neumarktonline Dokumentation

Verleihung des Kulturpreises 2021/2022 der Stadt Neumarkt

Von Oberbürgermeister Thomas Thumann

Sehr geehrte Frau Bürgermeisterin Heßlinger,
sehr geehrte Damen und Herren Stadträte,
sehr geehrter Frau Prof. Dr. Wiens,
sehr geehrte Gäste!

Bereits seit 1987 verleiht die Stadt Neumarkt den Kulturpreis an Persönlichkeiten, Gruppen oder Initiativen, die einen herausragenden Beitrag zum Kulturleben unserer Stadt geleistet haben.

Im Laufe dieser 35 Jahre haben wir Preisträger aus allen Bereichen der Kultur erleben dürfen - aus der bildenden Kunst genauso wie aus der Musik, sie kamen aus der Architektur oder der Kulturgeschichte und es waren Einzelpersonen oder ganze Orchester, die wir mit dieser Auszeichnung bedacht haben.

Diesmal feiern wir Premiere, denn mit Frau Prof. Wiens erhält erstmals ein Weltstar den Neumarkter Kulturpreis.

Sie, sehr geehrte Frau Prof. Wiens, weisen eine beispiellose jahrzehntelange Karriere als Sopranistin auf, die begann als Sie die Berliner Philharmoniker vor mehr als 40 Jahren für mehrere Konzerte engagiert haben.

Seither sind Sie durchgestartet und wurden daneben auch als ausgezeichnete Liedinterpretin bekannt und beliebt.

Kein Wunder also, dass Sie mit allen großen Orchestern aufgetreten sind, wie etwa dem London Philharmonic Orchestra, dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, dem Gewandhausorchester Leipzig und vielen amerikanischen Spitzenorchestern.

Die Liste der Dirigenten, mit denen Sie zusammengearbeitet haben, umfasst wirklich die allererste Riege in diesem Bereich und reicht von Daniel Barenboim über Nikolaus Harnoncourt und Kurt Masur bis hin zu Sir George Solti.

Es gibt wohl keine größeren Konzert- und Opernhäuser dieser Welt, wo Sie nicht aufgetreten sind und Lieder- oder Konzertabende gegeben haben.

Sie waren zu Gast bei den Salzburger Festspielen, den Festivals in Luzern, Dresden, im Rheingau, in Schleswig-Holstein oder bei den Wiener Festwochen.

Viele Schallplattenaufnahmen zeugen von Ihrer künstlerischen Qualität und dazu gesellen sich viele Preise, ob nun beim ARD-Musikwettbewerb, beim Mozartwettbewerb in Salzburg oder dem Internationalen Robert Schumann Wettbewerb in Zwickau.

Dass Sie mehrere Ehrendoktorwürden erhalten haben und sogar in Ihrem Geburtsland den Rang eines „Officer of the Order of Canada“ bekleiden, mag unterstreichen, wie Sie weltweit geschätzt und bewundert werden.

2012 hat Ihnen der Freistaat Bayern den Orden „Pro meritis scientiae et litterarum“ verliehen, um damit Ihr großes Können und ihre weitreichende Wirkung als Sopranistin im Bereich Oper, Lied und Konzert zu würdigen.

Eigentlich wäre Ihr Lebenswerk von daher jede Auszeichnung wert, und doch ist es nicht ihre Gesangskarriere, die wir heute in den Mittelpunkt stellen, sondern das, was Sie seit vielen Jahrzehnten umtreibt:

Sie geben Ihre große gesangliche Kompetenz und Erfahrung erfolgreich an die nachfolgenden Generationen weiter, zum einen in Meisterkursen, aber auch als Professorin für Gesang an der Juilliard-School in New York und bis vor kurzem als Professorin der Musikhochschule in Nürnberg.

Sie tun dies ebenfalls als Gastdozentin der Guildhall School of Music in London und am Royal College, Sie sind als Dozentin in Zürich, Oslo, München und Frankfurt gefragt, und nicht zu vergessen: auch an der Akademie in Aix-en-Provence sind Sie eine begehrte Lehrkraft.

