neumarktonline Dokumentation

Verleihung der Silbernen Stadtmedaillen

Von Oberbürgermeister Thomas Thumann

Sehr geehrter Herr Gleichauf,
sehr geehrte Geschwister Hammerbacher,
sehr geehrter Herr Pfarrer Herbert,
sehr geehrte Damen und Herren!

Großen Raum in der festlichen Stadtratssitzung nehmen jedes Jahr die Ehrungen ein Dabei stellen wir verdienstvolle Persönlichkeiten in den Mittelpunkt, die sich unsere Anerkennung in den unterschiedlichsten Bereichen erworben haben:
In Kultur, Wissenschaft, Politik oder Wirtschaft, im kirchlichen oder caritativen Bereich, im geistlichen und/oder sozialen Leben oder auch im Sport.

Sehr geehrter Herr Gleichauf!
Die Firma Gleichauf Eisen- und Sanitärgroßhandel ist den Neumarktern und vielen weit darüber hinaus wohl bekannt.
Sie, sehr geehrter Herr Gleichauf, sind im Jahr 1957 in den elterlichen Betrieb eingestiegen und haben die Entwicklung der Firma Gleichauf mit in die Hand genommen.
1968 schon haben Sie nach dem Tod Ihres Vaters den Betrieb alleinverantwortlich übernommen.
Die Firma entwickelte sich bestens und bald wurde es notwendig, größere Büroräume zu schaffen.
Deshalb entstand 1973 an der Bahnhofstraße ein repräsentatives Bürogebäude, in dem auch im Parterre eine große Sanitärausstellung mit einziehen konnte.
1975 konnten Sie zudem an der Siemensstraße ein größeres Grundstück erwerben und dort das komplette Stahlsortiment und die Bedachungsartikel unterbringen.
Außerdem entstand dort eine Kfz-Werkstatt.
Ende 1990 mussten Sie schließlich das Geschäft am Oberen Markt aus Platzgründen aufgeben, wo die Firma immerhin seit 1938 ansässig gewesen war.
Das hieß für Sie, das Lager in der Siemensstraße auszubauen und künftig die Firma an zwei Standorten zu führen, wobei schon bald eine zweite Lagerhalle, eine Regalförderanlage für Stahl sowie eine größere LKW-Werkstatt gebaut werden konnten oder sollte man aufgrund des Erfolges sagen, sie mussten errichtet werden.
Für Sie, sehr geehrter Herr Gleichauf, war dieser Erfolg der Firma immer mit dem Wissen verbunden, dass Sie engagierte Mitarbeiter besitzen und diese ein wesentlicher Bestandteil der Fa. Gleichauf sind.
Als 1997 Ihr Unternehmen an die Firma Hassmann in Hof veräußert wurde, konnte niemand ahnen, welche ungünstige Entwicklung nun einsetzte.
2001 ging die Firma Hassmann in Insolvenz und nun passierte etwas, was im Wirtschaftsleben heutzutage sicherlich eher die Ausnahme ist:
Sie, sehr geehrter Herr Gleichauf haben Ihre Firma zurückgekauft, mit Ihren eigenen Mitteln und Sie haben den Betrieb wieder übernommen.
Auf diese Weise wollten Sie nicht nur die Firma Gleichauf, sondern vor allem die dortigen Arbeitsplätze retten.
Zusammen mit dem Betriebsrat haben Sie ein überzeugendes Sanierungskonzept erstellt und umgesetzt.
2003 schon konnten Sie nach der Rettung Ihrer Firma den Teilbetrieb in der Bahnhofstraße an Herrn Baumgärtel verkaufen, während Sie das Stahlgeschäft bis heute leiten.

Für mich ist es eine bemerkenswerte, ja erstaunliche Handlungsweise, dass ein früherer Betriebsinhaber nach seinem Ausscheiden seine eigene Firma zurückkauft und so den Weiterbetrieb und die Arbeitsplätze sichert.
Dies, sehr geehrter Herr Gleichauf, zeigt auch Ihre engagierte und Ihre soziale Haltung, die Sie unter anderem auch ehrenamtlich in anderen Bereichen des öffentlichen Lebens immer wieder unter Beweis stellen.
Ich möchte nur erwähnen, dass Sie ehrenamtlich als Prüfer bei der Industrie- und Handelskammer gewirkt haben, dass Sie Mitglied der Vertreterversammlung der AOK gewesen sind, dass Sie sich als Vorstand und Kassier im ersten Motorsportclub Neumarkt eingebracht haben und im Schützenverein 1433 Neumarkt nicht nur aktiver Schütze sind, sondern immer wieder als Sponsor und Förderer auftreten.
Eine ganz besondere Leidenschaft sind für Sie die Oldtimer. So verwundert es nicht, dass Sie bei den ersten Veranstaltungen des Neumarkter Oldtimertreffens aktiv mitgewirkt haben und immer wieder mit einem Oldtimer teilnehmen, soweit es Ihre Zeit erlaubt.
In Anbetracht Ihres ehrenamtlichen Engagements, Ihrer großen Verdienste als Unternehmer und insbesondere Ihre Leistung als Retter der eigenen Firma und der dortigen Arbeitsplätze hat der Stadtrat einstimmig beschlossen, Ihnen die

Silberne Stadtmedaille

zu verleihen. Ich gratuliere Ihnen persönlich und im Namen des Stadtrats ganz herzlich zu dieser Auszeichnung.

