Gedanken zum Kirchweihfest

Von Dekan Monsirgnore Richard Distler

„Zwischen Himmel und Erde“, so lautet der Name einer künstlerischen Arbeit, die seit der „Nacht der offenen Kirchen“ in der Neumarkter Hofkirche zu sehen ist. Am 20.Oktober um 19.30 Uhr wird diese Arbeit von der Künstlerin Ute Gräber vorgestellt.

Da stehen auf einer kunstvoll gestalteten Leinwandbahn im Altarraum die Worte aus der Geheimen Offenbarung, die uns an das Kirchweihfest erinnern: “Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem aus dem Himmel herabsteigen. Sie war wie eine Braut, die sich geschmückt hat für ihren Bräutigam“. Dieses Bild von der für den Bräutigam geschmückten Braut verweist uns auf Christus und die Kirche. Nach diesem biblischen Bild hat man im Lauf der Jahrhunderte Kirchenräume gestaltet und ausgeschmückt.

Man scheute keinerlei Opfer, um zum Beispiel die gotischen Kathedralen mit kunstvollen Fenstern auszugestalten, wie auch noch in jüngerer Zeit den Altarraum unserer Stadtpfarrkirche St. Johannes. Oder man sah im Kirchengewölbe das Gewölbe des Himmels so wie im Netzgewölbe unserer Hofkirche. Oder in der Barockzeit wurde der Kirchenraum selber zu einem Festsaal, in dem sich die Kirche als Braut versammelt, um in der Eucharistie auf Christus, den himmlischen Bräutigam, zu zu gehen.


Starke Bilder also, die sich auch in der Liturgie der Kirchweihe wiederfinden, wenn der Bischof in der Weihepräfation singt:“Herr unser Gott, im sichtbaren Bau erkennen wir das Bild deiner Kirche, die du zur Braut deines Sohnes erwählt hast“. Denn das Wichtigste an einem Kirchenbau sind nicht die Glocken, auch nicht die Höhe eines Turms, nicht einmal die Kunstwerke oder Heiligenbilder. Das Wichtigste ist der Altar, der zusammen mit dem Ambo und demTabernakel die Gegenwart Christi in seiner Kirche darstellt. Deshalb gilt diesen liturgischen Orten Verehrung und Beachtung. Kirchenräume sind dann nichts anderes als der Ort, in dem sich das Volk Gottes versammelt, um vom Ambo aus das Wort Gottes zu hören und vom Altar und Tabernakel das Sakrament des Altares zu empfangen.

Gleichzeitig aber haben Kirchen die Aufgabe, unseren Blick mitten in der Zeit auf die Ewigkeit zu richten, auf das himmlische Jerusalem und den wiederkommenden Christus. Und dennoch: Auch wenn Kirchen im gotischen, barocken oder im modernen Stil erbaut wurden, gleicht kaum eine der anderen. Diese bunte Vielfalt erleben wir gerade in unseren Oberpfälzer Landen, wo die allermeisten Kirchen in einem sehr ordentlichen Zustand sind und wo viele auch hohe künstlerische Kostbarkeiten bergen.

Wenn das Sprichwort sagt: Man muss die Kirche beim Dorf lassen, dann haben gerade unsere Kirchen das Bild unserer Dörfer und Städte entscheidend geprägt. Deshalb ist es auch Aufgabe und Verantwortung der derzeitigen und künftigen Generationen, ihre Kirche der Nachwelt zu erhalten, auch wenn das etwas kostet. Denn unsere Kirchen, in denen wir einmal getauft wurden, die erste heilige Kommunion empfingen, wo man geheiratet hat und wo man auch zur letzten Ruhe begleitet wird, haben vor allem geistlichen Wert und sind mit materiellen Gütern nicht aufzuwiegen.

Sie sind für jeden von uns Orte der Sammlung, der Besinnung und des Gebets, wo man sich beheimatet fühlen kann. Gerade solch wichtige Erfahrungen konnten die vielen Besucher bei der vergangenen Nacht der offenen Kirchen in unserer Stadt Neumarkt machen. Da wurden unsere Gotteshäuser, eingetaucht in mystisches Licht, ganz bewußt als wirklich heilige und geweihte Orte wahrgenommen.
16.10.16
Neumarkt: Gedanken zum Kirchweihfest
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