" Es muß etwas geschehen!"

NEUMARKT. Wenn sich am Samstag die Neumarkter Bürgermeister und Fraktionsvorsitzenden zusammensetzen, um über die Zukunft des Unteren Tores zu beraten (wir berichteten), haben sie auch Lese-Stoff des Neumarkter IHK-Gremiums auf dem Tisch.

Ohne von dem Termin im Rathaus vorab zu wissen, stellte die Arbeitsgruppe des Gremiums am Mittwoch ein Einzelhandelskonzept vor. Motto: "Die Zeit ist reif, es muß etwas geschehen!"

In einem Presse-Gespräch präsentierten Dr. Franz Ehrnsperger, Hans Hackner, Werner Klebl und Josef Achatz die Vorstellungen des Arbeitskreises zum Einzelhandel in Neumarkt. "Wir würden uns freuen, wenn dies in der interfraktionellen Sitzung im Rathaus als konstruktiver Beitrag gesehen würde", sagte Ehrnsperger.

Für die Brache am Unteren Tor könne man sich ein Selbstbedienungs-Warenhaus mit etwa 5000 bis 6000 Quadratmetern und entsprechenden Parkmöglichkeiten, Fachmärkte aber auch "kleinteiligen" Einzelhandel für den täglichen Bedarf vorstellen.

Neben dem Brennpunkt "Unteres Tor" geht es in dem Papier auch um die Innenstadt, die "Subzentren" und die gesamte Stadt.

Schmerzlich vermißt werde in Neumarkt eine schlagkräftige Organisation, die die verschiedenen Interessensgruppen wie Einzelhandel, Gastronomie, Hotellerie, Dienstleister, Stadt und Grundstückseigentümer hinter sich habe. Eine solche Gruppe, "mit einer Unternehmerpersönlichkeit an der Spitze und einem Profi an der Seite", könne auch bei der Ansiedlung des Einzelhandels koordinieren.

Wir veröffentlichen das Papier der Arbeitsgruppe:

Einzelhandelskonzept für Neumarkt

der Arbeitsgruppe des IHK Gremiums Neumarkt

Das IHK Gremium Neumarkt beobachtet die aktuelle Entwicklung des Einzelhandels in Neumarkt. Es entstehen mehr und größere Einzelhandelssubzentren außerhalb der Innenstadt, die hinsichtlich Kaufkraft und Besucherstrom im Wettbewerb zur Innenstadt stehen. Dies wird mittel- und langfristig die Geschäfte und das angebotene Sortiment in der Innenstadt verändern.

Die Attraktivität eines Stadtzentrums entsteht aus der richtigen Mischung von gehobenen Einzelhandel, Gastronomie, kulturellen Einrichtungen sowie öffentlichen und privaten Dienstleistungen. Der Einzelhandel ist die zentrale Komponente einer lebendigen Innenstadt!

Um den Standort Innenstadt zu stärken und den Einzelhandelsstandort Neumarkt als Ganzes zielgerichtet weiterzuentwickeln, hat sich aus dem IHK Gremium Neumarkt eine Arbeitsgruppe gebildet, in der Vertreter des Einzelhandels, der Industrie, der Banken zusammen mit dem Handwerk und der Stadt Neumarkt die gegenwärtige Entwicklung und die Lösungsmöglichkeiten diskutieren.

Zahlreiche Investoren suchen weitere Flächen für Einkaufsmöglichkeiten außerhalb des Stadtzentrums und in Umlandgemeinden. Aufgrund der Rechtslage kann die Stadt nur in begrenztem Umfang diese Entwicklung steuern.

Um eine planmäßige Entwicklung des Einzelhandels in Neumarkt zu gewährleisten, müssen rasch grundlegende Entscheidungen getroffen werden, damit Neumarkt nicht von der Entwicklung überrollt wird, sondern sie noch aktiv gestalten kann.

Ziele und Maßnahmen

Die Stärkung des Einzelhandels in Neumarkt wird dann erfolgreich sein, wenn auf der Grundlage klarer Ziele ein Bündel von sich ergänzenden Maßnahmen durchgeführt wird. Diese Ziele und Maßnahmen sollten in einem Einzelhandelskonzept zusammengefasst werden, das für die Innenstadt und die peripheren Standorte einen Entwicklungsrahmen mit Angaben zu Flächengrößen, Sortimenten und Betriebstypen festlegt. Der Stadtrat sollte dieses Konzept beschließen, um eine verbindliche Entscheidungsgrundlage für die Weiterentwicklung der Stadt zu schaffen, die dann von der Stadtverwaltung auch planungsrechtlich umgesetzt werden kann.