Sehr geehrte Frau Hammerbacher,
sehr geehrter Herr Hammerbacher!

Die Firma Hammerbacher gehört als fester Bestandteil zum Wirtschaftsstandort Neumarkt dazu und konnte heuer ihr 125-jähriges Firmenjubiläum feiern.
Bei Ihnen finden Arbeitnehmer gute und qualifizierte Arbeitsplätze, sie finden ein Betriebsklima, in dem sie sich wohl fühlen und wo sie sich auch mit der Firma identifizieren können - eine heute sicherlich nicht hoch genug einzuschätzende Tatsache.
1887 hatte Josef Lang diese Firma gegründet, die 1954 von Ihrem Vater übernommen wurde.
1994 schließlich, also 40 Jahre nach ihrem Vater, haben Sie, sehr geehrte Frau Ursula und sehr geehrter Herr Bernhard Hammerbach die Leitung der Firma übernommen.
Seit nunmehr 18 Jahren tragen Sie dafür die Verantwortung, dass über 200 Mitarbeiter an den beiden Standorten Pukanec in der Slowakei und Neumarkt attraktive Arbeitsplätze vorfinden.
Mit zahlreichen Zertifizierungen, durch Verbesserungen in vielen Bereichen und mit dem Augenmerk auf Qualität haben Sie dafür gesorgt, dass die Firma Hammerbacher ein außergewöhnlicher, innovativer und serviceorientierter Büromöbelhersteller für den Versand- und Bürofachhandel geworden ist. Der Erfolg der Firma zeigt sich neben vielem anderen auch in den Erweiterungen der letzten Jahre:
So wurde 2004 das Logistikzentrum in der Dreichlingerstraße um 785 Quadratmeter erweitert, 2007 wurde es um weitere 1.850 Quadratmeter vergrößert und 2011 folgte die nächste Erweiterung um rund 1.100 Quadratmeter.
Dass Sie seit 2012 nunmehr eine Photovoltaikanlage installiert haben, zeigt, dass Sie auch im Hinblick auf die Nachhaltigkeit und den Klimaschutz "up to date" sind, wie man so schön sagt.
Der Standort Neumarkt produziert auf diese Weise über 90 Prozent seines elektrischen Stroms selbst.
Zudem haben Sie die sogenannte FSC-Zertifizierung erhalten und sind damit der erste Büromöbelhersteller in Deutschland, der ausschließlich Büromöbel mit diesem Umweltstandard liefert.

Aber nicht nur als Firmenchefs sind Sie beide überaus engagiert.
Sie, sehr geehrter Herr Hammerbacher sind seit 1994 Mitglied des Kirchenvorstandes der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde, dabei Mitglied des Bauausschusses und so auch mit in den Bau eines neuen Gemeindezentrums mit eingebunden.
Diese Planungen im Bereich "Im Kloster" sehen Sie, genauso wie wir als Stadt, als große Chance an, um dieses Areal wieder mit neuem Leben füllen zu können, indem dort ein Zentrum der Evangelischen Kirche entsteht.
Auch im Lions-Club Neumarkt sind Sie Mitglied und haben dort in den Jahren 2010/2011 die Präsidentschaft übernommen, wobei Sie sich in Ihrer Amtszeit besonders für den Bau einer Schule in Zusammenarbeit mit den Comboni- Missionaren im Norden von Uganda eingesetzt haben und wo in wenigen Monaten Klassen und Sozialräume für 200 Kinder entstanden.

Sie, sehr geehrter Frau Hammerbacher, sind Mitglied der IHK Vollversammlung und des IHK Gremiums Neumarkt.
Diese Aufgabe üben Sie bereits seit 2003 aus und vertreten in beiden Gremien die Interessen des Landkreises Neumarkt.
Da in beiden Organisationen der Frauenanteil noch sehr gering ist, ist auch das Thema der besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie für Sie wichtig und Sie sehen darin eine wichtige Aufgabe der Wirtschaft.
Darüber hinaus sind Sie Mitglied des Vorstandes der Diakoniestiftung Lebens-Wert des Diakonischen Werkes Neumarkt e. V., mit der die Arbeit des Diakonischen Werkes unterstützt wird:

Sie beide, sehr geehrte Geschwister Hammerbacher unterstützen darüber hinaus viele soziale Projekte in Neumarkt, etwa die Jugendleiterstelle der Evangelischen Kirchengemeinde.

Zu Ihrem Firmenjubiläum schließlich haben Sie für den Bau des Evangelischen Gemeindehauses in Neumarkt 125.000 Euro als Spende zugesagt, womit Sie einmal mehr Ihre soziale Verantwortung großzügig zum Ausdruck gebracht haben.

