Zum Fest Mariä Geburt

Von Dekan Monsignore Richard Distler

Es ist schon seltsam: Während die ganze Welt gerne Geburtstage feiert und schon Kindergeburtstage wichtig sind, begeht die Kirche für gewöhnlich keine Geburtstage: Eine Ausnahme bildet jedoch das Geburtsfest Jesu. Seinem Geburtstag aber sind noch zwei weitere zugeordnet: Der von Maria und der von Johannes dem Täufer. Warum aber ist da die Kirche so zurückhaltend in Bezug auf Geburtstagsfeiern? Warum feiert sie nicht einmal bei den Heiligen deren Geburtstag, sondern nur ihren Todestag und das erst nach langer und kritischer Prüfung ihrer Heiligsprechung?

Die Kirche meint, einen Geburtstag zu feiern sei schlichtweg verfrüht, denn allzu viel Zweideutigkeit liegt über einem Menschenleben. Man weiß ja schließlich allein von der Geburt her noch nicht, ob ein Mensch selber froh ist über diesen Tag oder ob die Welt froh sein kann, dass es diesen Menschen gab. Nur erst beim Sterben wird endgültig offenbar, inwiefern ein Menschenleben endgültig geglückt und gelungen ist. Doch die Ausnahme ist Christus: Über seiner Geburt liegt keinerlei Zweideutigkeit, sondern der Lobgesang, das Gloria, das "Ehre sei Gott in der Höhe".

"Seine Geburt", so sagt einmal Kardinal Joseph Ratzinger, "ist überhaupt der Grund, dass wir Menschen etwas zu lachen haben". Aber auch die Geburt Johannes des Täufers, der den kommenden Messias angekündigt hat, erfüllte viele mit Freude. Und die Geburt Mariens? Ohne sie könnte auch die Geburt Jesu nicht sein. Maria ist so etwas wie die Morgenröte, die Christus, die aufgehende Sonne, ankündigt. Sie ist die Pforte, durch die der Erlöser Einzug hält in unsere Welt. "Aber sie hat ihn schon dem Herzen nach empfangen, bevor es dem Leibe nach geschah", sagt schon der heilige Augustinus. Was bedeutet das?

Es bedeutet, dass Maria für die Ankunft Gottes in unserer Welt wie eine Tür weit geöffnet war. Ihr entschiedenes Jawort: "Siehe, ich bin die Magd des Herrn, mir geschehe nach deinem Wort" war die große Sternstunde der Menschheit. Doch ohne die Einzigartigkeit Christi zu schmälern, muss man anerkennen, dass Maria im Heilsgeschehen eine bedeutsame Rolle spielt. So schreibt schon der heilige Irenäus von Lyon im Jahr 202: "Maria hat durch ihren Gehorsam Gott gegenüber den Knoten des Ungehorsams von Adam und Eva gelöst".

Deshalb schaut am 8. September, am Fest ihrer Geburt, die Kirche mit großer Freude und Dankbarkeit auf Maria. Im Schlussgebet der Festmesse wird sie als "Morgenröte des Heils und als Hoffnungszeichen für die ganze Menschheit" bezeichnet. Der eigentliche Geburtstag Mariens ist in der heiligen Schrift nicht überliefert und doch begegnet uns im Fest Mariä Geburt eines der ältesten Marienfeste. Sein Ursprung liegt im Weihefest einer Marienkirche in Jerusalem, das uns an einem 8.September des 5.Jahrhunderts überliefert ist.

Aus den Hymnen des griechischen Diakons Romanos, der um das Jahr 500 in Konstantinopel lebte, lässt sich schließen, dass der 8. September als Marienfest schon tief im Volk verwurzelt war. Aber auch in Rom ist dieser Festtag schon im 7. Jahrhundert nachweisbar.
07.09.12
Neumarkt: Zum Fest Mariä Geburt
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