Gedanken zu "Heilig Drei König"

Von Dekan Monsignore Richard Distler

Vor kurzem meinte ein junger Mann mir gegenüber: "Das passt doch nie zusammen: Gott und Mensch. Das ist doch so unterschiedlich wie Feuer und Wasser. Da gibt es nur eine Kluft und keinen Weg zueinander". Im Zweifel dieses jungen Mannes drückt sich das Dilemma der ganzen Menschheit aus: Einerseits hat der Mensch seit Jahrtausenden Sehnsucht nach dem Heiligen und Göttlichen, aber auf der anderen Seite bleibt Gott dunkel, rätselhaft, geheimnisvoll und oft nicht erkennbar. Dieses Dilemma wird im christlichen Glauben oder noch genauer durch Weihnachten und durch das Fest der "Erscheinung des Herrn" gelöst. Da wird das Unglaubliche, das es in keiner anderen Religion gibt, wahr: Gott überwindet diese Kluft, er baut eine Brücke zu den Menschen und diese Brücke heißt: "Jesus Christus". Der Glaube sieht in Jesus den, der ganz Gott, "wahrer Gott vom wahren Gott", und den, der zugleich ganz Mensch ist. Weihnachten bezeugt vor allem die Menschlichkeit dieses Gottmenschen, "in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegend". Der 6. Januar aber, das Hochfest von der Erscheinung des Herrn, bekundet vor allem die göttliche Natur dieses Christus. Er nennt ihn im Lied Nr. 143 im Gotteslob "den Abglanz des Vater, der heute erschienen ist in unserem Fleisch". Doch um dieses Geheimnis der Menschwerdung Gottes zu verstehen, das ist wohl ein lebenslanger Prozess. Nur wer sich darauf einlässt wie die Sterndeuter, der kann sich ihm Schritt für Schritt nähern wie ein Pilger, der sich auf den Weg macht.

Immer neu bewundere ich diese Kühnheit, die in unserem christlichen Glaubens steckt: Dass er trotz aller Kritik, aller Zweifel, Anfeindungen und Widerstände an diesem Gottmenschen Jesus Christus festhält, festhalten muss. Aber dies ist nicht irgendein abstruses, verstaubtes oder weltfremdes Dogma der Kirche. Dass Gott endlich sein Gesicht zeigt, ein menschlich fassbares Gesicht, darauf richtet sich letztlich die Sehnsucht aller Völker und ganz konkret die Sehnsucht der Weisen aus dem Morgenlande. Wenn sie auch schon Tertullian und Origines im 3.Jahrhundert als "Könige" bezeichnen, die vor dem göttlichen Kind niederknien, so waren sie wohl so etwas wie "Magier" oder sternenkundige Männer aus dem Osten. Kritiker sehen in diesem Zug der Sternforscher nur eine fromme heidnische Legende, die es ähnlich auch in der Überlieferung anderer Völker gab. Aber bei dem ständigen Kampf, mit dem sich das damalige Christentum der heidnischen Umklammerung erwehren musste, ist die Aufnahme heidnischer Motive undenkbar. Noch dazu ist eine Sternkonjunktion im Jahr 4 vor Christus und deren Bekanntheit bei persischen Astronomen, also den "Magiern aus dem Osten", die sich bestens auf die Sternenkunde verstanden, durchaus glaubwürdig.

Das Hochfest der Erscheinung des Herr, das in diesem Jahr auf einen Sonntag fällt, ist das ursprüngliche Geburtsfest Christi im Osten. Die älteste Quelle führt uns ins 3. Jahrhundert zum heiligen Clemens von Alexandrien. Im 4.Jahrhundert erfolgte die gegenseitige Übernahme des östlichen Festes der Erscheinung des Herrn am 6. Januar und des westlichen Geburtsfestes vom 25. Dezember. In der deutschen Frömmigkeit des Mittelalters treten die Sterndeuter als "Heilige Drei Könige" stark in den Vordergrund, besonders durch die Überführung ihrer angeblichen Reliquien im Jahr 1164 von Mailand nach Köln. Dennoch ist der 6. Januar weniger ein Heiligenfest, sondern ein Herren- oder Christusfest. Dieses Christuskind und diesen Gottmenschen in der Krippe als den Herrn und Messias der Welt zu verkünden, dazu machten sich schon im Mittelalter Sternsinger auf den Weg. Auch in unseren Tagen sind Tausende von Kindern und Jugendlichen unterwegs, um allen, die danach Sehnsucht haben, zu vermelden: "Der Abglanz des Vaters ist heute erschienen in unserem Fleisch".
06.01.13
Neumarkt: Gedanken zu "Heilig Drei König"
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