Mit dieser Intention, den Sängernachwuchs zu fördern und Ihre Erfahrungen weiterzugeben, sind Sie auf mich und die Stadt Neumarkt zugekommen.

Sie haben mich sofort mit Ihrer Begeisterung für die Idee angesteckt, ob man aus der bisherigen Zusammenarbeit der Stadt mit der Hochschule für Musik Nürnberg und im Hinblick auf den großartigen Reitstadel etwas Besonderes für talentierte Sängerinnen und Sänger schaffen könnte.

Neben den von unserem Ehrenbürger Ernst-Herbert-Pfleiderer ins Leben gerufenen hochkarätigen Konzerten der Neumarkter Konzertfreunde mit den weltweiten Größen der Klassik in diesem wegen seiner Akustik geschätzten Konzertsaal, sollte er eine weitere herausragende Nutzung erfahren, diesmal im Nachwuchsbereich.


Wo zuvor mehrere Jahre lang die von der Musikhochschule Nürnberg und der Stadt Neumarkt angebotenen „Hochschulklänge“ stattfanden, könnte man doch eine Art Sommerakademie mit einem außergewöhnlichen Angebot für die internationale Sängerelite entwickeln.

Wir haben diesen ersten Gedanken Zug um Zug weiterentwickelt und die Intention auch zusammen mit dem damaligen Kultusminister Thomas Goppel und dessen Nachfolger Dr. Wolfgang Heubisch vertieft, ehe wir dann in vielen Gesprächen, auch mit Vertretern der Hochschule für Musik in Nürnberg, das Konzept konkretisiert haben.

Bereits 2011 fand die Premiere der Internationale Meistersinger Akademie in Neumarkt statt und Sie durften als künstlerische Leiterin die ersten Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Neumarkt begrüßen.

Ich bin heute noch sehr stolz darauf, was uns gemeinsam gelungen ist, denn immerhin kommen nicht nur die Teilnehmer aus der ganzen Welt, sondern auch die hochrangigen Dozenten und Referenten.

Und nicht zuletzt unterstreicht auch die Tatsache, dass Kurt Masur bis zu seinem Tod als Schirmherr fungierte und danach Kammersängerin Brigitte Fassbaender die Schirmherrschaft übernommen hat, auf welch hohem Niveau sich unsere IMA von Anfang an befindet.

Immerhin bewerben sich jedes Jahr über 200 Sängerinnen und Sänger aus der ganzen Welt für diese Akademie in Neumarkt, die sich dann – und ich sage es noch in zehn Jahren immer wieder gerne – die sich dann beim Vorsingen in New York, London und Neumarkt dafür qualifizieren müssen, um unter den wenigen 15 bis 17 Glücklichen jedes Jahr sein zu dürfen, die nach Neumarkt eingeladen werden.

Sie, sehr geehrte Frau Prof. Wiens sind das Herz, der Motor und das Zentrum dieser IMA in Neumarkt, Sie leiten mit Ihrer engagierten und begeisternden Art deren Geschicke, treiben deren positive Entwicklung weiter voran und damit ist die IMA untrennbar mit Ihrem Namen verknüpft.

Auf diese Weise tragen Sie natürlich nicht nur die IMA in die Welt hinaus, sondern auch den Namen unserer Stadt Neumarkt.

Sie sind der künstlerisch-kreative Kopf des Programms, das die IMA jedes Jahr absolviert und Sie sind auch diejenige, die die Reihen der Teilnehmer zusammenhält, sie fördert und ihnen den Weg ins Berufsleben ebnet.

Ihr großer Erfahrungsschatz und Ihre weitreichende Kompetenz bringen es mit sich, dass die jungen Gesangstalente aus aller Welt gerade durch die IMA in Neumarkt beruflichen Erfolg haben können.

