Positive Bilanz


Einer der Besichtigungspunkte war die Photovoltaik-Anlage am Bahndamm in Pölling.

NEUMARKT. Zwölf Teilnehmer aus sechs verschiedenen europäischen Ländern haben sich drei Tage lang im neuen Netto-Plus-Verwaltungsgebäude der Stadtwerke Neumarkt über Möglichkeiten und Strategien zur Förderung von Klimaschutz und Erneuerbaren Energien im Rahmen des EU-Förderprogramms "Intelligente Energie Europa" ausgetauscht.

Der Workshop fand im Rahmen des Zusammenschlusses "eReNet" (Rural Web Energy Learning Network For Action) statt, dem auch Neumarkt angehört (wir berichteten mehrfach). Auch wenn der Termin für diesen Workshop nur zufällig mit dem "Europa-Tag" zusammenfiel, kann das Zusammentreffen in Neumarkt als Positivbeispiel für eine konstruktive Zusammenarbeit hervorgehoben werden, hieß es in der Abschlussbilanz von den Vertretern verschiedener Kommunen und Energieagenturen aus Bulgarien, Griechenland, Kroatien, Portugal, Österreich und Deutschland.

So wurde in dieser Woche in Neumarkt auch ein kleines Stück der "europäischen Idee" voran gebracht – Menschen begegneten sich auf gleicher Augenhöhe und tauschten ihre Erfahrungen aus. "Dieser Workshop und unsere Aufnahme in das internationale Projekt zeigen einmal mehr, dass und wie sehr Neumarkt deutschland- und europaweit bei diesen Themenfeldern Klimaschutz und Nachhaltigkeit wahrgenommen und geschätzt wird", sagte Oberbürgermeister Thomas Thumann. Er hatte die Teilnehmer bei einem Empfang im Rathaus begrüßt und dort auch auf die jüngsten Erfolge Neumarkts verwiesen: Die Auszeichnung mit dem "Climate Star 2012" des Klima-Bündnis und die Auszeichnung und Aufnahme in das Förderprogramm des Bundesumweltministeriums "Masterplan 100 % Klimaschutz". Auch sie würden die herausragende Stellung der Stadt Neumarkt bei diesen Themen unterstreichen.

Das insgesamt dreijährige Projekt mit dem Namen "eReNet" zielt darauf ab, einen Mehrwert für lokales, nachhaltiges Handeln im Energiesektor, insbesondere in ländlich strukturierten Gebieten zu erreichen. Die Stadt Neumarkt ist in dieses Lernnetzwerk als "erfahrene Kommune" von der Technischen Universität Athen angefragt und im Jahr 2011 in das Projekt mit aufgenommen worden.

Die Stimmung im Workshop war geprägt von Aufmerksamkeit, Interesse und gegenseitigem Respekt, hieß es. Paulo Santos, technischer Ingenieur aus der Gemeinde Serta in Portugal, war von der Technik im neuen Verwaltungsgebäude der Stadtwerke begeistert: " Wir haben in Portugal einen hohen Anteil an erneuerbaren Energien, insbesondere Strom aus Wasserkraft. Einen großen Nachholbedarf sehen wir in der Energieeinsparung in den öffentlichen und privaten Gebäuden, deshalb war es sehr interessant, die Technik im Gebäude der Stadtwerke durch Herrn Hunner so detailliert kennenzulernen".

Neben den Vorträgen durch verschiedene Fachstellen und Organisationen wie der Energieagentur Nordbayern zum Thema "CO2-Bilanzierung" oder dem Klimabündnis mit ihren Unterstützungsmöglichkeiten für Kommunen, standen vor allem konkrete Praxisbeispiele im Vordergrund. Der Bürgermeister der niederbayerischen Gemeinde Ascha, Wolfgang Zirngibl, zeigte, wie eine kleine Gemeinde mit 1500 Einwohnern durch eine geschickte Kombination von mehreren Maßnahmen bereits heute einen Stromanteil von 150 Prozent aus regenerativen Energien wie Wind, Sonne und Biomasse aufweisen kann und darüber hinaus bereits in wenigen Jahren keinen Erdölbedarf mehr für das Heizen der Gebäude hat. Die Delegation aus der Stadt Judenburg in der Obersteiermark sprach von "Klimaregionen", in denen mit Hilfe einer intensiven Einbindung der Bürger zahlreiche Projekte im Bereich der erneuerbaren Energien umgesetzt werden.

Die Ausführungen von Walter Schardt-Pachner, beim Landkreis Neumarkt für das Energiebüro zuständig, sollten zeigten, dass das Ziel der kompletten Umstellung auf erneuerbare Energien bei der Stromlieferung auch für 120.000 Einwohner in einem ländlich geprägten Raum durchaus greifbar ist, so beträgt die Ökostromquote im Landkreis Neumarkt bereits heute 50 Prozent. Hier lasse sich auch sehr gut das Ziel der Stadt Neumarkt im Rahmen des "Masterplan 100 Prozent Klimaschutz" einordnen, spätestens bis zum Jahr 2050 den gesamten Energiebedarf zu halbieren und die Treibhausgasemissionen um 95 Prozent zu senken. Dass dies zwar eine ambitionierte Zielsetzung ist, die Stadt Neumarkt sich aber bereits auf einem sehr guten Weg befindet, sollten die Vorträge von Dieter Ullmann aus dem Hochbauamt zum Thema "Energieeinsparung in öffentlichen Gebäuden", Marion Burkhardt aus dem Bürgerhaus zum Thema "Faktor 10 Förderprogramm" und Ralf-Peter Hoffmann vom Stadtplanungsamt zum Thema "Gesamtverkehrsplan" verdeutlichen.

Beim eintägigen Exkursionsprogramm im Stadtgebiet und im Landkreis wurde den Teilnehmern gezeigt, welcher innovative Standard in Neumarkt sowohl in der Wirtschaft wie auch im kommunalen Bereich bereits erreicht ist. Es wurden Firmen mit den Schwerpunkten Passivhaustechnologie, Wärmerückgewinnung aus Abwasser, Windkraft, Umweltmanagement, Photovoltaikmodule, Nachführsysteme für PV- Anlagen, Projektierung von PV-Anlagen und Beleuchtung von Innenräumen durch sogenannte Sollektoren besucht.

Projekte der Stadt Neumarkt wurden durch Werner Schütt vom Bauamt vorgestellt: zum Beispiel der aktuelle Bau der neuen PV-Anlage mit 1,2 MW am Bahndamm in Pölling oder die Energieeinsparung in der städtischen Kläranlage – hier wird bereits die Hälfte des Strombedarfs durch die Verstromung aus Biogas und Anwendung des neuen "Deammonifikationsverfahrens" selbst gedeckt.

Der Organisator des Workshops, Ralf Mützel, seit 1. Mai Leiter des Amtes für Nachhaltigkeitsförderung bei der Stadt Neumarkt, zog ein durchwegs positives Fazit: "Ich bin überzeugt, dass alle von diesem Workshop profitiert haben und dass wir in Neumarkt sehr viel zum Thema Energieeinsparung und erneuerbare Energien vorweisen können". Er halte es durchaus für möglich, dass die eine oder andere Technologie "Made in Neumarkt" oder Projekte wie die "Grüne Hausnummer" in Zukunft auch in den Partnerkommunen aus dem eReNet-Projekt zum Beispiel in Österreich, Kroatien oder Portugal ein- oder umgesetzt werden könnte.


OB Thumann und Bürgermeisterin Ruth Dorner (vorne, Mitte) beim Empfang der Teilnehmer in Neumarkt
11.05.12
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Telefon Redaktion


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