Grundlage des Einzelhandelskonzepts sollten folgende Ziele und Maßnahmen sein:

Innenstadt

Die Innenstadt (das Stadtgebiet innerhalb der historischen Stadtmauer in Verbindung mit der Bahnhofsstraße) soll sich als Standort für den gehobenen Einzelhandel etablieren. Im Vorder­grund steht der Erlebniseinkauf der kombiniert wird mit Dienstleistungen, kulturellen Angeboten, Veranstaltungen, Gastronomie und sonstigen Freizeitmöglichkeiten. Passende Sortimente für die Innenstadt sind:
  • Nahrungs- und Genussmittel, Reformwaren
  • Papier- und Schreibwaren, Bastelbedarf
  • Zeitschriften, Bücher, Musik
  • Pharmazeutika, Drogeriewaren und Kosmetika
  • Bekleidung, Schuhe, Lederwaren, Sportartikel
  • Glas, Porzellan, Haushaltswaren
  • Schmuck, Uhren, Optische Erzeugnisse, Fotobedarf
  • Spielwaren
  • Geschenkartikel, Kunstgewerbe
  • Blumen
  • Elektronikartikel, Mobilfunk

Subzentren

Die Entwicklung der Subzentren (Nürnberger Straße, Freystädter Straße, Altdorfer Straße, Brache am Unteren Tor) muss koordiniert werden, mit dem Ziel, attraktive Konglomerate mit spezifischem Sortiment zu schaffen. Jeder Standort sollte ein eigenes Profil entwickeln, um die Kundenströme gezielt zu lenken und einen höheren Kundennutzen zu schaffen. Die Standorte sollten beschränkt werden auf Sortimente, die charakterisiert sind durch hohen Flächenbedarf, einer Nachfrage in größeren Zeitabständen sowie großes Gewicht oder Sperrigkeit der Produkte, die den Transport mit dem Auto erfordern. Zu diesen Warengruppen zählen:
  • Pflanzen und Gartenbedarf
  • Bausstoff- und Heimwerkerbedarf, Sanitärartikel
  • Möbel, Einrichtungsgegenstände, Küchen und Lampen
  • Teppiche, Bodenbeläge und Heimtextilien
  • Kraftfahrzeuge, Fahrräder und Zubehör
  • Campingartikel
  • Elektrogroßgeräte und Computer
  • Werkzeuge, Maschinen und Zubehör
  • Herde und Öfen

Brache am Unteren Tor

Die Brache am Unteren Tor nimmt eine Sonderstellung ein, da dieser potentielle Einzelhandelsstandort nicht mehr zur Innenstadt gehört, aber durch seine Nähe Frequenzbringer für die Innenstadt sein sollte. An dem Standort sollte deswegen ausgewählter Einzelhandel zusammen mit einem Gesundheit- und Wellnesszentrum (z.B. Tagesklinik, Ärztehaus, Fitnessstudio usw.), Gastronomie sowie anderen Freizeiteinrichtungen und Dienstleistungen angesiedelt werden. Das gesamte Ensemble muss mehrere Bedingungen erfüllen: Es muss gleichzeitig attraktiv für Konsumenten, Nutzer und für einen potentiellen Investor sein, sich architektonisch ins Stadtbild einfügen und das Angebot der Innenstadt sinnvoll ergänzen und nicht verdrängen. Geeignete Einzelhandelstypen für die Brache am Unteren Tor sind: :
  • SB-Warenhaus
  • Fachmärkte (z.B. Elektronikartikel)
  • Kleinteiliger Einzelhandel für den täglichen Bedarf (z.B. Bäcker, Metzger, Schlüsseldienst, Nordsee)

