeln sich Christen Sonntag für Sonntag in den Kirchen.

Wie kam es dazu? Die ersten Christen nahmen zunächst auch noch am jüdischen Gottesdienst in den Synagogen oder im Tempel von Jerusalem teil. Doch dann kam ein harter Einschitt: Im Jahr 70 nach Christus zerstörten die Römer wegen der immer wieder aufflammenden Aufstände den jüdischen Tempel, ein brutaler Akt. Der Tempelkult mit den vielen Opfer ging schlagartig zu Ende.

In den Häusern der Christen wurde dann der "Familientisch" gleichsam zum Altar, wo man die Eucharistie feierte. Als die Christen immer mehr wurden, waren Versammlungsräume oder erste kleinere Kirchen nötig. Doch dies waren keine Tempel, denn der "Tempel des Neuen Bundes" war Christus selbst, der "Tempel Gottes" war der heilige Leib seiner Auferstehung. Der Leib Christi, am Kreuz geopfert und am ersten Tag der Woche (Sonntag) auferstanden, wurde zum neuen Altar der Christen.

Aber nicht allein Christus, auch die christliche Gemeinde, das neue Volk Gottes wird im Neuen Testament als "Tempel Gottes" oder als "Tempel des heiligen Geistes" bezeichnet. Der einzelne Christ sollte dann so etwas wie ein lebendiger Stein in diesem geistigen Tempel, also in der Kirche sein.

Die Kirche als Gebäude wurde dann mit ihrer ganzen Ausschmückung zum Sinnbild des Volkes Gottes Gottes, das sich Sonntag für Sonntag um den "Altar", also um Christus versammelt. So ist die Mitte der Kirche immer der Altar, der wegen seiner hohen Würde und seiner Symbolhaftigkeit für Christus bei der Kirchweihe mit Chrisamöl gesalbt wird. Der Gesalbte heißt bekanntlich auf Hebräisch "Messias" oder auf Griechisch "Christus".

Seit dem 7. Jahrhundert gab es dann einen regelrechten Kirchweihritus mit weiteren Symbolen: Die Besprengung der Kirchenwände mit Weihwasser, Sinnbild für die Gemeinschaft der Getauften oder die 12 Apostelkreuze und die an Festtagen zu entzündenen 12 Apostelkerzen, Sinnbild dafür, dass die Kirche auf dem "Fundament der Apostel" gegründet ist und die Christen wie Jesus Licht der Welt sein sollen.

So lädt das Kirchweihfest jeden Christen ein, sich der Würde, der Größe und Schönheit seiner Berufung bewußt zu werden und wie der Psalmist sagt, (Sonntag für Sonntag) mit Freude zum Haus des Herrn zu pilgern.
15.10.11
Neumarkt: Gedanken zum Kirchweihfest
Telefon Redaktion


Telefon Redaktion


neumarktonline - die Internet-Tageszeitung. Aktuelle Berichte, Meldungen und News aus Neumarkt in der Oberpfalz im Internet
ISSN 1614-2853
21. Jahrgang
Zur Titelseite neumarktonline
ISSN 1614-2853
21. Jahrgang
neumarktonline - die Internet-Tageszeitung. Aktuelle Berichte, Meldungen und News aus Neumarkt in der Oberpfalz im Internet
ISSN 1614-2853
18. Jahrgang