Wenn man Sie bei der IMA in Neumarkt erlebt, in einem Meisterkurs oder auch in der Betreuung während der wochenlangen Kurse in Neumarkt, dann spürt man, mit welchem Elan und welchem Esprit Sie die jungen Sängerinnen und Sänger motivieren und fördern.

Es ist immer wieder erstaunlich, wenn man die Konzerte der IMA verfolgt, wie sich jeder Einzelne und jede Einzelne deutlich und sogar für Laien hörbar und sichtbar während der Wochen in Neumarkt weiterentwickeln.

Sie, sehr geehrte Frau Prof. Wiens, schaffen es mit Ihrer Vernetzung in die Opern- und Konzertwelt hinein, dass international tätige, namhafte Dozenten, aber auch Pianisten und sonstige Fachkräfte nach Neumarkt kommen, damit die jungen Studenten in Einzelstunden, in Seminaren oder Kursen entscheidende und hilfreiche Förderungen erhalten.

Es ist Ihr Verdienst, dass jedes Jahr mehrere Dutzend international tätige Intendanten und Casting-Direktoren, künstlerische Leiter und Agentur-Vertreter zu Vorsingterminen in den Reitstadel nach Neumarkt kommen, um die jungen Sängerinnen und Sänger zu erleben.

Und dabei entstehen sehr oft erste berufliche Kontakte für die Nachwuchssänger, sie erhalten Ratschläge und Hinweise für das Berufsleben und gerade das alles zusammen macht die Besonderheit der IMA aus, die sich in den zehn Jahren zu einem wichtigen Mittelpunkt für die junge Sängerelite weltweit entwickelt hat.

Sehr viele der bisherigen IMA-Teilnehmer sind mittlerweile auf fast allen großen Opernbühnen der Welt zu hören und zu sehen:
Man findet sie z.B. an der Staatsoper in Wien,
an der Met in New York,
an der Deutschen Oper in Berlin,
am Staatstheater München,
in Zürich, Hamburg, Köln, Frankfurt, Leipzig oder Dresden.

Viele IMA-Absolventen haben hochrangige Preise errungen, wurden von Agenturen übernommen, absolvieren Konzerte weltweit und sind auch bei den großen Festivals in Glyndebourne oder Aix en Provence dabei.

95 Prozent der Teilnehmer der IMA in Neumarkt sind inzwischen in ihrem Beruf tätig oder studieren noch und nur sehr wenige haben ihre Karriere nicht mehr weiterverfolgt. Alleine das zeigt, welch großartige Einrichtung die IMA dank Ihnen geworden ist.

Dabei ist Ihr Einsatz für die IMA aber noch immer nicht völlig beschrieben, denn Sie setzen sich bei der Sponsorensuche ein und versuchen immer wieder, Zuschüsse an Land zu ziehen und weitere Unterstützer zu finden.

Letztlich geht auch die Einrichtung des Fördervereins zur IMA auf Sie zurück, für den Sie mit Ihrer Begeisterung viele fördernde Mitglieder gewinnen konnten und der die IMA auf noch festere Beine stellen half.

Sehr geehrte Frau Prof. Wiens,
der Stadtrat der Stadt Neumarkt hat daher beschlossen, Ihnen aufgrund Ihres großartigen und einmaligen Wirkens für die IMA den

Kulturpreis der Stadt Neumarkt 2021

zu verleihen.

Ich gratuliere Ihnen persönlich und im Namen der Stadt Neumarkt sehr herzlich zu dieser Auszeichnung, die ich Ihnen nun überreichen möchte.

(Die Rede wurde in Vertretung des erkrankten Oberbürgermeister von Bürgermeister Markus Ochsenkühn vorgetragen)


Es handelt sich hier um das zur Verfügung gestellte Rede-Manuskript
15.Dezember 2022
Telefon Redaktion


neumarktonline - die Internet-Tageszeitung. Aktuelle Berichte, Meldungen und News aus Neumarkt in der Oberpfalz im Internet
ISSN 1614-2853
21. Jahrgang