Sehr geehrte Frau Hammerbacher,
sehr geehrter Herr Hammerbacher!
Der Stadtrat hat einstimmig beschlossen, Ihnen angesichts Ihres vielfältigen sozialen Engagements und Ihrer Leistungen um den Wirtschaftsstandort Neumarkt die

Silberne Stadtmedaille

zu verleihen.
Ich gratuliere Ihnen persönlich und im Namen des Stadtrates ganz herzlich zu dieser Auszeichnung.

Sehr geehrter Herr Pfarrer Herbert!
Mit Ihnen ehren wir heute einen der zahlreichen Wegbereiter der Integration in unserer Stadt.
Sowohl für die Integration russlanddeutscher Mitbürger als auch der muslimischen, weitgehend türkischen und türkischstämmigen Mitbürger haben Sie sich eingesetzt. Schon als Gemeindepfarrer oblag Ihnen die Aufgabe, Ansprechpartner für russlanddeutsche Gemeindemitglieder zu sein.
Sie haben zweisprachige Gottesdienste durchgeführt, Tauf-Erinnerungsgottesdienste für russlanddeutsche Familien abgehalten und Erwachsene zwischen dem 23. und dem 65. Lebensjahr nach einer halbjährlichen Vorbereitung konfirmiert.
2006, schon im Ruhestand als Pfarrer, wurde Ihnen die Leitung eines ökumenischen Gottesdienstteams übertragen, das jährlich zwei Gottesdienste vorbereitet und durchführt, einmal evangelisch und einmal katholisch.
Sie sind damit auch ein wichtiges Glied der ökumenischen Annäherung, ein Bindeglied zwischen den Kirchen.
Sie waren und sind auch ein wichtiger Kontakt zwischen den beiden Kirchen und der Neumarkter Ditib-Moschee.
Seit 2007 sind Sie in dem Bereich aktiv und haben zunächst Mitglieder der Moschee in einen evangelischen Gottesdienst eingeladen.
Nach diesem gelungenen Erstkontakt entstanden vielerlei Ansatzpunkte, wie etwa die Einladung an christliche Frauen zum Frauenfrühstück in der Moschee, der Besuch von Christen zum Abendgebet in der Moschee mit Erfahrungsaustausch die Führung der Muslime in der Stadtpfarrkirche St. Johannes oder der Besuch von türkischen Müttern in einer katholischen Mutter-Kind-Gruppe.
Diese Anfänge haben sich längst ausgeweitet, und das Internationale Kinderfest oder das Iftar-Essen, also das Fastenbrechen, sind Ereignisse, zu denen konfessionsübergreifend alle herzlich eingeladen sind.
Zusammen mit dem Integrationsbeauftragen Stadtrat Hortolani sind Sie ständiger Ratgeber in organisatorischen Fragen, in Fragen der Kontaktaufnahme und bei der Vorbereitung von Treffen zwischen den einzelnen Gruppierungen.
Auch den christlich-islamischen Dialog im Jahr 2009 haben Sie auf Bitte des Evangelischen Dekans Dr. Dennerlein in die Wege geleitet, an dem seit 2010 auch die Katholische Kirche unter der Federführung von Dekan Monsignore Distler beteiligt ist.
Ein wichtiges Aufgabenfeld im Bereich der Integration muslimischer Mitbürger war die Frage der Bestattungen nach islamischem Ritus.
Hier haben Sie im Vorfeld der Erstellung der neuen Friedhofsverordnung mit anderen zusammen konstruktiv mitgewirkt, dabei auch viele Probleme und Hürden mit ausgeräumt.
Sie waren darüber hinaus auch im Austausch mit dem Ausländerreferenten Stadtrat Hortolani einer der Mitbegründer des Interkulturellen Forums, das in Anlehnung an die guten Erfahrungen mit dem Familienforum als geeignetes Instrument für die weiteren Schritte angesehen wurde.
Federführend sind im Interkulturellen Forum neben Ihnen und Stadtrat Hortolani auch Herr Mützel vom Bürgerhaus, Herr Gögercin und Herr Altug beteiligt.
Auch heute noch, sind Sie, sehr geehrter Herr Pfarrer Herbert, in viele Projekte und Vorhaben im Bereich der Integration mit eingebunden.

In Anbetracht Ihrer Verdienste um die Integration in der Stadt Neumarkt, die Sie zusammen mit zahlreichen anderen Beteiligten in den letzten Jahren in die Wege geleitet haben, hat der Stadtrat einstimmig beschlossen, Ihnen, sehr geehrter Herr Pfarrer Herbert die

Silberne Stadtmedaille

zu verleihen.
Ich gratuliere Ihnen persönlich und im Namen des Stadtrates ganz herzlich zu dieser Auszeichnung.

Ich darf nun Herrn Gleichauf, Frau Hammerbacher, Herrn Hammerbacher und Herrn Pfarrer a. D. Herbert nach vorne zur Übergabe der Silbernen Stadtmedaille bitten.

Es handelt sich hier um das zur Verfügung gestellte Rede-Manuskript. Die tatsächlich gehaltene Rede kann davon geringfügig abweichen
19. Dezember 2012
Telefon Redaktion


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ISSN 1614-2853
21. Jahrgang