"Entscheidung vor Ort"


Der Neubau des Willibald-Gluck-Gymnasiums in Neumarkt

NEUMARKT. G8 oder G9 ? Die SPD-Kreistagsfraktion wünscht sich nach einem Gespräch mit den Schulleitern der Gymnasien eine Entscheidung vor Ort.

„Die Landespolitik versucht derzeit Probleme zu lösen, die sie durch überhastete und in der Tragweite nicht abgewogene Entscheidung durch die Verkürzung der Gymnasialzeit auf acht Jahre ohne jede Not selbst verursacht hat“, meinte Fraktionsvorsitzender Helmut Himmler zur Diskussion in der SPD-Kreistagsfraktion. Trotz bester Qualität habe man bewährte Schulstrukturen beseitigt und den Schülern unabdingbar notwendige Entwicklungszeit in der Jugend genommen. In den Schulen sehne man sich nach Planungssicherheit, überfälligen Korrekturen und Ruhe.

Die SPD-Kreistagsfraktion traf sich bereits im Vorfeld des Schuljahres 2014/15 mit den Schulleitern der Neumarkter Landkreisgymnasien, Ulrike Severa vom Ostendorfer-Gymnasium Neumarkt, Bernhard Schiffer vom WGG Neumarkt und Eckard Fruhmann vom Gymnasium Parsberg, um sich über die aktuellen Planungen und zukünftige Entwicklungen zu informieren.


Alle drei Gymnasien gehen davon aus, dass die Schülerzahlen konstant oder leicht rückläufig sein werden. Die Gründe dafür liegen nach Einschätzung der Studiendirektoren zum einen in der demografischen Entwicklung, zum anderen in der Konkurrenzsituation mit Neugründungen von Gymnasien in Nachbarlandkreisen.

Die Bedenken der Eltern gegenüber dem G8 äußern sich in der Tatsache, dass viele Eltern ihre Kinder lieber an die Realschulen schicken - trotz gymnasialer Eignung. Die Idee der Gelenkklasse, dass in der 5. Jahrgangsstufe eine zusätzliche Orientierung möglich ist, scheine nicht nur in eine Richtung zu greifen. Während leistungsschwächere Gymnasiasten problemlos in die Realschulen wechseln, werde der umgekehrte Weg bei guten Realschülern sehr selten eingeschlagen. Die Schulleiter der Gymnasien wünschen sich hier „runde Tische“ mit den anderen Schulleiterkollegen.

Das angedachte Flexi-Jahr werde kritisch gesehen, weil es Schüler zwingen würde, den ihren vertrauten Klassenverband zu verlassen. Auch die "negative Berichterstattung" über das G8 in den Medien führe nach Einschätzung der Pädagogen zu einer erhöhten Abwanderung zu den Fachoberschulen. Eine Entrümpelung der Lehrpläne könnte hier "Druck aus dem Kessel" nehmen. Die überstürzte Einführung des G8 sei für die Gymnasien bis heute eine Hypothek, hieß es.

Für die Zukunft der Gymnasien wünschen sich die Schulleiter klare Entscheidungen. Das Ausprobieren ständig neuer Ideen habe in der Vergangenheit zu viel Verunsicherung und Unzufriedenheit geführt. Das Nebeneinander von G8 und G9 sei zudem in der Schulpraxis kaum machbar. Das weitere „Herumdoktern“ am G8 sei nicht zielführend, die Sehnsucht nach klaren und nachhaltigen Entscheidungen wurde deutlich.

Das Angebot der gebundenen Ganztagsklassen werde unterschiedlich angenommen. Die Nachfrage sei derzeit eher rückläufig, in der offenen Ganztagsbetreuung seien die Zahlen stabil.

Die SPD im Landkreis will im Sinne einer modernen Bildungs- und Arbeitsmarktpolitik einen weiteren bedarfsgerechten Ausbau der Ganztagsangebote auch an den weiterführenden Schulen, nachdem die Gemeinden in ihrem Zuständigkeitsbereich der Grund- und Mittelschulen diese Angebote bereits weitgehend geschaffen haben.

In Sachen Gymnasialzeit sei eine Entscheidung in der jeweiligen Region sinnvoll. Die Gymnasien sollten demgemäß in Kooperation mit Eltern- und Schülervertretungen, den sogenannten Sachaufwandsträgern am jeweiligen Standort über die richtige Schulstruktur entscheiden. In Neumarkt sei dies nach Einschätzung der Sozialdemokraten in gutem Konsens machbar. So könne der dringend erforderliche Schulfriede wieder hergestellt werden.

Die Staatsregierung sowie der Landtag müssten aber endlich Entscheidungen treffen und sich von dem "Irrweg der Ökonomisierung des Bildungswesens" verabschieden. „Bildung ist eben viel mehr als eine zeitlich komprimierte Ausbildung“ sagte Bürgermeisterin Carolin Braun.
25.09.14
Neumarkt: "Entscheidung vor Ort"
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