NEUMARKT. Die Tage werden wieder länger, und schon sind auch in der Neumarkter Stadtbibliothek optimistisch stimmende Lichtblicke zu entdecken. Die Bücher auf dem Thementisch im Januar 2017 sprechen nicht nur offen an, was angeblich schief läuft in Gesellschaft und in der Welt, sondern sagen auch, wo und wie sich Dinge zum Guten wenden.
„Zu Fuß durch ein nervöses Land“ ist der Philosoph Jürgen Wiebicke gewandert, „auf der Suche nach dem, was uns zusammenhält“. Auf seiner Wanderung hat er Künstler, Millionäre, Sportler, Landwirte und Unternehmer getroffen, hat Flüchtlingsheime, Yoga-Sitzungen im Klostergarten, Schützenfeste und einen Schlachthof besucht: Sein Fazit: Viele Menschen spüren ein zunehmendes Unbehagen an unserem derzeitigen Lebensstil, aber es wächst auch die Bereitschaft, sich für den gesellschaftlichen Zusammenhalt einzusetzen. Lichtblicke eben.
In seinem Spiegel-Bestseller „Hybris“ beschreibt Meinhard Miegel die Gefährdung der westlichen Welt durch Größenwahn, Maßlosigkeit, Überfluss und die Überforderung von Mensch und Natur. Aber auch er resigniert nicht, sondern hält ein Umdenken für möglich. Den Ausweg sieht er in der Kunst der Beschränkung, beginnend schon beim Kinderspielzeug.
„Das Weltretter Workout“ ist ein unkonventioneller Ratgeber für ökologisch nachhaltiges Handeln im privaten Bereich. Ein Maßnahmenkatalog mit Kapiteln wie „Licht aus“, „Duschen statt baden“, oder „Autos teilen“ führt zu einem geänderten Lebensstil, der gut ist für Klima, Luftreinheit, Müllreduktion, Wald und den eigenen Geldbeutel.
„100 Punkte Tag für Tag“ gibt Thomas Weber denjenigen, die seinem Ökoratgeber folgen und ihren Alltag umweltschonend gestalten. Die Punkte errechnen sich aus den Lebensbereichen Strom, Mobilität, Wärme, Konsum, Freizeit und Ernährung.
„Gebt der Wildnis das Wilde zurück“, fordert in seiner Biografie Fero der Waldmensch, der in den Dolomiten lebt und selbst ein Teil der Bergnatur geworden ist. Er will die Wildnis schützen vor Geschäftemachern und Politikern und nimmt dafür aufreibende Kämpfe vor allem gegen Behörden in Kauf.
„Ich glaube an die Tat: Im Einsatz für Flüchtlinge aus Syrien und dem Irak“ ist ein fesselnder Bericht von Hatune Dogan (Co-Autorin Tonia Riedl), die als Kind selbst die Verfolgung in der Türkei erlebte. Sie floh nach Deutschland und steht heute mit ihrem Hilfswerk im Nahen Osten vielen Flüchtlingen bei, womit sie ein leuchtendes Beispiel für Menschlichkeit setzt.
„Gegen den Hass“ wendet sich die Friedenspreisträgerin Carolin Emcke. Klar definiert sie die Ausformungen von Rassismus, Fanatismus und Demokratiefeindlichkeit. Dem religiösen Reinheitswahn des IS stellt sie unsere ablehnende Haltung gegenüber Flüchtlingen zur Seite und entlarvt die angebliche „Sorge“ um den Verlust einer „reinen“ Gesellschaft als bemäntelte Vorurteile und Ressentiments. Was sie dagegensetzt, ist ein leidenschaftliches Plädoyer für ein Menschenbild der Vielfalt.
Lichtblicke bietet auch das Buch „Die neuen arabischen Frauen“ von Gabi Kratochwil. Die Autorin stellt muslimische Frauen vor, die unsägliche Hürden überwinden mussten, um sich Spitzenpositionen zu erkämpfen: eine Bergbauingenieurin aus Marokko, eine Investmentbankerin aus Kuweit, eine Fischfarmchefin aus Saudi-Arabien, eine blinde Managerin aus Katar, eine jordanische Politikerin, eine palästinensische Fußballerin und viele andere, die für den gesellschaftlichen Wandel in dieser Region stehen.
Ein Fünkchen Hoffnung sieht Rupert Neudeck selbst auf dem Schwarzen Kontinent glimmen: „Die Kraft Afrikas“ nennt er sein von eigenen Erlebnissen geprägtes Porträt dieses von Krisen geschüttelten Erdteils. Der Gründer des Komitees Cap Anamur beleuchtet die Last der kolonialen Vergangenheit, vergebene Chancen beim Übergang in die Unabhängigkeit und Fehler bei der Entwicklungshilfe, wertet aber den Überlebenswillen der Bevölkerung als Perspektive für die Zukunft.
In „Der unterschätzte Kontinent“ kommt Bettina Gaus als Ergebnis ihrer Reise durch 16 Länder südlich der Sahara ebenfalls zu dem Schluss, dass sich das Image des „Krisenkontinents“ verändert. Eine stabilisierende Rolle spricht sie der Mittelschicht zu und das vor allem in aufstrebenden Staaten wie Kenia oder Nigeria. Ein kleines Licht am Ende des Tunnels?
„Vier Werte, die Eltern und Jugendliche durch die Pubertät tragen“ sieht der Familientherapeut Jesper Juul als entscheidend für die gute Entwicklung von Kindern an: Gleichwürdigkeit, Integrität, Authentizität und Verantwortung. Nicht mehr im Vordergrund steht in dieser Phase die Erziehung, sondern die gute Beziehung zwischen Eltern und Kindern. Den Weg dahin leuchtet der Autor anhand realer Familiensituationen aus.
Den „Mythos Überforderung“ rückt Michael Winterhoff ins grelle Licht der Realität. Wenn Kinder überbehütet werden, fehlen wichtige Impulse für die geistige Reifung, führt er aus, sie bleiben im kindlichen Status gefangen. Die Folgen sind später Schwierigkeiten im Berufsleben und in der Gesellschaft insgesamt. Der Lichtblick zum Schluss: Ohne moralischen Zeigefinger erläutert der Kinder- und Jugendpsychiater, wie man es besser machen kann.
„Warum dick nicht doof macht und Genmais nicht tötet“, mit diesem Titel schärfen Thomas K. Bauer, Gerd Gigerenzer und Walter Krämer den Blick dafür, sich nicht durch angeblich unwiderlegbare Statistiken in Panik versetzen zu lassen. Haarsträubende Beispiele beweisen, dass auch Statistik lügt, wenn die Datenbasis fragwürdig und nur die dramatische Meldung in den Medien das Ziel der Urheber ist. Was hilft? Kritisch auf die Präsentation von Zahlenmaterial zu schauen.
Auch „Risiko“ stammt aus der Feder von Gerd Gigerenzer, der hier eine Strategie entwickelt, schnell und intelligent Situationen einzuschätzen, in denen nicht alle Risiken bekannt sind. Die behandelten Beispiele reichen von Geldanlagen bis zur Krebsfrüherkennung, Ziel ist eine Risikokompetenz jenseits irrationaler Panikmache, aber auch Verharmlosung.
Kein flackerndes Kerzenlicht, sondern ein loderndes Feuer hat Martin Luther entzündet. In „Reformation“ bieten Margot Käßmann als ehemalige Bischöfin und R. Ludwig als Koautor ein klar gegliedertes ABC, das in 95 Stichworten den Weg von Luthers Thesen bis zu den Grundfragen des Glaubens heute ebnet.