Gesamtstadt

  • In den Wohngebieten soll in fußläufiger Entfernung ein ausreichendes Angebot mit Gütern der Grundversorgung (Bäcker, Metzger usw.) gewährleistet sein.
  • Die einzelnen Handelsstandorte müssen mit öffentlichem Personennahverkehr und Individualverkehr gut erreichbar und mit ausreichend kostengünstigen Parkmöglichkeiten ausgestattet sein.
  • Durch die Stadtplanung, die Sanierung der Altstadt und die Gestaltung von Plätzen und Parks soll die Stadtverwaltung ein angenehmes Lebens-, Arbeits- und Freizeitumfeld schaffen. Hier wurde bereits in der Vergangenheit mit der Gestaltung des Oberen- und Unteren Marktes, mit der Landesgartenschau und der Sanierung der Altstadt viel erreicht. Dies gilt es zu erhalten und weiter auszubauen, um eine hohe Lebens- und Aufenthaltsqualität in der Innenstadt sicherzustellen.
  • Das kulturelle Angebot wird durch das Lothar-Fischer-Museum und die geplante Stadthalle einen großen Schritt nach vorne machen und das bereits jetzt sehr gute Angebot erweitern. Es wird in Zukunft vor allem darum gehen, die bestehenden Möglichkeiten mit Leben zu erfüllen und die Innenstadt als Erlebnisraum zu gestalten und zu präsentieren.

Organisation der Einzelhandelsentwicklung

  • Verschiedene Interessengruppen (Einzelhandel, Gastronomie, Hotellerie, Dienstleister, Stadt, Grundstückseigentümer) sollten sich in einer schlagkräftigen Organisation zusammenschließen, um gemeinsam Aktionen durchzuführen (Feste, Veranstaltungen, Weihnachtsbeleuchtung usw.) und diese mit anderen Veranstaltungen zu koordinieren (z.B. Stadtlauf). Auf diese Weise kann sich Neumarkt mit einem attraktiven Angebot der Öffentlichkeit präsentieren und Besucher in die Stadt locken.
  • Die gleiche Organisation würde die Ansiedlung des Einzelhandels koordinieren. Dazu könnte sie beispielsweise mit den Eigentümern von leerstehenden Einzelhandelsflächen sprechen und Kontakt zu möglichen Mietern aufnehmen. Außerdem müsste eine langfristige Immobilienplanung und -entwicklung mit den Grundstückseigentümern im Konsens realisiert werden, um die Entwicklungsmöglichkeiten einzelner Standorte zu verbessern. Das Ziel ist ein gesunder Branchenmix mit einem zentrenrelevanten Sortiment in der Innenstadt und einigen attraktiven peripheren Einzelhandelssubzentren mit nicht zentrenrelevanten Sortimenten.
  • Zusätzlich sollte diese Organisation Weiterbildung für die Händler, Gastronomen, Hoteliers und Dienstleister anbieten, einen Erfahrungsaustausch organisieren und einen Benchmark anbieten, um alle Potenziale, die den Standort Neumarkt stärken, zu nutzen.

Fazit

Die Zeit ist reif, es muss etwas geschehen!

Um die Attraktivität der Innenstadt zu erhalten und zu verbessern und die Subzentren in der Peripherie koordiniert zu entwickeln, müssen sich die verschiedenen Interessensgruppen an einen Tisch setzen und so bald wie möglich ein detailliertes Konzept für Neumarkt vorlegen. Die Arbeitsgruppe des IHK Gremiums Neumarkt hat einen Vorschlag erarbeitet, der von allen Interessensgruppen getragen werden kann. Auf dieser Grundlage sollten nun konkrete und verbindliche Pläne erstellt und so bald wie möglich umgesetzt werden.

Neumarkt hat mit der Brache am Unteren Tor eine einmalige Chance, das Bild und die Attraktivität der Stadt nachhaltig zu prägen. Ergänzend mit den anderen beschrieben Maßnahmen hat Neumarkt das Potenzial auch bei der Innenstadt- und Einzelhandelsentwicklung besser zu sein als viele andere vergleichbare Städte.

Das IHK Gremium Neumarkt fordert die Politiker, die Fraktionen im Stadtrat, die Parteien, Bürgerinitiativen und die Verwaltung auf, gemeinsam an einem Strang zu ziehen, die Potenzial und Chancen Neumarkts zu nutzen und Neumarkt einen entscheidenden Schritt nach vorne zu bringen. Passend zu dem ehemaligen Esso-Gelände heißt es deswegen: Es gibt viel zu tun, packen wir es an!

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