NEUMARKT. Ein hochaktuelles Thema beherrscht den Thementisch der Stadtbibliothek im Februar. Es geht Terror unter dem Deckmantel der Religion.
„Zum Töten bereit: Warum deutsche Jugendliche in den Dschihad ziehen“ - unter diesem Titel berichtet die islamische Religionslehrerin Lamya Kaddor vom Schicksal mehrerer Schüler, die auf der Suche nach Anerkennung und Akzeptanz der Dschihad-Romantik verfielen. Mit der Versicherung „Wir sehen uns im Paradies“ verabschiedeten sie sich aus ihrem ganz normalen Leben und endeten als Selbstmordattentäter in arabischen Krisengebieten.
Das Sachbuch „Islamischer Staat“ legt dar, wie diese bisher größte Terrorgruppe entstanden ist, wie sie sich finanziert und erfolgreich Propaganda betreibt. Ausführlich geht der Islamwissenschaftler und Verfassungsschützer Behnam T. Said auch den Fragen nach, wie die Bewegungen der selbst ernannten Gotteskrieger von IS und al-Qaida in Syrien und Irak zusammenhängen und wie es zu dem massenhaften Zustrom junger Muslime in den Terrorcamps dieser Länder kommt.
Unter dem Titel „ISIS – Der globale Dschihad: Wie der Islamische Staat den Terror nach Europa bringt“ entwickelt Bruno Schirra ein bedrohliches Szenario. IS hat das, wovon al-Qaida immer geträumt hat, verfügt über Land, unbegrenzte Finanzressourcen, willfährige Kämpfer, Zugang zu chemischen und biologischen Massenvernichtungswaffen. Deshalb sieht der Nahost-Experte es nur als eine Frage der Zeit, bis deutsche, französische oder österreichische Dschihadisten den Terror auch in unsere Städte tragen.
Hinter dem provokanten Titel „Allahs Narren“ verbirgt sich eine kämpferische Streitschrift des Friedenspreisträgers Boualem Sansal. Er macht für das Erstarken des Islamismus nicht nur die Beschränktheit der Gefolgsleute, sondern auch das Schweigen sowohl arabischer als auch westlicher Intellektueller verantwortlich, nicht zuletzt das Wegschauen westlicher Politiker und die Unterstützung autoritärer Militärregime.
„Gottes blutiger Himmel“ von Fawwaz Haddad beweist, dass auch ein Roman ernsthaft und in diesem Fall äußerst spannend Hintergrundwissen verschaffen kann. Ein Syrier will seinen Sohn, der sich der al-Qaida angeschlossen hat, aus dem Irak zurückholen. Nach einer Entführung und Beinahe-Hinrichtung des Vaters kommt es zu einem Treffen mit dem fanatischen Sohn – und dem endgültigen Bruch.
„Jung, deutsch, Taliban“, diese Reportage des „taz“-Journalisten Wolf Schmidt beschreibt die Biografien junger Muslime und zum Islam konvertierter Deutscher, die in die militante islamistische Jugendszene abgedriftet sind. Als mögliche Ursachen nennt er soziale, persönliche und familiäre Beweggründe, als Aufsehen erregende Fälle die „Sauerland-Gruppe“ oder das Attentat auf US-amerikanische Soldaten am Frankfurter Flughafen.
In „Salafismus: Fundamentalistische Strömungen und Radikalisierungsprävention“ geben Rauf Ceylan und Michael Kiefer einen Überblick über die historischen Wurzeln und politisch-theologischen Ideologien dieser fundamentalistischen Bewegung. „Die Prediger des Islam“ von Rauf Ceylan ist keine Abrechnung mit „Hasspredigern“, sondern stellt die Ziele der türkischen Imame in Deutschland als Schlüsselfiguren im Integrationsprozess vor.
„Die große Verschleierung“ sieht Alice Schwarzer unter zwei verschiedenen Aspekten: der Verschleierung der Absichten des Islamismus und der Verschleierung der Frau. Die von ihr zusammengestellte Aufsatzsammlung aus der Feder von Journalistinnen und Wissenschaftlerinnen beschäftigt sich mit Themen wie dem Schweizer Minarett-Verbot, Kopftuch und Burka in der Öffentlichkeit, Unterwanderung des Bildungssystems und aggressiver Islamwerbung im Internet.
In „Christen und Muslime: Was sie verbindet – was sie unterscheidet“ wagen die Autoren Andreas Renz und Stephan Leimgruber einen konkreten Vergleich, beziehen Stellung zu Fragen von Menschenbild und Schriftauslegung, zu ethischen Grundwerten und rechtlichen Konfiktfeldern. Das „Handbuch christlicher-islamischer Dialog“ von Volker Meißner und Martin Affolderbach gibt darüber hinaus Antworten, wie ein gutes Zusammenleben im Alltag gelingt, wie die eigene Position dargelegt werden kann, ohne die andere abzuwerten.