Gedanken zum neuen Jahr

Von Dekan Monsignore Richard Distler

Die Uhren in unseren Häusern, auf unseren Kirchtürmn und Rathäusern zeigen uns Schlag zwölf Mitternacht eine neue Zeit an: Das Neujahr 2015 hat begonnen unter dem üblichen Lärm und Krach der Silvesternacht. Aber auch die Kirchen haben das neue Jahr eingeläutet. Irgendwie möchten wir die Uhrzeiger und die angezeigte Zeit zwischen den Jahren fast ein wenig festhalten, bevor sich das Jahr wieder beschleunigt.

Genießen wir ruhig diesen Eindruck und halten wir die Zeit ein wenig an. Tut nicht Entschleunigung gerade unserer schnelllebigen modernen Zeit besonders gut? Gewiss sagen wir: Zeit ist Geld, aber irgendwie muss doch auch noch die Seele nachkommen zwischen Vergangenheit und Zukunft. Aber sind vergangene Zeiten, wie das alte Jahr, wirklich nur vergangene oder gar verlorene Zeiten? Hat sich nicht in uns ganz viel Vergangenheit gespeichert wie Daten auf der Festplatte eines Computers? Da sind Erfahrungen und Erlebnisse gespeichert, ein ganzes Arsenal von Talenten, Gaben, Wissen und Fertigkeiten. Was wir in unserem bisherigen Leben oder im alten Jahr an Liebe und Hass, Freude und Trauer, Erfolg und Misserfolg erlebt haben, das gräbt tiefe Furchen in unsere Existenz. All das prägt uns und wird auch so manche Entscheidung im Jahr 2015 mitbestimmen.

Manches vom neuen Jahr ist schon im alten ablesbar. Die Arbeit, Freunde, Familie, aber auch Sympathie und Abwerhaltungen tragen wir über die Schwelle des alten ins neue Jahr. Je länger wir leben, umso mehr an Positivem, aber auch an Belastungen schleppen wir durch die Jahre. Aber bricht nicht gerade deshalb in uns immer wieder die Sehnsucht auf, es möge doch Manches oder gar Vieles ganz anders werden? Entsteht da nicht manchmal eine innere Revolte in uns, die uns sagt: Gib nicht auf, du schaffst das, du kannst noch ein Anderer werden oder gar ein neuer Mensch!


Aber woher kommt diese innere Unruhe, dieser kraftvolle Antrieb, der uns Mut macht, das Leben nicht wegzuwerfen, sondern ihm vielleicht sogar ein neues Gesicht und eine neue Richtung zu geben? Für einen gläubigen Menschen ist dieses innere Kraftwerk, dieser Antrieb Gott oder der Heilige Geist. Im Credo der Kirche ist Gott einer, der Herr ist und lebendig macht. So ähnlich wie wir oft an Kindern ihre Lebensfreude und ihre Lebenskräfte bewundern, so setzt das göttliche Kraftwerk in unserem Innersten immer neu auf das Leben. „Denn“, so sagt schon das Alte Testament: „Gott ist ein Gott des Lebens, den Tod hat er nicht gemacht“. Ein solch biblisches Gottesbild verbietet auch absolut jede Gewalt und alles Morden „im Namen Gottes“. Weil Gott in uns am Werk ist, weil er das Leben will, deshalb ist er auch an der Seite aller, die Leben retten möchten. Weil Gott Tag für Tag und Jahr für Jahr am Werk ist, deshalb geht er auch an unserer Seite mit ins neue Jahr.

Sicher tragen wir auch weiterhin die Wundmale unserer persönlichen Vergangenheit an uns. Gleichzeitig aber bergen wir in uns die Erinnung an alles, was unser Leben erfüllt. Nicht die Zeit selber, sondern der Gott des Lebens an unserer Seite möchte alle unsere Wunden heilen. Er drängt uns aber auch, unser Leben auf das Neue und Überraschende, das die Zukunft bringt, auszurichten. Für den Glauben ist das der Himmel, das Reich Gottes und das ewige Leben. Dort aber wird uns dann endgültig die Fülle der Zeit und Leben in Fülle geschenkt.
31.12.14
Neumarkt: Gedanken zum neuen Jahr
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